Katholikentags-Podium mit SPD-Politikerin Barbara Hendricks

Essener Weihbischof für neuen Umgang mit Schwulen und Lesben

Der Essener Weihbischof Ludger Schepers hat sich für einen neuen Umgang der katholischen Kirche mit Schwulen und Lesben ausgesprochen. Die Kirche müsse „ihre Schuldgeschichte anerkennen“, sagte Schepers am Freitag beim Katholikentag.

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Der Essener Weihbischof Ludger Schepers hat sich für einen neuen Umgang der katholischen Kirche mit Schwulen und Lesben ausgesprochen. Die Kirche müsse „ihre Schuldgeschichte anerkennen in der Verfolgung und Missachtung dieser Menschen“, sagte Schepers am Freitag nach Angaben des Bistums bei einem Podiumsgespräch der Arbeitsgemeinschaft „Homosexuelle und Kirche“ auf dem Katholikentag in Münster.

„Schwule sind von Gott gewollt, da gibt es nichts zu diskriminieren.“ Das Thema Sexualität sei in der katholischen Kirche „überproportional vertreten“, so Schepers, der der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz angehört. Papst Franziskus habe aber Türen geöffnet für eine Versöhnung zwischen der Kirche und Homosexuellen. Er wünsche sich, „dass es darüber eine offene Diskussion in der Deutschen Bischofskonferenz, aber auch bei unseren Kontakten in der Weltkirche gibt“, erklärte der Weihbischof.

Papst Franziskus habe mit seinem Schreiben „Amoris Laetitia“ (die Freude der Liebe) und der darin enthaltenen Absage an die Diskriminierung von Homosexuellen eine „Steilvorlage“ geliefert, erklärte Schepers. Gerade im internationalen Kontext erlebe er in der Kirche aber noch oft eine tabuisierende Haltung zu dem Thema. Der Essener Weihbischof betonte ausdrücklich, dass er sich nicht als Vertreter der Bischofskonferenz, sondern als Vertreter des Ruhr-Bistums an der Debatte beteilige.

 

Barbara Hendricks beklagt mangelnde Solidarität

 

Die frühere Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sagte mit Blick auf eine mögliche Segnung homosexueller Paare: „Die Kirche darf das Sakrament der Ehe Mann und Frau vorbehalten - aber sie darf einen Segen nicht verweigern!“ Die SPD-Politikerin, die Mitglied im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken und seit Oktober mit ihrer langjährigen Lebenspartnerin verheiratet ist, äußerte in diesem Zusammenhang Unverständnis, dass die Kirche „Häuser, Tiere und Motorräder“ segne, aber keine homosexuellen Paare.

Hendricks kritisierte auch eine mangelnde Solidarität der Amtskirche mit verfolgten Homosexuellen. Es dürfe nicht sein, dass wie in Uganda die Bischöfe zu Pogromen gegen Homosexuelle schwiegen, die von evangelikalen Christen geschürt worden seien. „Ihnen müsste der Vatikan den Rücken stärken, damit die Bischöfe aufstehen und sagen: Nein, auch die Homosexuellen sind Geschöpfe Gottes.“ Eine ernst gemeinte Entschuldigung der Kirche für das jahrhundertelange Unrecht gegenüber Homosexuellen erfordere „mutige Schritte in der Weltkirche“.

 

Skepsis bei Verbandssprecher

 

Der frühere Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland (LSVD), Manfred Bruns, äußerte sich mit Blick auf grundlegende Reformen in diesem Punkt skeptisch. Das Unfehlbarkeitsdogma der Kirche würde auf dem Spiel stehen, „wenn sie zugeben würde, dass sie jahrhundertelang falsch gelegen hat“.

Die Kirche sei reformunfähig, solange sie von einer „Riege alter Männer geführt wird, die keine erfüllte Partnerschaft erlebt“, so Bruns. Er selbst, der nach eigenen Worten aus einer streng katholischen Familie stammt, habe als junger Mann darüber nachgedacht, sich umzubringen. Dann habe er jedoch erkannt: „Mein Gott ist schwul und er ist mit mir sehr einverstanden.“

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