Ein Mann hat am Montagabend auf dem S-Bahnhof Tempelhof einen 19-Jährigen homophob beleidigt und mit Tritten gegen den Kopf verletzt. Der Übergriff soll sich laut Polizei gegen 17 Uhr auf einem Bahnsteig im Bahnhof Tempelhof ereignet haben. Angezeigt wurde die Tat vom Geschädigten erst Stunden später. Der 19-Jährige gab demnach an, dass er erst von einem Unbekannten beleidigt worden sei. Als er die Flucht ergreifen wollte, sei ihm der Mann gefolgt, habe ihm ins Gesicht geschlagen und ihn zu Fall gebracht. Anschließend soll der Unbe­kannte ihm mehrfach in den Rücken getreten haben. Als der mutmaß­liche Täter von ihm abließ, sei er geflüchtet und habe von zu Hause aus die Rettungskräfte alarmiert, die ihn mit Kopfverletzungen in ein Krankenhaus brachten, das er nach ärztlicher Behandlung inzwischen wieder verlassen konnte. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt hat nun die weiteren Ermittlungen übernommen.

Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art in Berlin in diesem Jahr. Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) verzeichnete bis November 113 Angriffe gegen Schwule, Lesben und Transsexuelle, die bei der Polizei gemeldet wurden. Damit ist die Zahl der Übergriffe im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Im gleichen Zeitraum im Jahr 2015 waren es laut Polizei 107 erfasste Fälle. Schwerpunkte waren Mitte, Kreuzberg und Schöneberg. Aufgeklärt wurden laut Polizei bislang 40 Prozent der Taten.

Die tatsächlichen Zahlen dürften laut Experten aber mindestens doppelt so hoch sein. Bei vielen Opfern gibt es laut LSVD eine Hemmschwelle, zur Polizei zu gehen, sich zu offenbaren und auch noch Anzeige zu erstatten. So registrierte etwa das Anti-Gewalt- und Beratungsprojekt Maneo 2015 rund 260 Fälle von Gewalt gegen Lesben, Schwule und Transsexuelle – darunter viele Fälle, die nicht bis zur Anzeige gebracht wurden. Zahlen für das aktuelle Jahr liegen noch nicht vor.