AVW informiert

Jahresrückblick: Das Versicherungsjahr 2017

Weltweite Unwetter, Solvency II und anhaltende Niedrigzinsphase sowie Cyber-Risiken – diese Themen bewegten 2017 die Versicherungswirtschaft. Welche Auswirkungen haben diese Entwicklungen auf die Versicherung von Immobilien? Was müssen Wohnungsunternehmen beachten? Hartmut Rösler, Geschäftsführer der AVW Unternehmensgruppe, blickt zurück auf das Jahr 2017 und gibt Antworten auf diese Fragen.

Weltweit schadenträchtigstes Jahr der Versicherungsgeschichte

2017 war eines der schadenträchtigsten Jahre der Versicherungsgeschichte. Die Tropenstürme „Harvey“, „Irma“ und „Maria“ haben die teuerste Hurrikan-Saison überhaupt verursacht. Die versicherten Schäden erreichten rund 100 Mrd. US-Dollar, deutlich mehr als bei „Katrina“ im Jahr 2005. Die Rückversicherer hoffen auf eine Trendwende bei den Preisen für Katastrophendeckung, die in den letzten Jahren dank hoher Kapazitäten auch aus alternativem Kapital stark erodiert waren. Es ist weltweit mit einer Anhebung des Prämienniveaus zu rechnen.

Starkregen und Stürme verursachten auch in Deutschland erhebliche Lasten für die Gebäudeversicherer. Im Vergleich zu früheren Jahren war 2017 in Deutschland hinsichtlich der Schäden aus Naturgefahren aber ein eher schadenarmes Jahr.

Herausforderung für Versicherer: Solvency II und Niedrigzinsphase

Die EU-Richtlinie Solvency II prägte auch 2017 das Geschäft der Versicherer. In der Niedrigzinsphase werden die Anforderungen vor allem für die deutschen Lebensversicherer zur Herausforderung. Zur Finanzierung der Bestandsgarantien müssen mehr Mittel für die Zinszusatzreserve aufgebracht werden. Anfang 2017 lag sie bei rund 45 Mrd. Euro; mittlerweile dürfte sie erneut deutlich aufgefüllt worden sein. Dafür mussten in erheblichem Umfang Reserven realisiert werden.

Mit Spannung wurden deshalb die SFCR-Berichte zur Finanz- und Ertragslage erwartet. Dabei geht es um den „Kapitalpuffer“, den eine Versicherungsgesellschaft benötigt, um ihre Verpflichtungen auch dann erfüllen zu können, wenn sich die Rahmenbedingungen durch ein Ereignis, das statistisch nur alle 200 Jahre eintritt, verschlechtern sollten. Das Ergebnis: Die Mehrheit der Versicherer erfüllt die Anforderungen; vor allem in der Sach- und Krankenversicherung. Bei den Lebensversicherern bleiben einige Gesellschaften unter 100%. 

Versicherung von Cyber-Risiken

Spektakuläre Schadenfälle wie der Angriff durch die Wanna Cry-Software, der ganze Unternehmen lahm legte, rücken Cyber-Risiken in die Öffentlichkeit. Das Betriebsunterbrechungsrisiko gerät immer mehr in den Fokus der gewerblichen Cyber-Deckung. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht erlaubt es Cyber-Versicherern seit kurzem unter bestimmten Voraussetzungen, Lösegeldforderungen von Erpressern mitzuversichern und für die Produkte zu werben. Zuvor durften Versicherer Lösegelddeckungen nicht mit anderen Deckungen bündeln. 

Schwarze Null in der Wohngebäudesparte erwartet

Die im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. zusammengeschlossenen Kompositversicherer (Schaden- und Unfallversicherer) haben 2017 die Beitragseinnahmen hochgerechnet um rund 3% auf 68,2 Mrd. Euro ausgebaut. Der Zuwachs der Versicherungsleistungen im Jahr 2017 fiel mit hochgerechnet 3,2% leicht höher aus als bei den Beiträgen. Die KFZ-Flottenversicherung sowie der Bereich „Sach/Industrie/Gewerbe/Landwirtschaft“ bleiben voraussichtlich im tiefroten Bereich. Für die Sparte Wohngebäudeversicherung wird nach einer intensiven Phase der Marktverhärtung und relativ geringer Schadenbelastung durch Unwetter in 2017 eine schwarze Null erwartet.

Was bedeutet das aktuelle Marktumfeld für die Versicherung von Immobilien?

Durch die Marktverhärtung in der Gebäudeversicherung sowie Solvency II, was sich in selektiver Zeichnungspolitik und tendenziell restriktivem Regulierungsverhalten der meisten Versicherer zeigt, kommt dem Schadenmanagement weiterhin eine hohe Bedeutung zu. Dies umfasst die administrative Abwicklung von Frequenzschäden und die Schadenanalyse und -beratung mit dem Ziel, den Schadenaufwand zu reduzieren bzw. durch geeignete Schadenprävention oder -minderungsmaßnahmen zu begrenzen.

Die AVW unterstützt ihre Kunden und bereitet die kundenindividuellen Schadendaten auf, analysiert Ursachen und Häufung, berät hinsichtlich Schadenprävention und nutzt die Erkenntnisse gegebenenfalls zur Modifizierung der Versicherungsdeckung und Vertragsgestaltung. Die AVW unterstützt darüber hinaus beim Thema Schadenprävention von Leitungswasserschäden mit dem FORUM LEITUNGSWASSER. Damit bietet die AVW einen weiteren Zusatznutzen mit dem Ziel, bei reduziertem Schadenaufwand die Versicherungskosten abzusenken bzw. im verhärteten Marktumfeld zu stabilisieren.