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Notfall des Monats: Wohnungszwangsräumung in Kleve
Über die Telefonhotline des Kaninchenschutz e.V. meldete sich am 15.05.2013 eine Dame. Sie teilte mit, daß ihre Wohnung zwangsgeräumt würde und nun ca. 75 Kaninchen untergebracht werden müßten. Der Kontakt gestaltete sich zu Beginn schwierig. Dennoch übernahm die Aktive Annika S. die Koordination. Es stellte sich heraus, daß die Tiere mittlerweile im Tiergarten Kleve waren, dort aber schnellstmöglich wieder ausziehen sollten. Da Annika ehrenamtlich im Tierheim Heinsberg arbeitet, stellte man ihr dort einen Container und Käfige sowie Futterschalen für die Unterbringung der Wackelnasen zur Verfügung. Für die Versorgung der Tiere mußte Annika allein Sorge tragen, denn das war durch das Tierheim nicht zu leisten.
Zeitgleich lief im Forum des Kaninchenschutz e.V. die Koordination an. Es wurden Pflegestellen, Tierheimplätze, Mitfahrgelegenheiten und Vor-Ort-Hilfe gesucht. Die ersten Erfolge zeichneten sich schnell ab und einige Tierheimplätze wurden gefunden. Aktive Mitglieder und Forumsnutzer arbeiteten eng zusammen.
Am 21.05. war es dann soweit: Annika war mit fünf tatkräftigen Helfern vor Ort und sichtete die Tiere. Zehn Rammler zogen in das Tierheim Duisburg. Weitere sechs Unkastraten und vier Mädels konnten im Tierheim Wesel untergebracht werden. Der Tierschutzverein Oberhausen nahm je zwei Damen und Herren auf. Auf die Reise gingen sie mit der Forumsnutzerin marinahexe - Danke Dir für Deine schnelle und unkomplizierte Hilfe!
Neun weitere Tiere konnten noch am gleichen Abend durch die Aktive in eine private Pflegestelle gebracht werden.
Beim ersten Check der Tiere fiel auf, daß viele ein sehr lichtes Fell hatten. Auch frische und ältere Bißwunden waren keine Seltenheit. Einige Tiere wiesen unterschiedliche Augenveränderungen auf. Auch Zahnfehlstellungen waren vorhanden. Die Mädels waren alle als potentiell tragend anzusehen, da die Tiere alle zusammen saßen.
Aufgrund von Veränderungen an den Geschlechtsorganen einiger Tiere und einer Häsin mit einer kahlen, nässenden Nase bestand auch der hochgradige Verdacht auf Kaninchensyphilis.
Zwei Tiere hatte es besonders schlimm getroffen: Einen Rammler mit völlig vereiterter Augenhöhle und eine Häsin mit Syphilisverdacht. Diese zwei armen Nasen und ein weiteres Mädel wurden am 22.05. zu der Aktiven Katharina in die Pflegestelle gebracht. Sie wurden direkt dem Tierarzt vorgestellt und eine Therapie eingeleitet.
Einen Tag später brachte die Häsin Melina bei Katharina zwei Welpen zur Welt. Eines war leider sehr klein und mißgebildet. Es verstarb am nächsten Morgen. Auch das Geschwisterchen, welches auf den Namen Scotty getauft wurde, war sehr klein.
Am 25.05. konnten dann noch drei Tiere in den TSV Leverkusen einziehen.
In den folgenden zwei Tagen stellte sich dann auch der erwartete Nachwuchs bei zwei Häsinnen ein. Vier Tage später sind zwei Häsinnen und fünf Böckchen mit dem Bunny Express nach Siegen in das Tierheim gereist.
Weitere Babys wurden geboren und obwohl die Bedingungen nun deutlich besser als zuvor waren, starb ein kompletter Wurf. Teilweise hatten die Jungtiere Fehlbildungen, sodaß von Inzucht auszugehen war.
Am 11.06. bekam Annika dann die Nachricht, daß der Container im Tierheim Heinsberg bis zum Ende der Woche wegen Eigenbedarfs geräumt werden müsse. Erneut hieß es, die Leitungen glühen zu lassen und Pflegestellen oder Tierheime zu finden. Eine Mutti mit zwei Babys ging noch zu Katharina, um für Scotty Kuschelfreunde zu haben und vielleicht sogar eine Amme, da Scottis Mama Melina den Kleinen nicht gut annahm. Zwei Häsinnen, die schon ein neues Zuhause in Hannover gefunden haben, aber noch ihre Quarantäne absitzen müssen, gingen zu Forumsbesucherin „hasenheidi“ nach Moers. Auch die Aktve Christiane E. nahm zwei Rammler auf, die in eine gemeinsame Endstelle ziehen sollen, wenn die Kastrationfrist verstrichen ist.
Für eine blinde Häsin, bei der noch eine OP ansteht, wurde der sogenannte KS-Status gewährt (das bedeutet, daß alle Kosten für das Tier bis zu seiner Vermittlung vom Verein übernommen werden) und zog nach Dortmund zu Hope R. Das Tierheim Essen übernahm vier Häsinnen mit Jungtieren und eine Dame mit Hornhautverletzung. Somit waren alle Tiere innerhalb kürzester Zeit untergebracht!
Annika hat hier einen wahnsinnigen Kraftakt vollbracht. Sie hat ihren kompletten Urlaub geopfert, um diesen Tieren eine bessere Zukunft zu bieten. Der Vorstand des Kaninchenschutz e.V. hatte Notfallerstversorgung für vier Tiere bewilligt. Im Nachhinein wurde nochmal um zwei aufgestockt, da doch viele Kaninchen in schlimmen Zustand waren, und ein Tier wird zudem zum Patentier im Kaninchenschutz e.V.
Für alle anderen Kosten muß Annika selber aufkommen, und so wurde durch den „Fonds für alle Felle“ die Möglichkeit der Geldspende über das Forum gegeben. Auch Sachspenden konnten mobilisiert werden. Ebenso hatten sich einige Vor-Ort-Helfer zur Unterstützung gefunden. Die überwiegende Arbeit erledigten aber Tag für Tag Annika und ihr Mann - allerdings wäre die Abwicklung eines so großen Notfalls ohne die Zusammenarbeit mit anderen Tierschutzorganisationen nicht möglich gewesen.
Ein großer Dank geht auch an alle Nutzer des Forums des Kaninchenschutz e.V., die hier so unkompliziert geholfen haben, sei es durch das Telefonieren mit Tierheimen, die Übernahme durch Fahrtstrecken, die Bereitstellung von Pflegestellen, oder, oder, oder. . . !
Durch viel Engagement und Zusammenarbeit wurde auch dieser Horror für die Tiere zum Happy End!
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