Alle Jahre wieder… Vom Leid der Tiere unter dem Weihnachtsbaum
Flauschige Fellbälle mit putzigen Ohren und braunen Kulleraugen, um sie herum Familien mit Kindern, die sich nichts sehnlicher wünschen, als eines von ihnen zu besitzen. Viele Kaninchen werden in diesen Tagen den Besitzer wechseln und als Geschenk vom Weihnachtsmann kurze Zeit später im Kinderzimmer sitzen. Dort verlieren sie leider schnell an Reiz und teilen ihr Schicksal mit ihren kuscheligen Kameraden im Regal. Eine Spielzeugabteilung in einem Kaufhaus? „Nein, ein völlig normaler Anblick am Kaninchengehege einer Zoohandlung in der Weihnachtszeit“ erklärt Klaudia Kamrad, 1. Vorsitzende des Kaninchenschutz e.V..
Kaninchen verlieren für Kinder häufig an Reiz
„Eine große Anzahl der Tiere, die wir aufnehmen und weiter vermitteln, wurden ursprünglich für Kinder angeschafft. Diese sind meist zu jung, um sich eigenverantwortlich um die Haustiere kümmern zu können“, sagt Klaudia. Gerade Kaninchen sind als Fluchttiere sehr schreckhaft und reagieren panisch auf hektische Bewegungen und Lärm. Werden sie in einem Käfig oder ohne Artgenossen gehalten, entwickeln sie oft Verhaltensstörungen und werden aggressiv oder lethargisch. Schnell verlieren sie als Haustier an Reiz. Dabei sind sie durchaus interessant zu beobachten und können auch zutraulich werden. Um artgerecht gehalten zu werden, benötigen sie jedoch viel Platz und mindestens ein Partnertier.
Ein Blick auf die wilden Verwandten hilft bei Haltungsfragen
In Sachen Haltung hilft es häufig, einen Blick auf die wilden Artgenossen zu werfen: Kaninchen leben in der freien Natur in Familienverbänden und beanspruchen mitunter mehrere hundert Quadratmeter als Revier. Auch als Haustiere brauchen sie mindestens vier Quadratmeter Platz je Pärchen, denn ihr Bewegungsdrang entspricht dem einer Katze. Nicht umsonst ist in Österreich die Haltung in Käfigen seit 2012 gesetzlich verboten. „Ein artgerechtes Gehege lässt sich leicht aus Gehege-Elementen aufstellen, die in vielen Zoohandlungen oder im Internet erhältlich sind. 80 cm Höhe sollten sie mindestens haben, denn Kaninchen können natürlich gut springen“, so Klaudia, „wenn sie bis zum Einzug in ihr neues Zuhause überleben“, fügt sie noch hinzu. Die Tiere in Zoohandlungen stammen leider häufig aus Massenzuchten.
Die Jungtiere werden zu früh von der Mutter getrennt, um bessere Verkaufschancen zu haben. Dadurch sind sie anfälliger für Parasiten und Infektionen und überleben daher schlimmstenfalls die ersten Wochen im neuen Zuhause nicht. Empfehlenswerter ist es, sich ein Tier aus dem Tierheim oder über einen Tierschutzverein zu holen. Dort sind sie schon in einem vermittlungsfähigen Alter, kastriert und geimpft. Außerdem erhalten die neuen Besitzer vorab wichtige Informationen zum Charakter ihrer neuen Mitbewohner sowie zu allen Fragen rund um die Haltung.
Eltern sollten sich vor dem Tierkauf umfassend informieren
Wie läßt sich nun der Herzenswunsch erfüllen, ohne daß das Tier auf der Strecke bleibt oder die Kinder vom neuen Freund enttäuscht sind? Ein anderes aktives Mitglied im Kaninchenschutz, berichtet: „Ich habe selbst Kinder und bin über diese an die Kaninchen gekommen. Wir wollten unseren Kindern das Gefühl vermitteln, daß Tiere keine Gegenstände, sondern Lebewesen sind. Gemeinsam haben wir uns die Vermittlungstiere beim Kaninchenschutz und in Tierheimen angeschaut. Dann haben wir eine Pflegestelle des Kaninchenschutzes besucht und ein Kaninchenpärchen ausgesucht. Zu Hause haben wir Regeln für die Versorgung aufgestellt.“ Kinder unter zwölf Jahren sollten grundsätzlich nicht alleine für die Tiere verantwortlich sein, sondern von den Eltern unterstützt werden – auch das ist ein wichtiger Aspekt, über den man sich vor der Anschaffung im Klaren sein sollte. „Natürlich bedeuten unsere Kaninchen auch für mich Arbeit. Ich fahre etwa zum Tierarzt mit ihnen und organisiere jemanden, der sie betreut, wenn wir in den Urlaub fahren“, so unser aktives Mitglied.
VK
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