Bäume: Des Menschen pflanzliche Brüder

Bäume stehen wie die Pfeiler einer Kathedrale zwischen Himmel und Erde, tief verwurzelt und sich hochstreckend. Als die am meisten fortgeschrittenen und am stärksten individualisierten Wesen im Pflanzenreich verfügen sie über eine tiefe Würde und Weisheit, von der wir Menschen noch viel lernen können.

Auch im Naturreich gilt, was einst groß und stark wird, beginnt meist im Stillen und Kleinen. Naturwesen durchlaufen ebenfalls eine Evolution. Vielleicht lernt ein solches Wesen zuerst viele, viele Male, einfach nur Grashalm zu sein. Später wird es möglicherweise Apfelblüte und übt zusammen mit einer ganzen „Schule“ anderer Naturwesen, die vollkommene Form dieser rosa-weißen Blüten aufrechtzuerhalten – bis das richtig gut klappt, können durchaus ein paar Hundert Frühlinge ins Land ziehen ... Dann wird es eventuell Blume oder Busch und irgendwann, ja, dann steht es auch da als herrlicher, mächtiger Baum, der Hunderte, sogar Tausende Jahre alt werden kann, wenn man ihn denn lässt. Bäume haben also schon eine ganze Menge erlebt und „gesehen“ und sich dadurch eine rechte Prise Weisheit erworben. Dies können wir Menschen spüren, besonders bei großen, alten Solitärbäumen. So ist es sicherlich kein Zufall, dass die germanischen Völker sich unter bestimmten Bäumen (oft Linden, Eichen, Buchen oder Ulmen) oder Baumgruppen zum sogenannten Thing versammelten, um sich zu beraten und Gericht zu halten. Die Druiden, die geistige und kultische Elite der keltischen Völker, wussten ebenfalls um die Besonderheit der Bäume. Wissenschaftler vermuten, dass sogar der Begriff „Druide“ vom ursprünglichen altgriechischen Wort für Eiche – „drys“ – abstammt. Auch in vielen anderen alten Kulturen waren die Bäume den Menschen heilig. Aus der Türkei ist eine Begebenheit belegt, die sich in den 1940er-Jahren zutrug: Dort fällte im Dorf Mersin im Landkreis Akçaabat ein Jäger einen Baum, nachdem er gesehen hatte, dass die Dorfbevölkerung dem Baum huldigte. Die Einwohner des Dorfes zeigten den Mann daraufhin mit den Worten „Der Jäger zerhackte den Heiligen“ bei der Polizei an. Diese verhaftete den Übeltäter, ließ ihn aber wieder laufen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass der „Mord“ an einem Baum und nicht an einem Menschen begangen worden war. Und obwohl die katholische Kirche mit aller Macht bestrebt war, den „bekehrten“ Völkern ihren „heidnischen“ Naturglauben auszutreiben, ist bekannt, dass selbst unter Christen das Anbeten von Bäumen noch praktiziert wurde, wie beispielsweise der Erzbischof Makarij von Nowgorod im Jahr 1534 berichtete.

Menschen und Bäume haben eine Verbindung. Sie sind im Pflanzenreich unsere nächsten „Verwandten“.

Menschen und Bäume haben eine Verbindung. Sie sind im Pflanzenreich unsere nächsten „Verwandten“.

Heute ist leider viel des einstigen Wissens und auch die Verehrung für die Bäume verloren gegangen. Natürlich wissen wir alle, dass es die Bäume sind, die für uns den lebensnotwendigen Sauerstoff bereitstellen. Auch die Tatsache, dass es Bäume braucht, wenn wir Regen wollen, wird allmählich bekannter.1 Und selbstverständlich schätzen wir Holz als wertvollen Rohstoff für Möbel und Häuser. Allerdings haben uns die Bäume noch weit mehr zu geben. Der Moment ist günstig, leben wir doch in einer Zeit, wo die Naturgeistwesen wie nie zuvor wieder den Kontakt zu den Menschen suchen, um ein dringend benötigtes Verständnis zwischen dem Reich der Natur und jenem der Menschen zu fördern. Um diese Beziehung zwischen Mensch und Natur wiederherzustellen, beginnen wir mit Vorteil bei den Bäumen, denn sie sind diejenigen Wesen der Natur, die die größte Verwandtschaft zu uns haben.

Der Baum – Spiegelbild des Menschen

Das Wesen eines Baumes ist nämlich tatsächlich ein Abbild des Menschen, gespiegelt auf das Pflanzenreich. Gespiegelt deshalb, weil der Wurzelbereich des Baumes dem Kopfbereich beim Menschen entspricht. Die Erklärung dazu ist für Theabrox, das Große Holzwesen, ganz offensichtlich: „Der Baum kommt mit seiner Wurzel mit der mineralischen, engen und geschlossenen Welt in Berührung, und er nimmt über die Wurzel die mineralischen Anteile der Welt in sich auf; natürlich auch die kosmischen Kräfte, die damit zusammenhängen.“ Der Blattschmuck des Baumes wiederum ist wie das Atmungssystem des Menschen, der Stamm mit seinen Ästen entspricht den menschlichen Gliedmaßen. „Die Blätter sind der Bereich des Baumes, mit dem er mit dem Luftbereich in Kontakt tritt. Das, was die Bäume über ihre Blätter ausatmen, ist dasjenige, was die Menschen gerne einatmen, nämlich der Sauerstoff. Wenn es keine Bäume mehr geben würde, würden zwar immer noch die Lungen der Meere atmen, aber es wäre für die Welt und die Menschen sehr schwierig“, gibt uns Theabrox zu bedenken.2

Aus Volksmärchen, Sagen und alten Überlieferungen sind den Menschen Begriffe wie Nymphe oder Dryade noch bekannt. Doch wer oder was ist denn nun eigentlich der Baum? „Die meisten Menschen haben eine gewisse Vorstellung von Nymphen, aber Nymphen sind nicht die Baumgeister“, lüftet Theabrox für uns das Rätsel. Nymphen würden zwar in Bäumen wohnen und seien mit dem Baum und dem Selbst des Baumes eng verbunden. Ihre Aufgabe sei jedoch die Pflege und Betreuung des Baumes. „Es ist ähnlich wie mit dem Verhältnis zwischen dir und deinem Körperelementargeist: Du bist das Selbst, beziehungsweise das Ich, dein Körperelementargeist wohnt in dir, ist aber nicht dein Selbst“, führt Theabrox aus.3 Zudem hat jeder Baum seine Dryade in sich, seinen behütenden Baumgeist. „Die Dryade eines Baumes hat die gleiche Funktion wie der Schutzengel für euch Menschen, obwohl sie kein Engel ist, sondern ein ätherisches Wesen, welches sich um den einzelnen Baum kümmert. Bei Blumen sind dies Elfen“, erklärt Gnunno, ein Pflanzenhirte, auch der „Grüne“ genannt, der sich um alle Pflanzen seiner Region kümmert. Kleine Kinder, die häufig noch Naturwesen wahrnehmen können, spielen und kommunizieren manchmal mit Nymphen und Dryaden. Das ist bestimmt kein Zufall, denn Dryaden haben ein spezielles Wahrnehmungsorgan für schutzbedürftige Wesen, wie es Kinder sind.

Wie wir sehen, stehen die Bäume also in vielfältiger, wechselseitiger Beziehung mit verschiedenen anderen Naturwesen. Neben Nymphe und Dryade gibt es auch noch die örtlichen Wesen, die sich um den Baum kümmern, wie zum Beispiel das Ortswesen, den örtlichen Baumhirten oder die örtlichen Grünen, also die Pflanzenwesen, die in seiner Nähe andere Pflanzen betreuen. Die Elementalwesen der Erde wiederum, die Gnomen, wirken im Wurzelbereich bei der Zuführung der Mineralstoffe für den Baum. Die Elementalwesen des Wassers, die Undinen, arbeiten im großen Wasserkreislauf mit, den es im gesamten Baumhaushalt gibt, und die Sylphen, die Elementalwesen der Luft, leben in den Baumkronen, wo sie für den Gasaustausch der Blätter zuständig sind. Besonders aktiv sind sie im Frühling, wenn die Bäume blühen. Eine weniger starke Beziehung haben Bäume zu den Elementalwesen des Feuers, den Salamandern. Doch auch diese haben eine Aufgabe, denn sie helfen beim sogenannten Wärmeweben mit, also beim Hervorbringen der Früchte. Das eigentliche Selbst des Baumes jedoch ist der Baumgeist. Er ist immer mit dem Baum verknüpft, sein Ich jedoch befindet sich in der geistigen Welt.

Baumwünsche

Denken und fühlen Bäume? Und haben sie eigentlich auch Hoffnungen und Wünsche, für sich selbst oder an uns Menschen? Aus der Sicht des am Ort des Gesprächs ansässigen regionalen Baumhirten, der sich Krone nennt, ist diese Frage gar nicht so einfach zu beantworten. Denn jeder Baum sei unterschiedlich wach, was davon abhänge, wo er wachse und was für ein Baum es sei. „Ein Nadelbaum, der in der sibirischen Taiga oder Waldtundra steht, inmitten anderer Nadelbäume, ist nicht sehr wach. Ein Affenbrotbaum, der dagegen irgendwo in Afrika in einer Solitärstellung wächst, oder eine Eiche auf dem Dorfplatz, ist dagegen ziemlich wach. Deswegen sind auch die Wünsche der einzelnen Bäume an das Leben sehr unterschiedlich“, berichtet der Baumhirte. Das Ich einer Eiche oder einer Linde an prominenter Stelle mitten im Dorf, oder in früheren Zeiten von einem Thing-Baum auf einem Gerichtsplatz, tritt viel klarer, direkter und deutlicher in unsere irdische Welt. Das liegt daran, dass ein solcher Baum auf einem Thing-Platz oder im Dorfmittelpunkt natürlich sehr viel näher bei und mit den Menschen lebt und erlebt. Durch das Geschehen um seinen Standort herum entwickelt er ein Bewusstsein von der Differenziertheit der Menschen, zum Beispiel wenn die Menschen diesen Baum betrachten, ihn als Wesen wahrnehmen und sich um ihn kümmern. So entstehe ein persönliches Verhältnis zwischen Mensch und Baum und dadurch könne der Baum im Laufe der Jahre gewisse Wünsche entwickeln, sagt Krone, der Baumhirte. „Diese Wünsche können so konkret sein, dass empfängliche Menschen von diesen Wünschen berührt werden und zum Beispiel die Idee bekommen, einen Schössling zu holen und ihn woanders einzupflanzen.“

Quellenangaben

  • 1 In der ZeitenSchrift ist schon verschiedentlich über die Bäume berichtet worden. Unter zeitenschrift.com/stichwort/baeume finden Sie viele spannende Artikel, beispielsweise darüber, wie Bäume untereinander kommunizieren, wie sie uns vor Elektrosmog schützen können oder was sie mit den Planeten zu tun haben.
  • 2 Die „Gespräche“ mit verschiedenen Natur- und Baumgeistwesen in diesem Artikel stammen aus den Flensburger Heften: www.flensburger-hefte.de; +49 (0)461 2 63 63
  • 3 Wir sind nicht unser Körper, sondern beseelen diesen. Unser Körper hat eine eigene Intelligenz – den sogenannten Körperelementargeist oder das Körperelementalwesen. Siehe auch  Warum die Körper Seelchen sind, "Hier spricht dein Körper!" oder Vom wahren Wesen des Körpers.