Heute Abend im TV: Erster „Tatort“ mit schwulem Kommissar?

Von: Von MICHAEL NIEHUS

Schon länger setzen sich Tatort-Stars wie Axel Prahl (55) oder Stefan Gubser (58) für einen homosexuellen Tatort-Kommissar ein. Und im neuen Berliner Fall „Ätzend“ (Sonntag 20.15 Uhr, ARD) wird klar: Ermittler Robert Karow (Mark Waschke) ist schwul.

In einer Kneipe lernt er einen Mann kennen und nimmt ihn mit zu sich nach Hause. Die nächste Szene zeigt Karow mit freiem Oberkörper auf seinem Balkon bei der „Zigarette danach“.

Zwar ist der Kölner Assistent Tobias Reisser (Patrick Abozen) schwul; und die Schweizer Kommissarin Liz Ritschard (Delia Mayer) hatte schon mal eine Affäre mit einer Frau. Doch eine schwule Hauptrolle hat es in den 45 Jahren der ARD-Krimireihe noch nicht gegeben.

„Manche Mühlen mahlen halt langsam“, sagt Markus Ulrich vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland. „Es wäre natürlich schöner gewesen, wenn es schon vor zehn Jahren einen schwulen Tatort-Kommissar gegeben hätte. Aber es macht die Sache, dass es jetzt einen gibt, nicht schlechter.“

Wichtig sei nun, „dass ein Tatort-Kommissar nicht nur schwul, sondern seine Homosexualität nur eine seiner Eigenschaften ist“. Und so ist es – das Outing des Kommissars ist nur ein Randaspekt des Krimis.

Im Mittelpunkt stehen zwei Leichen, die auf einer Baustelle entdeckt werden – eine in einem Säurefaß, die andere in Folie gewickelt unter der Erde.

Einer der Toten trägt einen Herzschrittmacher, dieser führt Karow und seine Kollegin Rubin (Meret Becker) zu einer Familie, die illegal in Deutschland lebt. Doch bei ihren Ermittlungen behindern und misstrauen sich die Kommissare gegenseitig: Karow untersucht nämlich parallel auf eigene Faust weiter den Mord an einem Kollegen, der ihn schon im ersten Berliner Fall beschäftigt hat.

Dass er schwul ist, wird hingegen nur beiläufig klar. „Ich finde, seine Sexualität ist im 21. Jahrhundert in einer Stadt wie Berlin wohl nicht selten“, erklärt Drehbuchautor Stephan Wagner, der den Fall „Ätzend“ geschrieben hat. „Und so hat auch ein Kommissar das Recht, seine Sexualität so auszuleben, wie er es will.“

Fazit: Ein ziemlich komplexer, aber spannender Fall, der im dritten und vierten Berliner Tatort weitererzählt werden wird.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.