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"Ein großer Gewinn für unsere offene Gesellschaft"

Ein Jahr Ehe für alle

Seit bereits einem Jahr ist das Ehe-Verbot für Schwule und Lesben in Deutschland Geschichte. Politiker und Aktivisten feiern die Gleichstellung als Meilenstein für ein offenes Land.


Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) zeigt sich auf Twitter mit einer abgewandelten Merkel-Pose (Bild: Twitter / HeikoMaas)

Gleichgeschlechtliche Paare können bereits seit einem Jahr in Deutschland heiraten oder ihre Lebenspartnerschaft in eine Ehe umwandeln lassen. Tausende Schwule und Lesben haben laut Umfragen bei Standesämtern bislang diese Möglichkeit genutzt.

Eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes ergab, dass mehr als 7.000 gleichgeschlechtliche Paare geheiratet haben, laut einer dpa-Umfrage haben bereits mehr als 10.000 Homo-Paare eine Ehe geschlossen. Offizielle Statistiken gibt es nicht – bislang werden bei Eheschließungen nur die Staatsangehörigkeit, der Wohnort, der Tag der Geburt, der bisherige Familienstand und die Zahl der gemeinsamen Kinder übermittelt. Für eine statistische Erfassung wäre die Änderung des Bevölkerungstatistikgesetzes notwendig.

Das Gesetz "zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts" (PDF) war am 30. Juni 2017 im Bundestag nach einer aufregenden Woche beschlossen worden: Nur wenige Tage zuvor hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ihre Unterstützung für eine freie Abstimmung signalisiert, daraufhin wurde auf Druck des Koalitionspartners SPD eine Abstimmung für den letzten Sitzungstag des Bundestages vor den Wahlen anberaumt. Am Ende stimmten zwar drei Viertel der Unionsabgeordneten gegen die Gleichbehandlung, allerdings votierten alle anderen Fraktionen geschlossen dafür und sorgten somit für eine deutliche Mehrheit.

"Ein Jahr Normalität"

Viele Politiker zelebrierten das Jubiläum der Ehe für alle in sozialen Netzwerken: Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) veröffentlichte ein Kurzvideo, in dem er die Merkel-Raute zeigte, die sich in ein Herz verwandelte und schließlich in Regenbogenfarben erstrahlte. Dazu schrieb der saarländische Politiker: "Ein Jahr #Ehefüralle. Ein Jahr Normalität."

Die SPD-Bundestagsfraktion erklärte auf Twitter: "Heute vor einem Jahr gaben sich die ersten gleichgeschlechtlichen Paare in Deutschland das Ja-Wort. Die #Ehefüralle ist ein Meilenstein für ein offenes, buntes und #solidarischesLand! Herzlichen Glückwunsch!"

/ spdbt
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Ulle Schauws und Sven Lehmann, die beiden queerpolitischen Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, bezeichneten das Jubiläum in einer Erklärung vom Montag als "Grund zu feiern – nicht nur für die queere Community". "Viele Menschen freuen sich mit Lesben und Schwulen und die Solidarität, die Paare gleichen Geschlechts in Deutschland erfahren, ist groß. Denn die Öffnung der Ehe nimmt niemandem etwas weg. Im Gegenteil, sie ist ein großer Gewinn für unsere offene Gesellschaft insgesamt", so Schauws und Lehmann. Nun müssten aber noch "weitere bestehende Ungleichheiten" ausgeräumt werden. Dabei nannten sie das Abstammungsrecht und die Blockade des Bundesfinanzministeriums, die beschlossene Rückwirkung im Steuerrecht umzusetzen (queer.de berichtete).

Auch aus der FDP kamen anlässlich des Jubiläums Forderungen, Diskriminierungen gegen LGBTI weiter zu bekämpfen. Man dürfe sich nicht auf dem Fortschritt der Ehe-Öffnung ausruhen, so Jens Brandenburg, der Sprecher für LSBTI in der liberalen Bundestagsfraktion. "Für gleiche Rechte von Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Intersexuellen gibt es noch viel zu tun: Die FDP-Fraktion fordert ein modernes Familienrecht für Regenbogenfamilien, einen Nationalen Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie und mehr Aufklärung an Schulen", erklärte Brandenburg.

LGBTI-Aktivisten begrüßten den ersten Jahrestag ebenfalls enthusiastisch: Der Lesben- und Schwulenverband erklärte auf Twitter, die Gleichstellung sei ein "Meilenstein in der Geschichte der Bürgerrechte in Deutschland".

/ lsvd
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Gleichzeitig forderten auch die Aktivisten, nicht bei Bestrebungen zur weiteren Gleichstellung nachzulassen. Der Völklinger Kreis, der Berufsverband schwuler Führungskräfte und Selbständiger, beklagt etwa eine "gläserne Decke", von der viele Schwule und Lesben im Arbeitsleben nach wie vor berichten würden: "Zu viele gehen nicht den Schritt eines vollständigen beruflichen Coming-Outs, wegen der Sorge, aufgrund der sexuellen Identität bewertet zu werden und eben nicht aufgrund von Leistung und Führungseigenschaften", erklärte Diversity-Vorstand Matthias Weber – und benannte gleich auch eine mögliche Lösung des Problems: "Aktives, ganzheitliches Diversity Management hilft dabei, Vorurteile und letztlich diese Sorgen abzubauen.

Warnung vor AfD

Es gibt aber nach wie vor Widerstand gegen die Gleichbehandlung, insbesondere von der AfD: Die Rechtspopulisten wollen mit einem Gesetzentwurf im Bundestag das Ehe-Verbot für Schwule und Lesben erneut einführen (queer.de berichtete). Aus den demokratischen Parteien gibt es Warnungen, dass die AfD zwar wohl kaum Aussichten hat, die Ehe-Öffnung wieder rückgängig zu machen, mit ihrer Politik aber zum Hass auf Homosexuelle anstachelt. Grünenfraktionschefin Katrin Göring-Eckardt griff die AfD bereits vergangene Woche wegen dieses Gesetzentwurfs an – und zählte die Gruppen auf, gegen die sich derzeit der "Hass" der Rechtspopulisten richte – neben Homosexuellen auch Muslime, Journalist*innen und Frauen.

/ GoeringEckardt

Das BR-Magazin "quer" fasste die Hoffnungen und Ängste zur Öffnung der Ehe vor einem Jahr mit ein paar Bildern zusammen, in denen unter anderem die Erwartungen von Kirche (Höllenfeuer) oder Schwulen und Lesben (Dauerparty) dargestellt wurden. Die Realität der Ehe für alle sei aber schlicht, dass der profane Serienabend vor dem heimischen Fernsehgerät für viele Homo-Paare den Sex ablöse.

/ BR_quer
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Wöchentliche Umfrage

» Ein Jahr Ehe für alle: Würdest du heiraten?
    Ergebnis der Umfrage vom 01.10.2018 bis 08.10.2018

#1 Alexander_FAnonym
  • 01.10.2018, 12:46h
  • Die Merkelraute in Regenbogenfarben. Ein gewisses Geschmäckle hat es ja schon, dass ausgerechnet die Handgeste derjenigen, die sich die ganze Zeit aus ihrem hochmajestätischen Bauchgefühl gegen die Gleichstellung ausgesprochen und auch gegen die Eheöffnung gestimmt hatte (nota bene) nun zur Feier dieses denkwürdigen Ereignisses verwendet wird. Aber das wäre nicht die erste Merkwürdigkeit von Seiten der Groko.

    Was aber natürlich keineswegs heißt, dass der Umstand der Ehe für alle nicht definitiv etwas ist, was es sich nicht zu feiern lohnt. Bei jeder Party muss aber eben auch das Dekor stimmen.
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#2 stephan
  • 01.10.2018, 13:02h
  • Ein Jahr schon seit der Eheöffnung?!? ... Wahnsinn!
    Wir haben die Möglichkeit sofort genutzt, Anfang Oktober, am 26. Jahrestag unserer Beziehung geheiratet bzw. die EPart in eine Ehe umgewandelt.

    Man muss sich aber einmal vorstellen: Hätte man am 19.8.1992 unsere Aufgebotsbestellung entgegen genommen, so hätten wir um den Tag der Eheschließung 2017 herum, bereits unsere Silberhochzeit gefeiert! ... Zwar ist das alles so wichtig für uns nicht und nur die Liebe und die Qualität der Beziehung sind wesentlich, aber es ist doch als gesellschaftlicher Fortschritt und als wesentlicher Schritt auf die Gleichstellung hin absolut wichtig!

    Herzlichen Glückwunsch an alle, die im vergangenen Jahr geheiratet haben!
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#3 TimonAnonym
  • 01.10.2018, 13:22h
  • Das war eine wichtige und längst überfällige Entscheidung.

    Aber es kann nur ein erster Schritt zu voller, 100%-iger Gleichstellung sein.

    Was jetzt noch fehlt ist z.B.:

    - die Aufnahme von sexueller Identität und sexueller Orientierung in Art. 3 GG. Denn solange dort andere Merkmale für Nicht-Diskriminierung genannt werden und LGBTI dort explizit ausgespart werden, sind wir schon per Grundgesetz Menschen 2. Klasse.

    - ein Verbot der Gehirnwäsche-"Therapien" religiöser Fanatiker. Hier geht es um Menschenleben, weshalb auch das oberste Priorität haben sollte.

    - eine grundlegende Reform der rechtlichen Lage von Trans- und Intersexuellen

    - Gleichstellung lesbischer Eltern im Abstammungsrecht, so dass sie nicht mehr gegenüber schwulen und heterosexuellen Eltern benachteiligt sind

    - verpflichtende LGBTI-Aufklärung an allen Schulen in allen Bundesländern

    - Abschaffung der von Union und SPD beschlossenen Ausnahmen für Kirchen im AGG, so dass für die dasselbe Recht gilt wie für alle anderen und kein Parallel-Recht mehr

    - nationaler Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie

    - Rehabilitierung ALLER Opfer des Paragraph 175 und nicht nur weniger. Inkl. angemessener Entschädigung statt Abspeisen mit Almosen wie von Union und SPD beschlossen
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