AVW informiert

Das Versicherungsjahr 2016 im Rückblick

Was hat sich 2016 in der Versicherungswirtschaft getan? Welche Themen haben die Branche beschäftigt? Welche Ereignisse und Entwicklungen wirken sich auch auf Folgejahre aus? Wir werfen einen Blick zurück auf das Versicherungsjahr 2016 und erläutern, wie die AVW auf die Marktgegebenheiten eingeht.

Niedrigzinsen prägen die Versicherungswirtschaft

Die Niedrigzinsen prägten in vielen Bereichen die Entwicklung der Assekuranz in 2016. Der weitere Verfall der Zinsen hielt nicht nur die Lebensversicherer in Atem, sondern wirkte sich mittlerweile neben der Krankenversicherung auch auf alle anderen Geschäftsfelder der Versicherungswirtschaft massiv aus. Das vergangene Jahr markierte diesbezüglich mit der Einführung von Strafzinsen bzw. Verwahrentgelten für Geldanlagen und einer Negativrendite für Bundesanleihen, eine zuvor nicht für möglich gehaltene Extremsituation.

Die Lebensversicherer und Pensionskassen stehen deshalb unter verstärkter Beobachtung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Einige haben ihr Neugeschäft bereits eingestellt. Die Lasten der Lebensversicherer aus dem Altbestand mit hohen Garantiezinsen wiegen angesichts des Zinsverfalls immer schwerer. In 2016 ist die Zinszusatzreserve um weitere 13 Mrd. Euro angestiegen. Damit hat die Branche jetzt rund 45 Mrd. Euro zurückgestellt, um frühere Zinsgarantien zu bedienen. In 2017 könnte diese Summe, je nach Zinsentwicklung, auf bis zu 65 Mrd. Euro ansteigen.

Vor dem Hintergrund der in 2016 erfolgten Implementierung von „Solvency II“ und des aktuellen Niedrigzinsumfeldes, wird in der wirtschaftlichen Situation der Druck der Aufsichtsbehörde verstärkt Kapitalzuführungen oder die Abgabe von Patronatserklärungen erfordern. Deshalb werden zumeist gut kapitalisierte und ertragreiche Schaden-/Unfallversicherer für das sogenannte Kompositgeschäft der Konzernverbünde immer  wichtiger. Die Kompositversicherer müssen nicht nur die infolge der andauernden Niedrigzinsphase erodierenden eigenen Kapitalanlageerträge kompensieren, sondern teilweise auch noch gesunkene Zinserträge der konzerneigenen Lebensversicherer durch Kapitalzuführungen oder Zeichnung von Nachrangkapital ausgleichen.

Vor diesem Hintergrund dürften insbesondere die Schaden-/Unfallversicherer mit Konzerneinbindung kein Interesse daran haben, den Preiswettbewerb durch Prämienabsenkung oder Bedingungszugeständnisse zu forcieren. Vor allem in den wesentlichen Versicherungszweigen Kraftfahrzeug- und Wohngebäudeversicherung mit Beitragseinnahmen 2016 von 26 Mrd. bzw. 7 Mrd. Euro, ist keine Abkehr von der zuletzt risikogerechten Tarifierungspolitik zu erwarten. Im Branchendurchschnitt erhöhten sich die Beiträge zur Wohngebäudeversicherung gegenüber dem Vorjahr um 7 %.

Schadenlast in 2016 durch Katastrophenereignisse gestiegen

Die Schadenbilanz des Versicherungsjahres 2016 fällt differenziert aus. Im Vergleich zu den schadenarmen Vorjahren erhöhte sich die Schadenlast weltweit durch zahlreiche Katastrophenereignisse spürbar. Nach vorläufigen Zahlen erhöhte sich der gesamtwirtschaftliche Schaden aus Natur- und Man-made-Katastrophen stark von 94 Mrd. US-Dollar auf 158 Mrd. US-Dollar. Diese Schäden wurden vor allem durch Naturkatastrophen wie Erdbeben und Überschwemmungen verursacht. Auch die versicherten Schäden waren 2016 mit rund 49 Mrd. US-Dollar höher als im Vorjahr (37 Mrd. US-Dollar). Dabei war 2016 geprägt von zahlreichen Erdbeben weltweit, beispielsweise in Taiwan, Japan, Ecuador, Italien und Neuseeland. Das Beben in der japanischen Präfektur Kumamoto am 16.04.2016 mit einer Stärke von 7,0 war mit 5 Mrd. US-Dollar Versicherungsschaden das teuerste Katastrophenereignis des Jahres. Die versicherten Schäden der verheerenden Erdbeben in Italien werden dagegen nur auf 70 Mio. US-Dollar geschätzt, weil in Italien, der achtgrößten Volkswirtschaft der Welt, nur 1 % aller Häuser gegen Erdbeben versichert sind.

In Europa brachten Ende Mai/Anfang Juni zudem zwei langsam verlaufende Sturmtiefs Gewitter, Sturzfluten und überschwemmte Flüsse mit sich. Am stärksten betroffen waren Frankreich und Deutschland. Die Stürme und Überschwemmungen verursachten Gesamtschäden in Höhe von insgesamt 39 Mrd. US-Dollar, die versicherten Schäden betrugen 2,9 Mrd. US-Dollar, wobei in Deutschland die beiden Unwetter „Elvira“ und „Friederike“ innerhalb weniger Tage Schäden von rund 1,2 Mrd. Euro anrichteten, an Gebäuden, Hausrat, Autos sowie Gewerbe- und Industrieunternehmen. Dafür wurden jedoch die leidgeprüften deutschen Wohngebäudeversicherer von Herbst- und Winterstürmen weitgehend verschont.

Insgesamt werden in der Wohngebäudeversicherung in 2016 trotz der gegenüber dem Vorjahr um insgesamt 7 % höheren Beitragseinnahmen, leicht rote Zahlen erwartet, bei einer erwarteten Schaden-Kostenquote von 101 %.

Wie geht man am besten mit der Entwicklung um? AVW unterstützt!

Vor dem Hintergrund der Marktverhärtung in der Gebäudeversicherung, die sich in selektiver Zeichnungspolitik und restriktivem Regulierungsverhalten der meisten Versicherer zeigt, kommt dem Schadenmanagement weiter steigende Bedeutung zu. Dies umfasst einerseits die administrative Abwicklung von Frequenzschäden und andererseits die qualifizierte Schadenanalyse und -beratung mit dem Ziel, den Schadenaufwand der wohnungswirtschaftlichen Kunden zu reduzieren bzw. durch präventive Maßnahmen zu begrenzen. In diesem Zusammenhang bereitet die AVW die kundenindividuellen Schadendaten strukturiert auf, analysiert die Schadenursachen und deren Häufung, berät hinsichtlich Schadenprävention und nutzt die daraus gewonnenen Erkenntnisse gegebenenfalls zur Modifizierung der Versicherungsdeckung und Vertragsgestaltung. Insbesondere im  Bereich von Leitungswasserrisiken bestehen gute Möglichkeiten, durch strukturierte Aufbereitung von Schadeninformationen und -ursachen, die Risiken und somit den Schadenaufwand der Kunden zu vermindern.

Darüber hinaus entwickeln wir die Beratung zur Schadenprävention von Leitungswasserschäden. Hierzu soll die Schadenerfahrung der deutschen Versicherungswirtschaft aus jährlich mehr als 1 Mio. Leitungswasserschäden analysiert und den technischen Entscheidern der Wohnungsunternehmen mit bewährten Lösungsansätzen zur Verfügung gestellt werden. Die AVW koordiniert den diesbezüglichen Austausch der Experten und dient als Multiplikator des fachspezifischen Know-hows aus der Versicherungs- in die Wohnungswirtschaft. Damit bietet die AVW ihren Kunden einen weiteren Zusatznutzen mit dem Ziel, bei reduziertem Schadenaufwand die Versicherungskosten abzusenken bzw. im verhärteten Marktumfeld zumindest zu stabilisieren.

Mit verschiedenen Fachveranstaltungen informiert die AVW über aktuelle Markt- und Produktentwicklungen und sorgt für den branchenspezifischen Austausch innerhalb der Wohnungswirtschaft. Dabei werden neben den Geschäftsleitungen sowie den Versicherungsverantwortlichen, auch die technischen Entscheider der großen Wohnungsunternehmen erreicht. Fachbeiträge in verschiedenen Branchenmedien und ein Informationsdienst zu immobilienwirtschaftlichen Versicherungsthemen, runden die Aktivitäten ab.

Mit der Bereitstellung von Informationen zur Analyse der Schadenursachen in Verbindung mit Präventionsberatung leistet die AVW einen wesentlichen Beitrag zur Minderung des Schadenaufwands und wirkt damit letztlich den schadenverlaufsabhängigen und marktbedingten Prämienerhöhungen der Versicherer entgegen.