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Anhörung im Landtag

Experten schlagen Alarm: Queere Menschen werden in Bayern noch zu oft diskriminiert

Trotz wichtiger Fortschritte bei der Gleichberechtigung, wie die Ehe für alle, ist der Alltag von Homo-, Bi- und Transsexuellen nach wie vor viel zu oft ein Spießrutenlauf. Gerade auch in Bayern.


Bayern hat als einziges Land keinen Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie gestartet (Bild: Ralf Steinberger / flickr)

  • 14. November 2019, 13:20h 3 3 Min.

In Bayern erleiden Homo-, Bi- und Transsexuelle im Alltag trotz diverser Gesetzesänderungen nach wie vor massive Diskriminierungen. Bei einer Anhörung im Münchner Landtag zur Akzeptanz von LGBTIQ-Personen im Freistaat fiel das Fazit von einem Dutzend geladener Experten am Donnerstag eindeutig aus: Das Land hinkt deutschlandweit bei ihrer Förderung hinterher.

"Bayern ist das einzige Bundesland, das weder einen Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie in Vorbereitung noch umgesetzt hat", sagte Hannah Lea, Vorstandsmitglied des bayerischen Lesben- und Schwulenverbandes. Ihre Organisation kämpfe schon lange dafür, dass LGBTIQ-Personen als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft akzeptiert und respektiert würden. "Da ist in Bayern noch viel zu tun", betonte Lea.

Obwohl seit 2017 in Deutschland gleichgeschlechtliche Paare heiraten können und es seit einem halben Jahr die sogenannte "dritte Option" im Personenstandsgesetz gibt, sei die Akzeptanz für sexuelle und geschlechtliche Minderheiten bundesweit weiterhin nur schwach ausgeprägt, sagte auch Stefan Timmermanns, Professor für Sexualpädagogik von der Universität Frankfurt/Main. Die Zahlen zu Diskriminierungsfällen gingen nicht zurück, letztlich sei die Akzeptanz auch nur oberflächlich vorhanden.

"Es ist Zeit, dass Bayern Gelder zur Verfügung stellt"

Auch Vertreter anderer Vereine beklagten, dass es in Bayern keinen Aktionsplan gebe, der die Akzeptanz von Schwulen, Lesben und Transsexuellen verbessere. "Es ist an der Zeit, dass auch das Land Bayern in die Verantwortung geht und Gelder zur Verfügung stellt", so Kai Kundrath, Geschäftsführer des Schwulen Kommunikations- und Kulturzentrums in München. In der Landeshauptstadt und in Nürnberg sei die Lage besser, darüber hinaus gebe es aber keine Infrastruktur.

Dies führe dazu, dass Beratungen in München aus dem ganzen Land angefragt würden, was aber nicht geleistet werden könne, betonte auch Julia Bomsdorf von der Beratungsstelle des Vereins Lesbentelefon. Ferner klagten die Experten, dass es zu wenige gut ausgebildete Berater gebe – dies gelte gerade für Kinder- und Jugendliche.

17 bis 21 Prozent aller Transpersonen arbeitslos

Petra Weitzel, Vorsitzende der Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität betonte, dass gerade Transsexuelle in der Arbeitswelt mit vielen Problemen und fehlender Anerkennung zu kämpfen hätten. "17 bis 21 Prozent aller Transpersonen sind arbeitslos", sagte sie unter Verweis auf mehrere Studien. Damit liege die Quote vierfach höher als im bundesweiten Durchschnitt. Unternehmen würden sich zu selten Gedanken darüber machen, wie mit Mitarbeitern umzugehen sei, die etwa ihren Namen oder ihr Geschlecht geändert haben.

Aus Angst vor negativen Konsequenzen auf der Arbeit würden sich ein Drittel der Homosexuellen und bis zu 70 Prozent der Transpersonen nicht am Arbeitsplatz outen oder auch nur über ihr Privatleben sprechen, sagte Steffi Grimm, Vorstandsmitglied des Vereins Wirtschaftsweiber.

Auch bei der Strafverfolgung gebe es – so der Tenor der Experten – zu wenig geschulte und sensibilisierte Mitarbeiter bei Justiz und Polizei, um homo- und transphobe Hassgewalt aufzuklären. Bei Betroffenen gebe es längst ein großes Misstrauen, weshalb auch Straftaten gar nicht mehr angezeigt würden, sagte Markus Oswald, Staatsanwalt aus Berlin.

Großen Änderungsbedarf beklagten die Experten auch für den Umgang mit homosexuellen und transsexuellen Flüchtlingen. Obwohl LGBTIQ ein Asylgrund sei, gebe es etwa keine Schutzbereiche in den Unterkünften. Dadurch seien in den Gemeinschaftsunterkünften die Betroffenen schutzlos und ohne Privatsphäre fortwährend einer massiven Diskriminierung unterworfen. Laut Kundrath sei zudem oft Homophobie ein Grund, weshalb Asylanträge abgelehnt würden.

Die Sachverständigen-Anhörung ist auf Antrag der oppositionellen Landtagsfraktionen von Grünen, SPD und FDP im Sozialausschuss durchgeführt worden. Die drei Parteien wollen erreichen, dass Bayern bei der LGBTI-Akzeptanz nicht den Anschluss an die anderen Bundesländer verliert. (dpa/dk)

#1 Carsten ACAnonym
  • 14.11.2019, 15:23h
  • Wann hat sich Politik jemals für den Rat von Experten interessiert?

    Dann hätte es niemals das Maut-Debakel gegeben. Nicht das Baukindergeld, das die Probleme noch verschärft. Der Klimawandel würde anders bekämpft. Etc. etc. etc.

    Politik interessiert sich nur für Lobbys und dafür, was bei Stammtischen gut ankommt.
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#2 GerritAnonym
  • 14.11.2019, 15:41h
  • Gerade die CDU/CSU muss endlich kapieren, dass Diskriminierung nichts mit Konservatismus zu tun hat, sondern nur mit Rechtspopulismus. Und dass sie damit die AfD nur stärker macht.

    In anderen Staaten haben die Konservativen längst kapiert, dass auch LGBTI-Rechte und der demokratische Gleichheistgrundsatz zu einem demokratischen Rechtsstaat gehören. Und dass das übrigens einer Gesellschaft auch wirtschaftlich nützt.

    Das muss auch in Deutschland endlich verstanden werden.
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#3 Taemin
  • 15.11.2019, 13:41h
  • Antwort auf #2 von Gerrit
  • Nein, im deutschen Sprachraum ist das anders. Hier neigen viele Konservative in bester Tradition ihrer Vorgängerpartei DNVP dem rechten Rande zu. Man beobachte nur, wie gegenwärtig schon trotz dem eigentlich entgegenstehenden Parteitagsbeschluss der CDU die Fühler Richtung AfD ausgestreckt werden. Man schaue nach Österreich, wo der niedliche Basti zumindest eine Zeitlang nichts dabei fand, sich mit bekennenden Rechtsradikalen ins Koalitionsbett zu begeben.
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