40 oder mehr Kaninchen auf einer Fläche von 30.000m² zu fangen - das klingt ziemlich unmöglich. Entsprechend skeptisch und verzweifelt war ich, als mich die Nachricht einer Anwohnerin erreichte, daß auf einer großen Wohnanlage in Bremen entsprechend viele Kaninchen, darunter sehr viele deutlich als Hauskaninchen erkennbare Tiere, frei herumhoppeln.
Und obwohl ich in Anbetracht des großen, von Schutzmöglichkeiten überhäuften Gelände am liebsten sofort gesagt hätte "Das schaffen wir nicht" war klar, daß wir handeln mußten. Neben den vielen Kindern, die die Kaninchen immer wieder jagden, und den Anwohnern, die oft auch sehr ungesunde Futtermittel verteilten, bestand die akute Gefahr, dass die Wohnbaugesellschaft vor Ort, deren Garagenanlagen massiv durch die Tiere untertunnelt wurden, die Tiere mit radikalen Methoden vom Gelände "entfernt".
Nach diversen Überlegungen innerhalb des Vereins und auch in Zusammenarbeit mit
HundKatzeMaus, zu denen ich inzwischen Kontakt aufgenommen hatte - der Fall hatte in meinen Augen großes Potential, Zuschauer aufzuklären und auf Probleme, die durch das Aussetzen von einzelnen Tieren entstehen, aufmerksam zu machen - entstand ein Plan, wie wir der Situation Herr werden könnten:
Da klar war, daß die Tiere auf dem großen Gelände so nicht in den Griff zu bekommen waren, holten wir uns Hilfe von professionellen Kaninchenfängern. Nachdem wir die vorhandenen Kaninchenbauten mit einer Kanalkamera kontrolliert hatten, um sicherzugehen, daß dort keine frisch geborenen Welpen anzutreffen waren, war es soweit: Wir begannen damit, die großen Netze, die die Kaninchenfänger dabei hatten, an strategisch günstigen Stellen zu platzieren. In Teamarbeit von Mitarbeitern des Tierheims Arche Noah, dem Team von
HundKatzeMaus und unseren Vereinsmitgliedern konnten wir so einige Tiere in die Richtung der Netze treiben, aus denen sie dann herausgeholt und in Transportboxen gesetzt werden konnten.
Neben vielen Netzen, die wirklich Gold wert war, hatten die Kaninchenfänger außerdem einige vierbeinige Helfer dabei. Eine der Helfer war eine junge Frettchendame. Ja, richtig, ein Frettchen - ein natürlicher Feind des Kaninchens. Dieses Frettchen jedoch war speziell auf den Lebendfang von Kaninchen ausgerichtet, und gehörte zu einer besonderen Züchtung, welche besonders ruhig und wenig aggressiv gegenüber Beutetieren ist.
Eine gewisse Unruhe beschlich uns jedoch dennoch, als das Frettchen in eine der Kaninchenbauten gesetzt wurde. Die Angst war aber völlig unbegründet: Das Tier ging mit absoluter Gemütlichkeit und Ruhe in den Bau hinein, kam kurz darauf wieder heraus und guckte uns an. Es wurde an den nächsten Eingang gesetzt und es ereignete sich dasselbe. Große Frettchenaugen blickten uns verwirrt an. In den Bauten war niemand zu finden, warum also ließen wir die Dame arbeiten?
Einige Zeit später und an anderer Stelle konnte uns das Frettchen jedoch noch wirklich beweisen, wie hilfreich sie war: Sie ging in einen Bau, und wenige Sekunden später hoppelte ein Kaninchen hinaus, welches wir - erneut dank der Netze - problemlos fangen konnten.
Nach mehreren Stunden Rennen und Fangen hatten wir inzwischen schon fast 40 Tiere fangen können - das Auto des Tierheims war bis oben hin mit Transportboxen voll, und so machte sich das Team für eine Untersuchung schon einmal auf den Weg.
Meine drei Helferinnen, die beiden Kaninchenfänger und ich blieben zurück, mit dem Ziel, die "Nachzügler" noch einzusammeln. Dieses Mal bekamen wir Hilfe von dem anderen vierbeinigen Begleiter unserer Unterstützer: Einem Hund. Dieser machte sich auf, Kaninchen in Gebüschen aufzuspüren und aufzuscheuchen. Die Tiere wurden in Richtung Netze getrieben und konnten so von uns gut eingefangen und ebenfalls ins Tierheim gebracht werden.
Schlußendlich konnten vierzig Tiere ins Tierheim gebracht und durchgecheckt werden - und wurden so wohl vor dem Tod, der ihnen bei weiterem Aufenthalt vor Ort gedroht hätte, bewahrt.
Und während die Kaninchen nun auf der Suche nach einem neuen Zuhause sind, in dem sie hoffentlich fast so viel Toben können, wie auf "ihrem" Wohngebietsgelände, bin ich zufrieden darüber, daß wir uns gemeinsam dieser Herausforderung gestellt haben und den Tieren so helfen konnten.
Abschließend bleibt nur ein "Danke" an alle beteiligten Helfer - und die Vorfreude auf die Sendung, die sicherlich bald bei
HundKatzeMaus ausgestrahlt werden wird!
Franziska Tell, Aktive beim Kaninchenschutz e.V. und Mitglied des Presseteams