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Beitragseinnahmen 2018: Wohngebäudeversicherung in der Verlustzone

Fast 71 Milliarden Euro Beiträge haben die Kompositversicherer (Schaden-/Unfallversicherung) im vergangenen Jahr eingenommen. Das sind über drei Prozent mehr als im Vorjahr. Dies gab der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Ende Januar bekannt. Die vorläufigen Zahlen zeigten aber auch: Die Wohngebäudeversicherung rutschte 2018 tief in die roten Zahlen.

Die im GDV zusammengeschlossenen Kompositversicherer haben die Beitragseinnahmen im Jahr 2018 auf voraussichtlich etwa 70,6 Milliarden Euro ausgebaut. Das entspricht einem Anstieg von mehr als drei Prozent – und somit ungefähr der Steigungsrate der sechs vorherigen Jahre. Dies gab der GDV im Rahmen der Jahrespressekonferenz der deutschen Versicherer bekannt.

Schaden-/Unfallversicherung bleibt in Gewinnzone

Die Schaden-/Unfallversicherung bleibt zumindest insgesamt betrachtet weiterhin in der Gewinnzone. Da die Aufwendungen allerdings etwa doppelt so stark gestiegen sind wie die Beiträge, erwartet der GDV einen reduzierten Gewinn (von 3,4 Milliarden auf 2,6 Milliarden Euro) und eine um etwa drei Prozentpunkte verschlechterte Combined Ratio (Schaden-/Kostenquote) von 96 Prozent.

Die aktuellen Daten zeigen, dass drei Sparten eine negative Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio)  zu verzeichnen hatten: Im Bereich „Sach Industrie/Gewerbe/Landwirtschaft“ haben mehrere Feuergroßschäden sowie Stürme die Aufwendungen auf 6,6  Milliarden Euro erhöht. Das ist fast ein Drittel mehr als im Vorjahr. Die Combined Ratio stieg dadurch um etwa 20 Prozentpunkte auf 117 Prozent an.

Das Flottengeschäft bleibt ebenfalls mit einer Combined Ratio von 104 Prozent in der Verlustzone: Das Prämienvolumen erhöhte sich mit 4,5 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro etwas stärker als die Leistungen mit vier Prozent auf 3,5 Milliarden Euro.

Wohngebäudeversicherung schreibt rote Zahlen

Auch die Wohngebäudeversicherung rutschte ins Minus. Schuld sind die schweren Sturmereignisse des vergangenen Jahres: Die Versicherungsleistungen nahmen um 20% auf 6,3 Milliarden Euro zu. Die Beitragseinnahmen erhöhten sich jedoch nicht in ausreichendem Umfang: Sie stiegen nur um 6,5% auf 7,7 Milliarden Euro. Der GDV erwartet daher für das Jahr 2018 eine Combined Ratio von 108%. Das sind rund 10 Prozentpunkte mehr als in den vorherigen zwei Jahren. Ein negativer Spitzenwert ist damit aber noch nicht erreicht: 2007 und 2013 lag die Combined Ratio aufgrund von Naturereignissen bei jeweils mehr als 130 Prozent. Im Jahr 2002 waren es sogar über 140 Prozent.

Bei den Zahlen für 2018 handelt es sich um Hochrechnungen auf Basis des dritten Quartals (Stand 23. November 2018). Das heißt, dass noch Abweichungen nach oben oder auch nach unten möglich sind. Dies hatte sich vor allem vor zwei Jahren gezeigt: Ende Januar 2017 hatte der GDV in der Wohngebäudeversicherung zunächst von einer Combined Ratio (nach Abwicklung, in Relation zu den verdienten Bruttobeiträgen im inländischen Direktgeschäft) von voraussichtlich 101% berichtet. Im Herbst vermeldete er dann eine Combined Ratio von nur 96,0%.

Marktsituation bleibt weiterhin angespannt

Die Wohngebäudeversicherer bemühen sich vor dem oben beschriebenen Hintergrund marktweit um Sanierungen. Diese stehen den zunehmenden Elementarschäden sowie den hohen Leitungswasserschäden in alternden Gebäuden gegenüber. So ist es nicht verwunderlich, dass die Versicherer an einer ertragsorientierten Zeichnungs- und Tarifierungspolitik festhalten.

Die Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung der Versicherer (Solvency II) verstärken dies noch. Daher ist mit einer weicheren Marktsituation in den kommenden Jahren nicht zu rechnen.

Insbesondere bei den Risikoträgern, die im letzten Jahr ein negatives Ergebnis erwirtschaftet haben, entscheiden die Underwriter sehr restriktiv. Einige Versicherer haben sich von langjährigen Kunden getrennt, wenn sie aus ihrer Sicht keine auskömmlichen Prämien erzielen konnten. Hier bleibt dann nur die Umdeckung zu wettbewerbsfähigen Beiträgen auf andere Risikoträger.

Nur wenige Versicherer mit wohnungswirtschaftlicher Kompetenz

Es sind unverändert ausreichende Zeichnungskapazitäten am Markt vorhanden (201 Schaden- und Unfallversicherer). Dennoch verfügen nur wenige Versicherer hinsichtlich des Underwritings und der Prozesse über ein wohnungswirtschaftliches Know-how. Das gilt insbesondere in der Schadenabwicklung.

Um die Beiträge nachhaltig zu stabilisieren, sind gezielte Schadenverhütungs- und Schadenminderungs-Maßnahmen im Leitungswasserbereich erforderlich. Hier unterstützt unser FORUM LEITUNGSWASSER: Im Rahmen der Workshops arbeiten die technisch Verantwortlichen großer Wohnungsunternehmen mit Experten aus der Versicherungswirtschaft an einer Strategie zur Verhütung von Leitungswasserschäden speziell für die Wohnungswirtschaft. Dies trägt durch unsere Spezialisierung und der damit verbundenen tiefen Marktkenntnisse dazu bei, den Schadenaufwand tendenziell zu reduzieren und Sanierungsbestreben der Versicherer entgegenzuwirken oder auf ein vertretbares Maß zu begrenzen.

 

Gern beraten wir Sie in einem persönlichen Gespräch. Kommen Sie gern auf uns zu.