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Holocaust-Gedenktag

Gedenken an homo­sexuelle NS-Opfer: Schäuble bekommt Druck aus der CDU

Für den Berliner Abgeordneten Jan-Marco Luczak ist das vom Bundestagspräsidenten abgelehnte Gedenken als "Zeichen der Wertschätzung und des Bemühens um Wiedergutmachung" überfällig.


Der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete Jan-Marco Luczak gewann dreimal in Folge das Direktmandat im Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg. Er engagiert sich seit langem für LGBTI-Rechte und ist Mitglied des Kuratoriums der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (Bild: Deutscher Bundestag / Achim Melde)
  • 30. Januar 2019, 12:01h 5 3 Min.

Der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete Jan-Marco Luczak hat sich in einem Brief an Parlamentspräsident und Parteifreund Wolfgang Schäuble dafür eingesetzt, die unter dem NS-Regime verfolgten Homosexuellen im Rahmen einer Gedenkstunde des Deutschen Bundestages in besonderer Weise hervorzuheben.

"In der Vergangenheit wurde in der Gedenkstunde im Bundestag auch einzelner Opfergruppen gedacht, die neben den unzähligen Opfern jüdischen Glaubens aufgrund anderer Umstände von den Nationalsozialisten verfolgt und ausgegrenzt wurden. Ich unterstütze ausdrücklich, dass diesen Opfern ein ehrendes Andenken zuteil wird", so Luczak in seinem Brief.

"Aus meiner Sicht ist auch ein Zeichen der Wertschätzung und des Bemühens um Wiedergutmachung an die unter dem NS-Regime verfolgten Homosexuellen, die sogenannten Rosa-Winkel-Häftlinge, überfällig", so der Vorsitzende der Berliner CDU-Landesgruppe. "Viele der Überlebenden dieser Opfergruppe mussten nach dem Untergang der NS-Diktatur um die Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus kämpfen und waren häufig auch weiterhin staatlichen Repressionen ausgesetzt."

Luczak appellierte an Schäuble, die Veranstaltung des Jahres 2021 der Erinnerung an die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität Unterdrückten, Verfolgten und Ermordeten zu widmen. "Die noch lebenden Angehörigen, wie auch diejenigen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Erinnerung an die Rosa-Winkel-Häftlinge wach zu halten, warten auf ein Signal des höchsten deutschen Parlaments gegen die damalige Verfolgung und Erniedrigung. Ich finde, es ist höchste Zeit, auch diesen Opfern in besonderer Weise zu gedenken", so Luczak in seinem Brief an Schäuble.

Die jährliche Gedenkveranstaltung wird viel beachtet

Der Bundestag erinnert anlässlich der Befreiung der Konzentrationslager in Auschwitz am 27. Januar 1945 jedes Jahr an die Opfer des Nationalsozialismus. Der Akt des Gedenkens wird von der kompletten Staatsführung besucht und viel beachtet. 2017 wurde dabei in herausgehobener Weise der Morde an Behinderten im Rahmen des sogenannten Euthanasieprogramms der Nazis gedacht. 2011 sprach dort erstmals ein Vertreter der Sinti und Roma.

Seit 2018 möchte eine Initiative um den Autoren und Historiker Lutz van Dijk erreichen, dass erstmals ein Vertreter der Opfergruppe der Homosexuellen spricht (queer.de berichtete). Sie wird unter anderem von Holocaustüberlebenden, dem Internationalen Auschwitzkomitee, dem Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) und Historikern unterstützt. Im kommenden Jahr wird der Bundespräsident die Gedenkrede zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz halten. 2021 stellt daher die nächstmögliche Gelegenheit dar.

Schäuble teilte der Initiative vor wenigen Tagen nach deren Angaben mit, er sehe zum gegenwärtigen Zeitpunkt "keine Veranlassung", sich bereits mit den Planungen der Gedenkfeier für das Jahr 2021 zu befassen (queer.de berichtete). Außerdem stehe er "der Aufteilung des Gedenkens in einzelne Opfergruppen (…) aus grundsätzlichen Erwägungen skeptisch gegenüber". Die Vertreter von SPD, Grünen, FDP und Linken im Bundestagspräsidium unterstützen dagegen den Vorschlag. Der Landtag in Baden-Württemberg stellte sein jährliches Gedenken in diesem Jahr unter den Schwerpunkt homosexueller Verfolgter (queer.de berichtete).

Das NS-Regime bezeichnete Homosexuelle – insbesondere Männer – als "Volksschädlinge" und "Staatsfeinde" und verfolgte sie drakonisch. Zu diesem Zweck gab es eine eigene Polizeibehörde. 50.000 Männer wurden zu Freiheitsstrafen verurteilt. Schätzungen zufolge wurden außerdem bis zu 15.000 Schwule in Konzentrationslager gebracht und dort oftmals besonders grausam gequält. Mehr als die Hälfte starb. (cw)

#1 Simon HAnonym
  • 30.01.2019, 16:52h
  • Dass beim Gedenken an Opfer des Nazi-Terrors eine bestimmte Opfergruppe bewusst ausgelassen werden soll ist ein Unding.

    Hat Deutschland denn gar nichts aus seiner Geschichte gelernt?

    Deutschland rühmt sich gerne damit, seiner historischen Verantwortung nach zu kommen, aber bei genauem Hinsehen zeigt sich dann in solchen Details, dass der selbe Geist von damals auch heute noch herrscht. Durch solche Maßnahmen werden die Opfer erneut zu Opfern gemacht und das Parlament bestätigt erneut Nazi-Unrecht.
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#2 Sven100Anonym
#3 PeerAnonym
  • 31.01.2019, 11:30h
  • Antwort auf #1 von Simon H
  • Wer eine Opfergruppe der Nazis vertuscht, macht sich zum Gehilfen der Nazi-Ideologie.

    Will Herr Schäuble nicht gleich in die AfD oder die NPD eintreten?
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