Trauer

Manfred Bruns ist gestorben

23. Okt. 2019
Manfred Bruns

Gestern, am 22. Oktober, ist mit Manfred Bruns eine der prägendsten Figuren der deutschen LGBTI*-Emanzipationsbewegung und ein unermüdlicher Kämpfer für LGBTI*-Rechte gestorben. Das gab gestern Abend der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) bekannt, zu dessem Bundesvorstand er jahrelang gehörte. Er wurde 85 Jahre alt.

Seit den 1980ern engagierte sich der Bundesanwalt Bruns für Menschen mit HIV und Aids und die Abschaffung des Paragrafen 175. Er hat den LSVD mit aufgebaut und bis zuletzt als Justiziar unterstützt. Sein Engagement ließ auch in späteren Jahren nicht nach, 2007 war er an der Gründung der Berliner Hirschfeld-Eddy-Stiftung beteiligt, die sich für die Menschenrechte von LGBTI* einsetzt.

Bruns arbeitete schon früh für die Einführung der Ehe für alle, die Rehabilitierung der nach §175 StGB verfolgten Homosexuellen und eine Reform des „Transsexuellengesetz“ ein. Bis kurz vor seinem Tod engagierte er sich aufopferungsvoll für die Community, beriet Verbände und Privatpersonen. Noch im August hatte er gegenüber SIEGESSÄULE angegeben, dass er zur Zeit um die 100 Fälle betreue, in denen Betroffene gegenüber den Standesämtern ihr Recht auf eine Personenstandsänderung einfordern. (SIEGESSÄULE berichtete)

Der LSVD beschreibt in seinem Nachruf auf Bruns, sein „profundes juristisches Wissen und seine Hartnäckigkeit in der Durchsetzung der Gleichstellung“, die „immer noch die Grundlage der heutigen LSBTI*-Gesetzgebung“ sei.

Zahlreiche Auszeichnungen unterstreichen Bruns Bedeutung für die queere Bewegung. Für sein „gesellschaftspolitisches Engagement für die Emanzipation und Anerkennung Homosexueller" bekam Bruns schon 1994 das Bundesverdienstkreuz, 2012 wurde er mit dem Antidiskriminierungspreis der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ausgezeichnet. Bruns freute sich laut LSVD dabei besonders über Auszeichnungen, die ihm von „seiner" Community verliehen wurden, wie der Zivilcourage Preis des CSD Berlin oder die Kompassnadel des Schwulen Netzwerkes NRW.

Manfred Bruns war von 1963 bis 1994 Bundesanwalt am Bundesgerichtshof in Karlsruhe und hatte sich gegenüber seinem Chef dort schon in den 80er-Jahren als schwul geoutet. Keine leichte Entscheidung zu dieser Zeit – in der Folge wurde er von allen Staatsschutzangelegenheiten abgezogen. 1961 heiratete er seine Frau Helga, mit der er drei Kinder hatte. Auch nachdem er sich gegebüber seiner Familie in den frühen 80ern als schwul geoutet hatte, ließ er sich von seiner Frau nicht scheiden. Die beiden bleiben freundschaftlich verbunden. Seit 1993 lebte er mit seinem neuen Partner in Karlsruhe.

Mit Manfred Bruns Tod verliert die Community einen der verdienstvollsten Kämpfer für die LGBTI*-Bewegung!

hage/as

Einen ausführlichen Nachruf zu Manfred Bruns veröffentlichen wir in der Dezemberausgabe der SIEGESSÄULE

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