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Homosexuelle und Transgender als Opfer Bundesregierung registriert 300 Straftaten aus Hass

300 Straftaten haben die Behörden im vergangenen Jahr registriert, die sich gegen die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität des Opfers richteten. Das geht aus Zahlen des Innenministeriums hervor.

In Deutschland hat es im vergangenen Jahr mindestens 300 homophob oder transphob motivierte Straftaten gegeben. So viele Fälle wurden nach Angaben des Bundesinnenministeriums registriert. Die Taten richteten sich gegen die sexuelle Orientierung oder die Geschlechtsidentität des Opfers. Insgesamt wurden 161 Tatverdächtige ermittelt.

Die Zahlen gehen aus der Antwort auf eine schriftliche Anfrage der Grünen-Abgeordneten Ulle Schauws hervor, die dem SPIEGEL vorliegt. Schauws wollte wissen, wie viele homo- beziehungsweise transphob motivierte Straf- und Gewalttaten nach Kenntnis der Bundesregierung im Jahr 2017 erfasst wurden.

Im Vergleich zum Vorjahr sind die Zahlen nach Angaben des Bundesinnenministeriums leicht rückläufig. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum wurden 316 Straftaten in der Kategorie "Sexuelle Orientierung/Hasskriminalität" erfasst. Darunter verstehen die Behörden Straftaten, die sich konkret gegen die sexuelle Orientierung von Lesben, Schwulen und Bisexuellen und gegen die Geschlechtsidentität von Transgender-Personen und Intersexuellen richten.

Angst vor Stigmatisierung

Die Dunkelziffer ist bei derartigen Übergriffen laut Experten hoch. Zum einen müssen die Polizisten einen homo- oder transphoben Hintergrund erkennen. Oft werden die Straftaten auch nicht angezeigt, manchmal fürchten die Betroffenen eine weitere Stigmatisierung.

In Berlin funktioniere die Zusammenarbeit zwischen dem Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) und der Polizei gut und vertrauensvoll, sagte LSVD-Sprecher Jörg Steinert dem SPIEGEL. Laut LSVD ist die Diskrepanz in der Erfassung der Straftaten zwischen den Bundesländern sehr hoch: Berlin sei das einzige Bundesland, das die Zahlen der homo- und transphoben Straftaten in der Kriminalitätsstatistik veröffentlicht. "Die Zahl 300 ist nur die Spitze des Eisbergs", sagte LSVD-Sprecher Markus Ulrich dem SPIEGEL.

"300 homophobe und transphobe Straftaten sind 300 zu viel. Da werden Menschen angegriffen, weil sie sind, wie sie sind", sagte Schauws dem SPIEGEL. Sie fordert eine Präventionsstrategie und einen Aktionsplan der Bundesregierung, um gegen Hassverbrechen an Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Intersexuellen vorzugehen. Im neuen Koalitionsvertrag würden die Belange der queeren Community nicht erwähnt.

Tatsächlich steht in dem Dokument nur, dass alle Menschen "unabhängig von ihrer sexuellen Identität frei und sicher leben können" sollten - mit gleichen Rechten und Pflichten. Homosexuellen- und Transfeindlichkeit verurteile man und wirke jeder Diskriminierung entgegen. Man werde die Beschlüsse des Bundesverfassungsgerichts hierzu umsetzen.

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