Gedenktag für ermordete Transgender: 331 transphobe Morde im letzten Jahr dokumentiert

„Wir haben schon immer existiert“, mahnt diese Demonstrantin bei einem Pride-Marsch im Oktober in Atlanta

„Wir haben schon immer existiert“, mahnt diese Demonstrantin bei einem Pride-Marsch im Oktober in Atlanta

Foto: Robin Rayne / AP Photo / dpa
Von: Roman Scheck

331 transsexuelle Menschen wurden in den letzten zwölf Monaten umgebracht. Mindestens. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Denn ein großer Teil transphober Hassverbrechen wird nicht als solche erfasst oder gar nicht erst gemeldet. Seit der ersten Erfassung am 1. Januar 2008 bis zum heutigen Gedenktag an die Opfer transphober Gewaltverbrechen („Transgender Day of Remembrance“) wurden insgesamt 3314 Todesopfer dokumentiert.

„Trans- und geschlechtsspezifische Menschen sind Opfer schrecklicher Hassgewalt, einschließlich Erpressung, körperlicher und sexueller Übergriffe und Mord“, erklärt Lukas Berredo, Sprecher des „Trans Murder Monitoring Projekts“, das die Daten darüber sammelt und jährlich veröffentlicht. So auch in diesem Jahr. Seit 1999 wird der „Transgender Day of Remembrance“ am 20. November begangen.

Trans-Personen sind Menschen, die sich mit ihrem nach der Geburt zugewiesenen Geschlecht nicht oder nicht ausreichend beschrieben sehen. Sie leiden weltweit unter einer Spirale „schrecklicher“ Gewalt, warnen die Aktivisten.

Fakten über transphobe Morde

▶︎ Über 3300 Trans-Personen wurden demnach in den letzten elf Jahren weltweit ermordet.

▶︎ Die häufigsten Morde wurden mit Schusswaffen begangen (1252), 653 durch Erstechen mit Messern, 334 durch Erschlagen.

61 Prozent der Opfer transphober Morde seit 2008 waren Sexarbeiter*innen, daneben sieht man die Mordursache

61 Prozent der Opfer transphober Morde seit 2008 waren Sexarbeiter*innen, daneben sieht man die Mordursache

Foto: 2019 TvT Trans Murder Monitoring (TMM)

▶︎ Mindestens 331 Trans-Personen wurden in den letzten zwölf Monaten getötet.

▶︎ Brasilien ist dabei für Trans-Personen das gefährlichste Land, mit mindestens 130 Toten in den letzten zwölf Monaten. Mexiko hatte 63 Morde, die Vereinigten Staaten dokumentierten 30 Tote.

Spitzenreiter in der traurigen Mord-Statistik seit 2008: Südamerika. Von insgesamt 3314 weltweit erfassten Morden an Trans-Personen fanden seit Dokumentation 2608 auf dem viertgrößten Kontinent statt

Spitzenreiter in der traurigen Mord-Statistik seit 2008: Südamerika. Von insgesamt 3314 weltweit erfassten Morden an Trans-Personen fanden seit Dokumentation 2608 auf dem viertgrößten Kontinent statt

Foto: 2019 TvT Trans Murder Monitoring (TMM)

▶︎ Die Zahl der gemeldeten Trans-Personen, die jedes Jahr ermordet werden, stieg bislang stetig: von 148 im Jahr 2008 auf 369 im vergangenen Jahr. 2019 wurden lediglich 38 Morde weniger dokumentiert. Doch das bedeutet nicht, dass sich die Situation für Transgender verbessert hat.

Am 20. November veröffentlicht das „Trans Murder Monitoring Projekt“ die erschreckende Aufwärtskurve: Von 295 Morde an Trans-Personen stieg die Zahl 2017 auf 325 und 2018 auf 369

Am 20. November 2018 veröffentlicht das „Trans Murder Monitoring Projekt“ die erschreckende Aufwärtskurve: Von 295 Morden an Trans-Personen stieg die Zahl 2017 auf 325 und 2018 auf 369 – in diesem Jahr sank die Zahl nur wenig

Foto: 2018 TVT Trans Murder Monitoring

▶︎ Fast zwei Drittel der gemeldeten Opfer in den letzten elf Jahren waren Sexarbeiter*innen. ▶︎ In den USA waren 85 Prozent der in den letzten zwölf Monaten ermordeten Trans-Personen Frauen aus einer ethnischen Minderheit, fast zwei Drittel waren unter 35 Jahre alt. ▶︎ In Frankreich, Italien, Portugal und Spanien waren 65 Prozent der gemeldeten Mordopfer im letzten Jahrzehnt Migranten. ▶︎ Fast drei Viertel der Opfer in den USA wurden zunächst mit ihrem früheren Geschlecht in den Polizei- oder Medienberichten erwähnt, Aktivisten beklagen das als respektlos. Außerdem können es die „Ermittlungen erschweren“.

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In einem Video, dass das LGBT-Projekt 100% MENSCH am Mittwoch veröffentlichte, bekommen die jüngsten Opferzahlen Namen.

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Transphobe Hasskriminalität wird nicht gesondert erfasst

Henny Engels, Sprecherin des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland (LSVD) mahnt anlässlich des Gedenktages: „Erschreckenderweise ist Gewalt gegen transgeschlechtliche Menschen kein relevantes Thema für die Innenministerien in Bund und Ländern.“

Henny Engels, Sprecherin des LSVD, fordert eine Reform der polizeilichen Erfassung

Henny Engels, Sprecherin des LSVD, fordert eine Reform der polizeilichen Erfassung

Foto: LSVD / Caro Kadatz

In Deutschland wird Hasskriminalität gegen transgeschlechtliche Personen noch immer nicht gesondert erfasst. Der LSVD fordert deshalb eine „Reform der polizeilichen Erfassungssysteme, damit Hasskriminalität detailliert aufgeschlüsselt und in ihren realen Ausmaßen gesellschaftlich sichtbar wird“.

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Weltweit werden am 20. November Demonstrationen, Mahnwachen und Schweigeminuten für die Opfer abgehalten.

Auch in Indien halten LGBT-Aktivisten Mahnwachen ab, gedenken der Opfer

Auch in Indien halten LGBT-Aktivisten Mahnwachen ab, gedenken der Opfer

Foto: PIYAL ADHIKARY/EPA-EFE/REX

So gedenken Aktivisten im Internet

Im Netz wird auf den Gedenktag mit dem Hashtag #TDoR (Abkürzung von „Transgender Day of Remembrance“) aufmerksam gemacht. Von den USA und Kanada, über Europa, Russland bis nach Australien erinnern LGBTQ-Aktivisten heute weltweit an die Opfer.

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Die Zahlen der aktuellen Kriminalitätsstatistik zeigen: Der Schutz von Trans-Personen ist nötiger denn je.

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