Die Kulturwoche, betrachtet von Rainer Nolden Mit wem darf man noch arbeiten? Was darf man noch singen?

In Amerika will keiner mehr etwas mit ihm zu tun haben. Nun ja, „keiner“ ist jetzt etwas übertrieben, aber viele Schauspieler(innen) meiden den einst hochgelobten Filmemacher Woody Allen, als würde schon der geringste Kontakt mit ihm zu einer tödlichen Krankheit führen.

Dabei steht immer noch Aussage gegen Aussage; dass Allen seine Adoptivtochter Dylan Farrow als Siebenjährige missbraucht haben soll, ist zu fünfzig Prozent ebenso unwahrscheinlich, wie es zu fünfzig Prozent wahrscheinlich sein könnte.

Ungeachtet aller unbewiesenen (und vielleicht gar nicht zu beweisenden) Vorwürfe hat Christoph Waltz sich dazu entschlossen, mit dem New Yorker Neurotiker zusammenzuarbeiten. Der Oscar-Preisträger („Inglorious Basterds“) übernimmt eine Rolle im 51. Allen-Film. Gedreht wird in San Sebastián; mit von der Partie sind auch Gina Gershon („Show Girls“), die Spanierin Elena Anaya („Die Haut, in der ich wohne“) und der Franzose Louis Garrel („Die Träumer“). In der romantischen Komödie soll die Geschichte eines amerikanischen Paares erzählt werden, das zum Filmfestival von San Sebastián fährt. Mehr ist über das Drehbuch noch nicht bekannt, doch dass Allen in seinen Filmen über Filme redet und seine eigenen Psychosen aufarbeitet, ist ja spätestens seit „Stardust Memories“ nichts Neues.

Zum Problemfall könnte es auch im Bereich des Pop kommen: Die Diskussion um Sarah Connors neuen Song „Vincent“ zeigt aus Sicht des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) Probleme beim offenen Umgang mit Homosexualität. In dem neuen Lied der 38-jährigen Sängerin geht es um Verwirrung und Schmerz in der Liebe – unter anderem bei einem Jungen, der erkennt, dass er schwul ist. Manche Radiosender wollen wegen einer provozierenden Textzeile – „Vincent kriegt kein‘ hoch, wenn er an Mädchen denkt“ – das Stück nicht senden. (Wie heißt es doch noch im Grundgesetz so treffend? „Eine Zensur findet nicht statt.“)  Einige Sender begründeten ihre Entscheidung mit einem familienorientierten Programm, in dem Anstößiges nichts zu suchen habe. Die Debatte ist für LSVD-Sprecher Ulrich verkrampft: „Das sind Themen, die Jugendliche bewegen, die gehen da viel offener mit um.“ Das Jugendmagazin „Bravo“ habe solche Themen schon vor 20 Jahren aufgegriffen. „Da hat auch keiner gesagt, die darf nur an über 18-Jährige verkauft werden“, sagte Ulrich.

Weniger Diskussionen (oder sogar Komplikationen) dürfte es bei einer Serie geben, in der Anke Engelke die Hauptrolle übernimmt. In der Netflix-Reihe „Das letzte Wort“ soll die 53-Jährige eine Trauerrednerin spielen, die nach dem Tod ihres Mannes den Glauben an ihre Arbeit und die Kontrolle über ihre Familie verliert. „Zum Heulen schön“ beschreibt die Schauspielerin und Komikerin Engelke den Inhalt der Serie, in der wie im richtigen Leben Drama und Humor „aufeinanderknallen sollen“. Wann die sechs Episoden gesendet werden, steht noch nicht fest.
no/dpa

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