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Bündnis gegen Homophobie Berlin
Von CDU und AfD kritisierte Kita-Broschüre mit Respektpreis ausgezeichnet
Im Rahmen der Preisverleihung berichtete die Berliner Polizeipräsidentin auch von anhaltend hoher Gewalt gegen Homosexuelle und Transpersonen in der Bundeshauptstadt.
EnergieAgentur.NRW / flickr - Kinder verändert) Die Broschüre sorgte in Berlin für einen Shitstorm von Rechtsaußen (Bild:
- 2. November 2018, 13:17h 3 Min.
Die umstrittene Handreichung "Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben" ist am Freitag bei einer Veranstaltung im Park-Inn-Hotel am Berliner Alexanderplatz mit dem Respektpreis 2018 ausgezeichnet worden. Der Preis des Bündnisses gegen Homophobie wurde von Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) überreicht.
Im Rahmen der Initiative "Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt" war die Handreichung Anfang des Jahres erschienen (queer.de berichtete). Sie richtet sich an Fachkräfte, Teams und Einrichtungen der frühkindlichen Bildung. Die Autoren der Broschüre (Mari Günther, Tomas Kugler, Stephanie Nordt und Fee von Radetzky) hätten laut dem Bündnis gegen Homophobie mit dem 140-seitigen Werk einen "wichtigen Schritt unternommen, mussten dafür jedoch heftigste Diffamierungen" aushalten.
Kritik war insbesondere von den Oppositionsparteien CDU und AfD gekommen, aber auch von der Boulevardzeitung B.Z. (queer.de berichtete). Die Gegner warfen den Autoren vor, die "Frühsexualisierung" von Kindern voranzutreiben. LGBTI-Aktivisten erklärten, dass diese Kritik keine Grundlage in der Realität habe und schlicht auf Homophobie beruhe.
Laut dem Bündnis gegen Homophobie könne der inklusionspädagogische Ansatz der Broschüre dabei helfen, dem hohen Suizidrisiko unter nicht-heterosexuellen Jugendlichen und dem Schulmobbing entgegenzuwirken. Es sei wichtig, Kindern so früh wie möglich Akzeptanz zu vermitteln und Regenbogen-Kinder damit beim Kennenlernen ihrer Identität zu unterstützen. "Die Broschüre leistet dazu einen wichtigen Beitrag", so das Bündnis.
Für den Preis nominiert waren neben den Broschürenautoren die Kabarettistin Idil Baydar, das Internetportal Queer History sowie die Faninitiative Tennis Borussia Aktive Fans (queer.de berichtete).
Weiterhin viele homo- und transphobe Übergriffe
Im Rahmen der Preisverleihung stellte die Berliner Polizeipräsidentin, Dr. Barbara Slowik, die aktuelle Kriminalitätsstatistik homophober und transphober Übergriffe vor. Im Bereich der Hasskriminalität gegen die sexuelle Orientierung beziehungsweise gegen die geschlechtliche Identität wurden für Berlin in den ersten drei Quartalen diesen Jahres insgesamt 105 Fälle statistisch erfasst, darunter 30 Gewaltdelikte. Die Tatorte lagen hierbei vorwiegend in den Bezirken Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg, Neukölln und Tempelhof-Schöneberg. Die Aufklärungsquote der angezeigten Taten liegt im Moment bei 43 Prozent. Aufgrund von derzeitigen Erfassungsrückständen ist eine Vergleichbarkeit zu den Zahlen des Vorjahres nur eingeschränkt möglich. 2017 waren im Vergleichszeitraum 139 Fälle registriert worden.
Um aktiv gegen Homophobie einzutreten, setzt der LSVD Berlin-Brandenburg im Auftrag der Landesantidiskriminierungsstelle das von ihm initiierte Bündnis gegen Homophobie im Rahmen der Initiative "Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt" um. Das Bündnis gegen Homophobie wird als eine "Allianz der heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft für die gesellschaftliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen" beschrieben. Ihm gehören mehr als 100 Mitglieds-Organisationen an, darunter die Berliner Polizei, Coca-Cola und die Evangelische Kirche. (dk)
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Diese Broschüre sollte bundesweit zum Bildungsplan dazu gehören. Alles andere wäre rückständig und nicht der aktuellen Situation in der Gesellschaft angemessen.