Zum Tod von Manfred Bruns: Sein unermüdlicher Kampf für Lesben und Schwule
Am Dienstag ist der ehemalige Bundesanwalt, LGBT-Aktivist und Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD), Manfred Bruns, im Alter von 85 Jahren verstorben. Mit seinem Tod verliert die queere Community in Deutschland eine ihrer prägendsten Persönlichkeiten.
Der 1934 in Linz am Rhein geborene Manfred Bruns heiratete, nach einer Kindheit in seinem katholisch geprägten Elternhaus, 1961 zunächst „traditionell“ eine Frau und starte zwei Jahre danach seine Karriere an der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Gegenüber seiner Ehefrau Helga und den drei gemeinsamen Kindern outete er sich Anfang der 1980er Jahre als schwul.
Als er 1983 auch seinen damaligen Chef, Generalbundesanwalt Kurt Rebmann über seine Homosexualität informierte, zog dieser ihn daraufhin sofort von allen Staatsschutzangelegenheiten ab – stufte ihn gar als Sicherheitsrisiko ein. Nur zwei Jahre später titelte BILD über Bruns: „Bundesanwalt Manfred Bruns bekennt: Ich bin schwul.“ Der Anfang seines unermüdlichen Kampfes für die Rechte von Lesben und Schwulen in Deutschland.
In den 80er Jahren war Bruns einer der wichtigsten Wegbereiter für die liberale Aids-Politik der Bundesrepublik Deutschland, kämpfte mehr als zwei Jahrzehnte für die Lebenspartnerschaft, die Gleichstellung und später für die Öffnung der Ehe.
Nach der Abschaffung des „Schwulen“-Paragrafen 175 StGB (1994) forderte er vehement Wiedergutmachung für eine Politik der systematischen Diskriminierung, Verfolgung und Ausgrenzung von Homosexuellen, in der NS-Zeit und in der Bundesrepublik Deutschland – ein Unrecht, dass die Leben von mehr als 130 000 verurteilten Homosexuellen zerstörte.
Am Allgemeinen Gleichstellungsgesetz (AGG) und der Modernisierung des Familien- und Abstammungsrechts, war er maßgeblich beteiligt. Den Bundesanwalt a.D. zu ignorieren, war kaum möglich. Er stritt in Verhandlungen vor dem Bundesverfassungsgericht, bei Anhörungen in Landtagen und im Bundestag, unermüdlich für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender (LGBT). Bruns war ihre Stimme – unüberhörbar, mit messerscharfem Sachverstand.
Fast 30 Jahre war er die juristische Koryphäe des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland (LSVD), den er seit dessen Aufbau in den 90er Jahren begleitete, war Gründungsstifter der verbandseigenen Hirschfeld-Eddy-Stiftung. 2016 verabschiedete er sich aus dem Bundesvorstand des LSVD mit den Worten: „Wir haben unsere Erfolge nur dadurch erreicht, dass wir uns nie haben entmutigen lassen. Wir haben viele Urteile von den Obergerichten bekommen, wo ich gedacht habe, also jetzt ist es aus, das geht nicht mehr und dann haben wir doch weitergemacht und am Ende haben wir uns durchgesetzt. Und das wünsche ich mir von Euch, dass ihr weiter so arbeitet.“
Politik und Gesellschaft würdigten seine Verdienste um die Belange der queeren Community mit zahlreichen Auszeichnungen. So war er unter anderen Träger des Bundesverdienstkreuzes, der Kompassnadel des Schwulen Netzwerkes NRW und erster Träger des Antidiskriminierungspreises der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS).
Bruns wird fehlen. Mit seinem Tod verliert die Community einen wichtigen Eckpfeiler der jüngeren queeren Emanzipationsgeschichte. Manfred Bruns war ein Mensch, der sich für den Schutz einer Minderheit einsetzte – unermüdlich und hartnäckig, im Namen des Volkes.
Mehr LGBTQ-News gibt’s auf Facebook – jetzt Queer BILD folgen.