An den Ständen der Industrieausstellung während des Forums wurden konkrete technische Lösungen diskutiert. Foto: Preuß Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunststoff: Forum zeigt rosige Zukunftsaussichten für Betriebe / Entwicklungen rechtzeitig in neue Technologien umwandeln

Von Stefan Preuß

Die Zukunftsaussichten der kunststoffverarbeitenden Betriebe in der Region sind gut –sie müssen aber neue Entwicklungen früh erkennen und rechtzeitig neue Technologien umsetzen.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Dies wurde während des Innovationsforums "Smart Plastics –Kunststoffverarbeitung von Übermorgen" deutlich. Das Kunststoff Institut Südwest (KISW) hatte in Zusammenarbeit mit der Clusterorganisation TechnologyMountains Experten versammelt, um mit Vorträgen und im Dialog aufkommende Entwicklungen zu benennen und praktikable Antworten zu formulieren. "Produkte und Lösungen aus Kunststoff unterliegen wie andere Werkstoffe dem Trend zur Miniaturisierung, sie müssen zunehmend Elektronik integrieren und neue Funktionen abdecken" benannte KISW-Geschäftsführer Siegfried Kaiser zentrale Anforderungen.

"Hier werden Antworten auf Zukunftsfragen erarbeitet"

Harald Stallforth, Vorstand der TechnologyMountains, betonte die hohe Fertigungstiefe bei den hiesigen Unternehmen, so dass die Sicherung der Hochtechnologie auf vielen Ebenen stattfinden müsse. Dies alles sei in vernetzten Strukturen wesentlich aussichtsreicher anzugehen als alleine. Stallforth verwies auf die weiteren Innovationsforen zur Mikrotechnologie und smarten Systemen, Medizintechnik und zur Zerspanung: "Hier werden umfassend Antworten auf Zukunftsfragen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit erarbeitet." Die Anforderungen, die auf die Unternehmen zukommen, umriss Wolfram Hofschulte, Vice President IMS Gear in Donaueschingen. Ausgangspunkt sei die Frage, "wer eigentlich die Technologietrends von morgen definiert?" Hier sieht Hofschule eher die amerikanischen Giganten wie Google, Amazon oder Apple am Zug und weniger die heutigen Hauptkunden aus Stuttgart, München oder Wolfsburg. Zugespitzt formuliert bedeute dies: "Werden die heutigen Hersteller zu deren verlängerter Werkbank?"

Sicher sei aber, das leichte, mikroporöse Strukturen, elektrisch leitende, Wärme abführende, Energie absorbierende, gleichzeitig hochfeste und flexible oder selbstheilende Kunststoffe in Zukunft dominieren werden. "Und das alles bei drastisch verkürzten Entwicklungszeiten und für die Grosserie gleichermaßen wie bei minimalen Losgrößen" legte Hofschulte nach. Das alles sei nur interdisziplinär zu lösen und mit einer gewandelten Einstellung. Hofschulte: "Früher haben die Großen die Kleinen gefressen, heute die Schnellen die Langsamen, und morgen gewinnen die Flexiblen gegen die Starren."

Oliver Grönlund, Leiter der Entwicklung bei B- Braun in Melsungen, der Muttergesellschaft der Aesculap AG, zeigte auf, wie das Unternehmen diese Trends aufnimmt und umsetzt. Kunststoffe würden auch in der Medizintechnik immer weitere Verbreitung finden, bei steigenden Anforderungen an die Eigenschaften, etwa verbesserte antimikrobielle Oberflächen.

Neue Werkstoffe für aggressive Medikamente, zum Beispiel in der Krebstherapie, bildeten einen weiteren Schwerpunkt. Und: "Die Robotik wird definitiv ein großes Thema in der Pflege."

Dafür bedürfe es kontaktierter Kunststoffe mit Sensorik, sagte Grönlund. Bei einer Vielzahl von Vorträgen und Diskussionen tauschten sich die annähernd 100 Experten über die Zukunftsfragen hinaus auch zwei Tage lang zu den aktuellen technischen Herausforderungen aus. Die Themen reichten von optimaler Werkzeugkorrektur, Maschinendesign über Lasersintern bis hin zu additiven Verfahren im Werkzeug- und Formenbau.

"Kunststoffprodukte wandeln sich zu High-Tech-Anwendungen"

Fazit von Siegfried Kaiser: "Kunststoffprodukte wandeln sich mit rasender Geschwindigkeit vom bloßen Spritzgussteil hin zu High-Tech-Anwendungen. Diese Entwicklungen muss man verfolgen, und man muss sich auf die Veränderungen vorbereiten."