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Wegen Vandalismus
Videoüberwachung am Berliner Mahnmal für homosexuelle NS-Opfer
Vandalismus am Denkmal soll künftig durch Videoüberwachung verhindert werden. Der LSVD begrüßt die Entscheidung und will im nächsten Jahr darüber sprechen, auch Kameras an anderen Gedenkorten zu errichten.
R/DV/RS / flickr) Kameras sollen dafür sorgen, dass der Erinnerungsort in Berlin-Tiergarten künftig nicht mehr Ziel von Vandalismus wird (Bild:
- 2. Oktober 2019, 10:35h 2 Min.
Nach sich häufenden Fällen von Vandalismus hat sich die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas dazu durchgerungen, das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin-Tiergarten mit einer Videokamera überwachen zu lassen. Das bestätigte die für das 2008 eingeweihte Mahnmal verantwortliche Stiftung gegenüber dem Magazin "Mannschaft". Demnach gebe es keine datenschutzrechtlichen Bedenken gegen die Überwachung. Eine zweimonatige Testphase startet am 17. Oktober.
Bereits mehrfach war in diesem Jahr das Mahnmal beschädigt worden. Zuletzt beschmierten es Unbekannte im September mit schwarzer Farbe (queer.de berichtete). Die Bundesregierung hat erst kürzlich festgestellt, dass es einen erheblichen Anstieg von Sachbeschädigungen gebe, die aus Hass gegen sexuelle und/oder geschlechtliche Minderheiten verübt werden (queer.de berichtete).
Wiederholt beschmierten Unbekannte – offenbar aus Homophobie – das Sichtfenster zum Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen (Bild: Angel Ivanov / LSVD)
LSVD begrüßt Videoüberwachung
Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg begrüßte die Entscheidung. "Wir haben diesbezüglich großes Vertrauen in die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas", erklärte LSVD-Landeschef Jörg Steinert gegenüber queer.de. Die Mitglieder des Verbandes hatten sich bereits im vergangenen Jahr mit großer Mehrheit für eine Videoüberwachung von LGBTI-Denkmälern und Kriminalitätsschwerpunkten in der Szene ausgesprochen (queer.de berichtete).
Steinert sagte weiter, dass sich mit der neuen Videokamera damit die Chance erhöhe, dass Täter ermittelt werden könnten. Bislang war es den Behörden noch nicht gelungen, auch nur einen der Täter zu identifizieren. "Bestenfalls hat die Maßnahme abschreckenden Charakter und es kommt zu keinem Vandalismus mehr", so Steinert. Der Verband plane für die erste Jahreshälfte 2020 ferner einen Runden Tisch, "um Konsequenzen auch für andere Gedenk- und Erinnerungsorte, wie z.B. dem am Magnus-Hirschfeld-Ufer, zu erörtern."
Erst am Montag war am Denkmal für die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung am Magnus-Hirschfeld-Ufer eine Beschädigung entdeckt worden, die auf mutwilligen Vandalismus zurückgeführt wird. Der Staatsschutz beim Landeskriminalamt hat die Ermittlungen aufgenommen (queer.de berichtete). (dk)
Dass das überhaupt 2019 notwendig ist, ist armselig und ein Armutszeugnis für die Nachkriegsgenerationen in Deutschland.