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"Unter uns"

Lars Steinhöfel: Mein Coming-out hat anderen Mut gemacht

"Wichtig ist die Botschaft, die wir senden: Es gibt Homosexuelle", sagte der Soap-Darsteller, der anfangs Probleme mit seiner schwulen Rolle hatte. Der LSVD kritisierte die Darstellung von LGBTI im deutschen TV.


Lars Steinhöfel spielt seit 2005 Ingo "Easy" Winter in der RTL-Seifenoper "Unter uns" (Bild: MG RTL D / Bernd Jaworek)
  • 19. Juni 2019, 08:11h 10 3 Min.

Den Schauspieler Lars Steinhöfel haben die Reaktionen auf sein Coming-out vor einigen Jahren überrascht. "Ich hätte nicht gedacht, dass das 2014 noch so viel Rummel gibt", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Damals hatte der 33-Jährige der "Bild"-Zeitung erklärt, er möchte "mit diesem Bekenntnis Jugendlichen Mut machen, zu ihrer Sexualität zu stehen" (queer.de berichtete). Im vergangenen Jahr erzählte Steinhöfel, dass er vor dem Coming-out erpresst worden war (queer.de berichtete).

Gerade von jungen Leuten habe er viel Zuspruch erfahren. "Dadurch haben aber auch viele Jugendliche den Mut gefunden, sich bei Freunden und Familie zu outen." Steinhöfels Rolle als Easy Winter in der RTL-Soap "Unter uns", die es seit Herbst 1994 inzwischen auf über 6.100 Folgen gebracht hat, war zunächst als Frauenschwarm angelegt – nach seinem Coming-out im echten Leben verliebte sich auch seine Serienfigur Ende 2017 in einen Mann (queer.de berichtete).

Positives Feedback vom Publikum

Dass sich auch seine Figur outet, fand der Schauspieler anfangs nicht gut: "Damit rückte die Rolle noch einen Ticken näher an mein Privatleben." Aber er habe Vertrauen in die Produzenten gehabt und bekomme viel positives Feedback vom Publikum. Nun wünscht er sich, dass es bei Easy künftig auch um Hochzeit und Adoption geht.

"Wichtig ist die Botschaft, die wir senden: Es gibt Homosexuelle", sagte Steinhöfel. "Wenn man das täglich sieht, wird es umso umgänglicher für den Zuschauer." Dabei hat die jüngere Generation nach seiner Einschätzung eh kein Problem mit dem Thema. "Die einzigen, die sich was dabei denken, sind Erwachsene."

LSVD kritisiert Darstellung von LGBTI in den Medien

Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) hat unterdessen die Darstellung von LGBTI im deutschen Fernsehen kritisiert. "Die Lebensrealität von Lesben, Schwulen und Trans kommt so gut wie gar nicht vor", sagte Verbandssprecher Markus Ulrich der Deutschen Presse-Agentur. Neben der Frage nach der allgemeinen Sichtbarkeit gehe es um die Fragen, wann und wie Themen und Personen gezeigt würden. Oft würden entsprechende Formate erst spät abends gesendet, kritisierte Ulrich.

Selbst bei Soaps entspreche die Darstellung oft nicht dem Leben beispielsweise Homosexueller. "Da gibt es dann einen Schwulen, der vielleicht noch einen Partner hat, aber mitten in der Großstadt ansonsten keine schwulen Freunde." Die Serien erzählten zum Beispiel nichts vom schwulen oder lesbischen Ausgehen. Wichtig sei darüber hinaus, ganz verschiedene Typen abzubilden, sagte der LSVD-Sprecher.

Natürlich könne eine Serie nur bedingt Diversität zeigen, räumte er ein – wenn sie etwa auch Menschen mit Behinderungen, Übergewicht, Migrationshintergrund oder anderen Glaubens berücksichtigen soll. "Das kann man nur lösen, wenn man das über mehrere Serien streut", sagte Ulrich. "Oder über rein homosexuelle Formate wie 'L-World'."

Eine selbstverständliche und klischeefreie Darstellung von LGBTI in Film und Fernsehen forderte auch die im Februar in Berlin gegründete "Queer Media Society" (queer.de berichtete). (cw/dpa)

#1 KetzerEhemaliges Profil
  • 19.06.2019, 14:48h
  • Also, lieber Lars, ehrlich gesagt, ist mir die Botschaft "Es gibt Homosexuelle" im Jahr 2019 dann doch ein bisschen zu wenig.
    Ja, natürlich ist Sichtbarkeit ein wichtiger Faktor - aber als Hauptanliegen zu haben, dass gezeigt wird, dass es uns ÜBERHAUPT gibt, finde ich dem gegenwärtigen Emanzipationsstand nicht ganz angemessen - obwohl selbstverständlich noch viel mehr zu tun ist.

    Was natürlich wieder voll ins gängige Soap-Schema passt, ist, dass "Easy" dann wohl demnächst auch heiraten und (ein_e?) Kind(_er?) adoptieren soll. Da sind wir ganz wunderbar bei der neudeutschen Ehe-für-Alle-Spießigkeit angekommen. Wieder mal frei nach dem Motto "Na wenn die wenigstens heiraten und auch noch Kinder haben wollen, können sie ja so verkehrt nicht sein".

    Es gibt jedoch nach wie vor viele, viele queere Menschen, die weder heiraten wollen noch Kinder haben oder adoptieren wollen. Und wir MÜSSEN das auch nicht wollen, um volle Akzeptanz einzufordern. Volle Akzeptanz muss es für JEDE Lebensform geben, die Anderen nicht schadet.

    Die Kritik des LSVD kann ich übrigens gut nachvollziehen. ""Da gibt es dann einen Schwulen, der vielleicht noch einen Partner hat, aber mitten in der Großstadt ansonsten keine schwulen Freunde."" - diese Aussage passt z.B. total zur Rolle "Easy". Wieder mal diese Verliebt-verlobt-verheiratet-Seligkeit, die ja andere Freund_innen gar nicht braucht. Wozu sollten LGBTIQ denn auch noch andere Freund_innen haben, wenn sie doch ihre_n Partner_in gefunden haben? Das neudeutsche, wiederentdeckte Familienidyll gilt jetzt eben auch für LGBTIQ.

    Also: zeigen, dass es uns gibt - ja, bitte. Aber bitte doch viel mehr als nur das. Ich möchte nicht auf meinem Grabstein stehen haben "Sowas wie ihn gab es dann doch tatsächlich auch." Wir sind SO VIEL MEHR als einfach nur "vorhanden".

    Und das soll und muss als gleichwertiger Teil unserer Gesellschaft auch realistisch gezeigt werden. Sowohl was die Darstellung, als auch was die Anzahl der queeren Menschen betrifft. Wir sind da von einer echten Repräsentation noch meilenweit entfernt.
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#2 QueerBierHereEhemaliges Profil
  • 19.06.2019, 15:46h
  • Antwort auf #1 von Ketzer
  • Schmalzige dailysoaps mit x Hauptdarstellern sind jetzt vllt auch nicht das Format für tiefergehende Charakterstudien. Des ist und soll seichte, leicht verdauliche Unterhaltung sein in denen gesellschaftliche Themen oberflächlich angeschnitten werden um irgendwelche abstrusen storylines voran zu treiben und fertig... Und für mehr taugen solche Formate auch net ( und jetzt net mit diesem lappen von Lindenstrasse kommen.... Bei 3 TV Sendern in der grauen vorinternetzeit war alles "bahnbrechend")

    Aber ey: zumindest mein engerer Freundeskreis besteht nur aus heten und "schwul weggehen" (alter) geh ich egtl auch kaum, die schwulenszene hier in Stuttgart is (den wortwitz muss ich bringen, sry:) für den arsch... [ohne scheiß: geh hier innen schwulenclub und die weißt woher die schwabenklischees herkommen, was ein weinerlich versnobter haufen von Krawattenaffen (also, mit Ausnahme der Leute die in den Genuss kommen von mir gemocht zu werden, des is türlich klar)]

    Von daher: Repräsentation hier absolut gelungen!
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#3 cinnamonEhemaliges Profil
  • 19.06.2019, 16:13h
  • Dass diese Soap tatsächlich immer noch läuft, überrascht mich ja. Aber es gab Zeiten (vor Jahrzehnten?), da lief das manchmal bei uns. Und wegen Easy hab ich dann auch zugeschaut, denn der war schon süß :-) Und entsprechend hab ich mich riesig über das coming out von Lars Steinhöfel gefreut, weil er so sympathisch ist.

    Ansonsten möchte ich mich queerbeerhere anschließen: in solchen soaps kommt auch die Lebenrealität von heterosexuellen Menschen kaum vor.
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