Olympische Winterspiele 2018 | 28. Januar 2018
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«Wenn ich das schaffe, kann man auch träumen»

Jonas Hunziker (23) aus Brienz fährt an die Olympischen Spiele in Pyeongchang. Im Interview spricht er über seine Rückkehr nach der Verletzung, seine Chancen in Südkorea und warum das Team im Februar zuerst nach Japan fliegt.
von Nils Sager
Am Ziel: Jonas Hunziker (23) darf an den Olympischen Spielen in Pyeongchang starten.
Am Ziel: Jonas Hunziker (23) darf an den Olympischen Spielen in Pyeongchang starten.Foto: Elmar Bossard

Im März vergangenen Jahres verletzte Jonas Hunziker sich schwer. In der Big-Air-Qualifikation an den X-Games in Oslo stürzte er. Bei der Landung zog der heute 23-Jährige sich einen Wadenbeinbruch und einen Bänderriss zu. Elf Monate später wird Jonas Hunziker an den Olympischen Spielen in Südkorea starten.

In Magglingen arbeitete Hunziker an seiner Rehabilitation. Schnell fand er zurück zu alter Form. Nach fünf Weltcups ist er schon Elfter der Slopestyle-Gesamtwertung. Ausschlaggebend für die erfolgreiche Rückkehr war die gute Unterstützung vom Verband und seinem Umfeld, sagt Hunziker, der mittlerweile mit seinen Eltern von Brienzwiler nach Brienz gezogen ist. Im Interview erzählt er, was er sich für die Olympischen Spiele vorgenommen hat und warum er mental stärker geworden ist.

Ich will die Olympischen Spiele geniessen und das Maximum herausholen

Jonas Hunziker Freeskier

Jonas Hunziker, ich nehme an, ein Traum wird wahr?

Jonas Hunziker: Ja, voll. Die Olympischen Spiele waren die ganzen letzten Jahre über mein Ziel. Es ist wahnsinnig schön, dass ich jetzt mitfahren kann.

Und das, obwohl du diese Saison von einer Verletzung zurückkommen musstest.

Ich bin sehr stolz, dass ich mich trotz der Verletzung und des starken Konkurrenzkampfs im Team für Olympia qualifizieren konnte. Dass ich so stark zurückgekommen bin und im Weltcup konstant in die Finals fahre, freut mich extrem.

Hattest du damit gerechnet?

Es lag wenig Zeit zwischen meiner Verletzung und dem ersten Wettkampf der Saison, der schon Teil der Olympia-Selektion war. Ich war nur acht Tage im Schnee vor dem Weltcupstart und bin trotzdem gut gefahren. Seitdem komme ich immer besser in Form.

Letzte Saison hast du gesagt, du bist körperlich und mental so stark wie noch nie. Wie fit bist du diese Saison nach der Verletzung?

Ich bin auf jeden Fall fit. Ich habe das Gefühl, dass ich in beiden Bereichen nochmal Fortschritte gemacht habe. Körperlich und skifahrerisch bin ich gut unterwegs. Während der Verletzung habe ich ausserdem mit Sportpsychologe Thomas Theurillat gearbeitet. Meine verbesserte mentale Stärke ist sicher auch ein Punkt, warum ich die Selektion geschafft habe.

Inwiefern?

Man muss im Wettkampf seine beste Leistung abliefern können. Das ist auch Kopfsache. Da habe ich Fortschritte gemacht.

Ich habe bewiesen, dass ich es beherrsche, einen sehr guten Lauf abzuliefern

Jonas Hunziker

In Mammoth in den USA zeigte Jonas Hunziker, dass er mit der absoluten Weltspitze mithalten kann …
In Mammoth in den USA zeigte Jonas Hunziker, dass er mit der absoluten Weltspitze mithalten kann …Foto: Elmar Bossard
Mit welchen Zielen reist du nach Pyeongchang?

In unserem Sport ist die Spitze momentan extrem eng beieinander. Von den 30 Leuten, die in Südkorea am Start sind, haben fast alle die Chance, ganz nach vorne zu fahren. Darum habe ich mir keinen Rang vorgenommen. Ich bin zufrieden, wenn ich meine bestmögliche Leistung zeigen kann. Mein Ziel ist, in der Qualifikation ins Finale zu fahren. Wenn ich das schaffe, kann man auch träumen.

Apropos Qualifikation: In Snowmass und Mammoth Mountain in den USA bist du an den letzten zwei Weltcups in der Qualifikation zwei Mal Zweiter geworden. Im Finale hat es dann aber nur für einen 13. und zehnten Platz gereicht. Warum?

In Snowmass bin ich im Finale nicht mehr so gut gefahren. Da wollte ich meinen Lauf umstellen, aber ich hatte zu wenig Zeit im Training. Darum ist mein Plan nicht aufgegangen. In Mammoth habe ich einen super Lauf gemacht. Da waren die Abstände zwischen Platz vier und elf sehr klein (2.4 Punkte, Anm. d. Red.). Wie weit nach vorne es geht, hängt auch von Faktoren ab, die ich nicht beeinflussen kann.

Bist du trotzdem zufrieden mit deiner Saisonleistung?

Bis jetzt sehr. Beim Weltcup in Frankreich, wo ich Vierter wurde, konnte ich zeigen, dass es sehr weit nach vorne gehen kann, wenn es gut läuft. Und in den USA konnte ich in einem stark besetzten Feld zwei Mal ins Finale fahren. Ich habe bewiesen, dass ich es beherrsche, einen sehr guten Lauf abzuliefern.

Du bist in den letzten Jahren im Big Air fast erfolgreicher gefahren als im Slopestyle. Ist es schade, dass Big Air keine Olympische Disziplin ist?

Für uns ist das extrem schade. Vor allem weil es im Snowboard schon olympisch ist und im Freeski noch nicht. Aber das kann ich nicht beeinflussen, darum mache ich mir keine Gedanken darüber. Ich hoffe aber, dass es in vier Jahren Teil des olympischen Programms ist.

Was ist beim Slopestyle schwieriger als bei einem Big-Air-Sprung?

Die Schwierigkeit ist die Anzahl Elemente. An den Olympischen Spielen fahren wir sechs Elemente. Da muss man von oben bis unten fehlerfrei Ski fahren und einen Lauf ohne Unsicherheiten ins Ziel bringen.

Einen neuen Mega-Trick dazulernen, das ist nicht mehr möglich

Jonas Hunziker

Vor den Olympischen Spielen will Jonas Hunziker Routine und Sicherheit bei seinen Sprüngen verbessern.
Vor den Olympischen Spielen will Jonas Hunziker Routine und Sicherheit bei seinen Sprüngen verbessern.Foto: Elmar Bossard
Habt ihr auf der Olympiastrecke schon mal trainiert?

Vor zwei Jahren hatten wir einen Weltcup dort. Obwohl ich das Finale verpasst habe, ist es eigentlich gut gelaufen für mich. Am Ende wurde ich Zwölfter.

Wie sieht die Vorbereitung in den nächsten Wochen bis Olympia aus?

Diese Woche regeneriere ich ein wenig und arbeite an der Fitness. Nächste Woche trainieren wir mit dem Team in Laax. Dort geht es um den Feinschliff.

Was muss noch geschliffen werden?

Ich werde probieren, den ein oder anderen Sprung zu verbessern. Wichtig sind viele Wiederholungen, damit ich an Routine und Sicherheit gewinne. Vielleicht probiere ich noch eine neue Grab-Kombination. Aber den neuen Mega-Trick dazulernen, das ist nicht möglich.

Und dann geht es nach Südkorea.

Am 8. Februar ist die Abreise. Vor Pyeongchang sind wir mit dem Swiss-Freeski-Team aber noch zwei Tage in Japan. Die Idee hatten die Trainer und der Verband. Wir wollen uns dort an die Zeitzone gewöhnen und vor den Spielen nochmal etwas abschalten.

Und worauf freust du dich an den Olympischen Spielen am meisten?

Auf das ganze Erlebnis. Aber vor allem natürlich auf den Wettkampf. Ich will die Olympischen Spiele geniessen und das Maximum herausholen. Es ist eine einmalige Chance.