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"Schwule gehören zum Feindbild"
"Queergida": Jan Feddersen provoziert einen Shitstorm
Der "taz"-Journalist schreibt über einen angeblichen Rollback in der LGBTI-Community, der schwule Männlichkeit ausgrenze. LSVD-Vorstand Pantisano bezeichnet den Kommentar als "braunen Dreck".
Molgreen) Jan Feddersen auf der Leipziger Buchmesse im Jahr 2014 (Bild:
- Von Markus Kowalski
8. April 2019, 10:17h 2 Min.
Mit einem Kommentar im Magazin "Mannschaft" hat "taz"-Journalist Jan Feddersen einen Shitstorm in der LGBTI-Community provoziert. Am Samstag schrieb Feddersen über eine angeblich existierende "Queergida", die schwulen Männern ihre Identität verbiete. Es gäbe einen "Zirkel, der die meisten ausschliesst. Ich nenne sie: 'Queergida'. Wie Pegida, der Mob von rechts gegen die liberale Republik. Schwule Männer, die partout sich äusserlich nicht weiblicher machen wollen als sie innerlich – wie alle Menschen, Männer sowieso – ohnehin sind: Die gehören zum Feindbild."
Queere Aktivist*innen formulierten nun einen Rollback "gegen alle jene, die in den vergangenen 50 Jahren bürgerrechtliche Fortschritte erkämpft haben", heißt es weiter im Kommentar. Diese "Queergida" möchte, "dass alle geschlechtlich sich auflösen – und exkommuniziert schon mal alle Penisträger, abgesehen von jenen, die eine trans Identität ihr eigen nennen."
Kritik kam von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld: "'Queergida' ist eine schlimme Wortschöpfung: Sie verharmlost die sog. Pegidabewegung, diskreditiert LSBTTIQ-Emanzipations- und Bildungsarbeit und konstruiert eine schwule Opfergruppe, die es so überhaupt nicht gibt", schrieb der geschäftsführende Vorstand Jörg Litwinschuh auf Twitter.
/ mhstiftung"Queergida" ist eine schlimme Wortschöpfung: Sie verharmlost die sog. Pegidabewegung, diskreditiert LSBTTIQ-Emanzipations- und Bildungsarbeit und konstruiert eine schwule Opfergruppe, die es so überhaupt nicht gibt. Jörg Litwinschuh https://t.co/wZ7gZm6uob
Hirschfeld-Stiftung (@mhstiftung) April 7, 2019
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LSVD-Vorstand Pantisano: "Brauner Dreck"
Alfonso Pantisano, Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes, sagte auf Facebook: "Wer die Forderungen nach Visibilität unserer Leute, der Queer Nations, mit Pegida gleichsetzt, ist auf beiden Augen blind geworden! Wie man die eigene Lebensleistung so mit braunem Dreck bewerfen kann, bleibt mir schleierhaft! Wahnsinn…" Pantisano wurde erst kürzlich in den LSVD-Bundesvorstand gewählt und versprach, sich auch künftig lautstark für die Rechte von LGBTI einzusetzen (queer.de berichtete).
"Ist David Berger gestorben – oder auf wessen Position bewirbt sich Jan Feddersen da?", schrieb der Verleger Koray Yılmaz-Günay auf Facebook. Der studentische Arbeitskreis que(e)r_einsteigen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg schrieb auf Twitter: "Aus dem queerfeministischen Ansatz, Geschlecht zu hinterfragen und biologistische Ansätze zu verwerfen, wird stattdessen eine 'rechte Bewegung' namens Queergida konstruiert. Ein peinlicher Versuch, sich wichtig zu machen und Feindbilder zu erschaffen."
/ queereinsteigenIn diesem Text von @JanFeddersen wird dem schwulen, cis Mann eine Opferrolle zugesprochen, die so nicht existiert.
que(e)r_einsteigen (@queereinsteigen) April 8, 2019
Eine "queer community", die obig erwähnte Gruppe verfolgt, existiert nicht. Queer ist kein unpräziser Term, sondern eine Selbsidentität und ein Sammelterm. https://t.co/mjOolV5FxW
Jan Feddersen ist Vorstand im Verein Queer Nations, der jährlich das Jahrbuch Sexualitäten herausbringt (queer.de berichtete). Im Jahr 2015 hatte er die Entscheidung des NDR verteidigt, den Sänger Xavier Naidoo zum Eurovision Song Contest zu schicken, obwohl Naidoo Rechtspopulismus vorgeworfen wurde (queer.de berichtete).
Was mich persönlich betrifft, geht mir das "Hinterfragen" der Geschlechtsidentität dort, wo jemand nicht transident und auch nicht zwischengeschlechtlich ist, zunehmend auf die Nerven. Da fühle ich mich als Mann in der Tat langsam nicht mehr akzeptiert. Ich empfinde durchaus so, wie man das auf Grund überkommener Vorstellungen als eher weiblich verortet, aber dennoch fühle ich mich als Mann und hatte nie Drang oder Bedürfnis, das zu ändern. Das Bekenntnis zu männlichen Geschlecht (auch zum schwulen männlichen Geschlecht) wird von manchen Queer-Ideologen und mehr noch Queer-Ideologinnen als Sakrileg gesehen. Dieses Eindrucks kann ich mich in den letzten Jahren nicht mehr erwehren.