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Christopher Street Day

Bunter Protest für Gleichberechtigung

Was wie eine fröhliche Party aussieht, ist ein ernster Protest. Beim Christopher Street Day demonstrierten 2000 Menschen für die Gleichberechtigung von Homo- und Transsexuellen. 

Was wie eine fröhliche Party aussieht, ist ein ernster Protest. Beim Christopher Street Day demonstrierten 2000 Menschen für die Gleichberechtigung von Homo- und Transsexuellen.

Kiel. In diesem Jahr stehen die weltweiten Christopher-Street-Day-Demonstrationen unter einem besonderen Stern. Vor 50 Jahren führte eine Polizeirazzia in der Bar Stonewall Inn in New York zum ersten Aufstand der homo- und transsexuellen Szene. An die Widerstandsbewegung vom 27. und 28. Juni 1969 erinnerte daher auch der Umzug durch Kiel.

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Noch immer keine Gleichberechtigung

"Wir sind heute immer noch nicht da, wo wir 50 Jahre nach Stonewall sein sollten", sagt Anna Langsch vom Verein Haki, eine Anlaufstelle und ein Treffpunkt für homosexuelle, bisexuelle, transsexuelle, intersexuelle und queere Menschen aus ganz Schleswig-Holstein. Noch immer gebe es keine rechtliche Gleichstellung, zudem fehle in Teilen der Gesellschaft immer noch die Akzeptanz, was daran zu sehen sei, dass Begriffe wie "schwul" oder "Schwuchtel" immer noch als Schimpfwörter verwendet werden. Hier fordert Langsch mehr Anstrengungen in die Aufklärungsarbeit zu investieren.

Fortschritte in den vergangenen Jahren

Um Solidarität mit der LGBTQ-Gemeinschaft zu zeigen, läuft Theresa Lippock beim Christopher Street Day mit. "Es ist schade, dass es manchmal immer noch als tabu angesehen wird, wenn jemand lesbisch, schwul oder transsexuell ist." Conny D’Alò hat sich 1989 geoutet und kämpft seitdem für die Rechte Homosexueller. Immerhin habe sich in den letzten 30 Jahren einiges getan. "Früher gab es kaum Möglichkeiten für uns, sich zu informieren und wenn nötig, Hilfe zu holen." Durch das Internet gebe es nun viel mehr Informationsmöglichkeiten.

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Ergänzung im Grundgesetz

Auch der Landesvorsitzenden des Lesben- und Schwulenverbandes, Andreas Witolla, spricht davon, dass sich in den vergangenen Jahren viel verbessert habe, doch käme es auf der Straße immer wieder zu Diskriminierungen und auch rechtlich gesehen gibt es noch keine Gleichberechtigung. Der Lesben- und Schwulenverband fordert daher, dass Artikel 3 des Grundgesetzes um den Passus "Niemand darf wegen seiner sexuellen Identität benachteiligt werden" ergänzt wird.

Mehr gemeldete Straftaten

Dass es immer wieder zu Straftaten gegen Homosexuelle und Transsexuelle kommt, berichtet auch Tobias Kreuzpointner, der bei der zentralen Ansprechstelle LSBTIQ der Landespolizei arbeitet und Ansprechpartner für Gewaltopfer ist. Seit September 2018 gibt es die Einrichtung und seitdem haben sich die gemeldeten Straftaten gegen Menschen aus der Queer-Gemeinschaft erhöht. Bevor es die Anlaufstelle gab, wurden im Schnitt im Jahr vier Taten von Diskriminierung oder Hasskriminalität gegen Homo- und Transsexuelle angezeigt. Zwischen Januar und April 2019 waren es 16.

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KN

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