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Drittes Geschlecht in der Sprache Wie rede ich am besten mit Non-Binarys?

Selbst der Bundestag hat es inzwischen erkannt: Es gibt mehr als Frau und Mann. Aber wie sprechen wir nicht-binäre Menschen an und was sollte man unbedingt vermeiden? Wir haben nachgefragt und beantworten die wichtigsten Fragen.

Von: Robin Köhler [er]

Stand: 22.07.2019 | Archiv

Symbol für Non-Binarys in einer Comic-Sprechblase, dahinter die Farben der Non-Binary Pride Flag | Bild: BR

Die deutsche Sprache ist voll von Geschlechtszuweisungen: Egal, ob bei der Anrede mit "Herr" und "Frau" oder bei Pronomen wie "sie" und "er". Wenn wir pauschal über "Studenten" reden, sind zwar meistens auch weibliche Studierende gemeint - an sich müsste es aber "Studentinnen" und "Studenten" heißen. Während unsere Sprache also Frauen schon viel zu oft nicht berücksichtigt, werden nicht-binäre Menschen fast komplett ignoriert.

Was bedeutet non-binary?

Non-Binarys oder nicht-binäre Menschen identifizieren sich weder als Mann noch als Frau. Am 13. Dezember 2018 hat der Bundestag die dritte Geschlechtsoption "divers“ beschlossen und zumindest Intersexuellen damit auch rechtlich ermöglicht, sich außerhalb des binären, also zweigeteilten, Geschlechtssystems zu positionieren. Da die Pronomen "sie" und "er" in der deutschen Sprache geschlechtsbezogen sind, bevorzugen manche Non-Binarys andere Formen wie zum Beispiel "sie/er" oder das englische "they/them" und kennzeichnen das zum Beispiel auf Instagram in eckigen Klammern hinter ihren Namen. Für diesen Artikel haben wir diese Darstellung übernommen.

Aber wie spreche ich Non-Binarys am besten an? Weil es darauf nicht die eine Antwort gibt, haben wir mit Markus Ulrich [er] vom Lesben- und Schwulenverband sowie Non-Binary Cato [sie/er] und Youtuber*in Robin [they/them] darüber gesprochen. Wir haben sie gefragt, worauf man achten kann und warum es wichtig ist, nicht-binäre Menschen endlich in unsere Sprache aufzunehmen.

PULS: Wie spreche ich Non-Binary People am besten an?

Cato: Einfach mit einem freundlichen "Hey du". Oder formeller natürlich auch "Ich grüße Sie". Man sollte geschlechterspezifische Ansprachen wie "Herr..." oder "Frau…" einfach vermeiden. Es gibt ja abseits davon immer noch sehr viele verschiedene Formen.

Robin: Darauf kann es keine pauschale Antwort geben, denn non-binäre Personen verwenden ganz unterschiedliche Anreden und Pronomen. Frag sie einfach selbst, wie sie angesprochen werden möchten. Darüber hinaus ist es schon hilfreich, wenn Du vergeschlechtlichte Pronomen, Anreden, und Substantive vermeidest.

Markus: Ich glaube, dass viele Non-Binary Menschen die Frage gewohnt sind und sie sich auch wünschen: Wie kann ich dich/sie ansprechen? Und in der Regel haben die Menschen auch eine Antwort parat, weil sie sich damit tagtäglich auseinandersetzen.

Ist es okay, unsicher zu sein?

Cato: Es ist in der Gesellschaft noch nicht wirklich angekommen, dass wir so existieren, wie wir sind. Deswegen kann ich das vollkommen verstehen, wenn das ungewohnt ist oder wenn man sich fragt: Wie spreche ich die Menschen an und wo sind die Fettnäpfchen? Denn wenn man mal drauf achtet, reden wir sehr viel geschlechterbezogen.

Robin: Es wäre sehr schade, wenn die Angst jeden Kontakt blockiert. Wenn Du eine Person falsch ansprichst, ist die eleganteste Lösung oft eine kurze, unaufgeregte Entschuldigung und Korrektur, ohne viel weiteres Aufsehen. Was wirklich unangenehm ist, sind sehr ausführliche Entschuldigungen oder darauf zu hoffen, dass eine Person, die trans und/oder non-binary ist, das schon nicht gehört haben wird.

Markus: Die Frage ist immer, wie sich Berührungsängste äußern. Wenn man mit Offenheit und echtem Interesse bei den Non-Binarys nachfragt und dann aber auch akzeptiert, wenn Leute diese Fragen nicht beantworten wollen, ist das vollkommen in Ordnung. Viele haben auch mit dem Gerichtsurteil zur dritten Option erst davon mitbekommen, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. Insofern ist Unwissen nachvollziehbar, die Frage ist nur, wie ich damit umgehe.

Was sollte man bei Pronomen beachten?

Cato: Am besten einfach neben dem Namen auch gleich nach dem Pronomen fragen. Mir persönlich ist das nicht so wichtig, aber manche legen zum Beispiel viel Wert auf das sie/er. Und wer das Pronomen gerade nicht weiß, kann einfach den Namen wiederholen.

Robin: Auch hierauf kann es keine pauschale Antwort geben, im Englischen wird oft das "they" benutzt, wenn das Geschlecht einer Person unbekannt ist - im Deutschen hat sich das so einfach noch nicht etabliert. Da hilft nur: Fragen, am besten auch nach den Pronomen, aber nicht nach einem "bevorzugten". Das erweckt den Eindruck als wären die gewählten Pronomen von non-binary Personen in irgendeiner Weise verhandelbar. Ich höre oft von Bedenken, die Pronomen eines Gegenübers abzufragen, als wäre das eine Beleidigung. Ich antworte darauf immer: Ja, ich verstehe, was Du meinst und entscheide auch situativ, ob der Moment dafür gerade sicher genug ist. Das ist leider manchmal mitzudenken.

Markus: Ein guter Weg ist zum Beispiel in Vorstellungsrunden sein eigenes Pronomen zu sagen. Also: "Ich bin Markus Ulrich, Personalpronomen er." Damit zeige ich, dass ich das Thema auf dem Schirm habe und ich gebe die Verantwortung nicht immer an die Person ab, die ihre "Sonderrolle" angeben muss. Man nimmt Druck von den Betroffenen und macht eine Selbstverständlichkeit daraus.

Was sind absolute No-Gos?

Robin: Sich selbstgewählten Ansprachen, Pronomen oder Namen bewusst zu verweigern, ist ein absolutes No-Go. Das Bagatellisieren, wenn in Bezug auf trans- und non-binary Rechten zum Beispiel von "Trends" oder "Special Snowflakes" spricht, auch. Wenn du das in Deinem Umfeld mitbekommst, würde ich unbedingt einschreiten.

Markus: Man sollte nicht fragen: "Wie ist dein richtiger Name?" oder "Wie hießt du früher?" Körperliche Fragen sind auch schwierig, gerade wenn man sich gerade erst kennen lernt. Es geht niemanden was an, was sie/er in der Hose hat oder was für OPs gemacht wurden. Da sollte man einfach die Grenzen seines Gegenübers akzeptieren.

Cato: Als "es" bezeichnet zu werden geht gar nicht, weil ich bin kein Gegenstand, sondern ein Mensch. Und ansonsten dieses ignorante Unwissende: Wenn Leute nicht mit sich reden lassen und darauf bestehen, dass es nur zwei Geschlechter gibt und es davon abhängt, was man in der Hose hat. Damit komme ich nicht klar.

Warum ist es wichtig, dass wir Non Binarys mehr in unsere Sprache einbeziehen?

Markus: Es ist eine Anerkennung von geschlechtlicher Vielfalt, die wir in unserer Gesellschaft haben. Es tut ja auch niemandem weh. Es geht um Wertschätzung und ein gleichberechtigtes Miteinander. Das sind doch Grundsätze des Zusammenlebens, die wir auch in die Sprache übertragen können.

Cato: Immer mehr Leute merken, dass sie sich auch als Non-Binarys fühlen, einfach weil es mehr Informationen dazu gibt. Ich finde da sollten wir in unserer Sprache Rücksicht darauf nehmen. Eigentlich ist es doch komplett egal, was für ein Geschlecht jemand hat. Hauptsache, die Person ist glücklich.

Robin: Sprache verändert und prägt unsere Realität maßgeblich. Non-binäre Personen und die Diskriminierungsformen gegen sie müssen sichtbar werden, damit wir gegen diese Machtstrukturen im Alltag angehen können. Dazu gehören neben jeder offensichtlichen Ausgrenzung von Non-Binarys und Transmenschen auch subtile Formen wie Silencing, wo Betroffene durch gesellschaftliche Strukturen lieber schweigen anstatt ihre Rechte zu vertreten.

PULS am 24.07.2019 - ab 15.00 Uhr