Newsletter des Kaninchenschutz e.V. - November 2015

15.11.2015

Liebe Kaninchenfans,

Der November ist da, das bunte Laub von den Bäumen gefallen und wir Kaninchenmamas und -papas füttern vielfach schon Gemüse und Sämereien, weil die Wiese in den Winterschlaf gegangen ist. 
Es geht auf das Jahresende zu, und vielleicht geht es Euch auch so, daß es noch gar nicht so ganz ruhig wird, sodaß man sich langsam auf das Weihnachtsfest und den Jahresausklang vorbereiten kann. Ganz besonders fleißig war eine Gruppe Vereinsmitglieder in den vergangenen Wochen, denn sie haben ganz viele Gedanken, ganz viel Liebe und ganz viel Organisation in unsere diesjährige Adventskalender-Aktion gesteckt! Ihr lest gleich im ersten Artikel dieses Newsletters das Ergebnis, und wir freuen uns "wie Bolle", daß wir Euch in diesem Jahr wirklich unglaublich schöne Adventskalender bei uns im Kaninchenschutz-Forum anbieten können!

In diesem Newsletter gibt es natürlich auch noch weitere spannende Themen - so gibt es dieses Mal zum Beispiel einen tierärztlichen Fachbeitrag von Frau Dr. Teichmann zum Thema Kokzidiose.

Liebe Leser, nutzt diesen ungemütlichen, diesigen Monat ein wenig, um zur Ruhe zu kommen - schaut bei einer Schale warmem Tee Euren lieben Langohren oder Meeries zu und nehmt ihre Unbekümmertheit und Gemütlichkeit mit in Euren Alltag!

Wir wünschen Euch einen schönen November und viel Spaß beim Lesen unseres Newsletters!

119 bunte Langohren machen nicht nur Weihnachten bunter!

Anfang August gab es einen Aufruf: Wir wollten gerne 100 selbstgemachte Kaninchen sammeln, um diese für diverse Aktionen nutzen zu können. Drei Monate lang waren viele Vereinsmitglieder, aber auch viele andere Vereinsunterstützer fleißig und haben genäht, geschraubt, gestickt, gebastelt und gepinselt.
Jetzt ist es soweit: Wir haben nicht nur das Ziel erreicht, sondern sogar überschritten: 119 Kaninchen tummeln sich in unseren Sammelstellen und warten darauf, ihre Bestimmung in einer der Aktionen zu finden. 
Wir freuen uns sehr, daß wir so zahlreich unterstützt werden und sagen noch einmal "Danke!". 

Und damit Ihr nicht so gespannt warten müßt, verraten wir auch schon, wo die ersten Kaninchen landen werden: Ab dem 15.11. wird es im Vereinsforum im Flohmarkt für Tierschutzzwecke wieder viele selbstgebastelte, liebevoll gestaltete und bunt gefüllte Adventskalender für Mensch und Tier geben. Hierdrin werden sich sicher auch ein paar der 119 Kaninchen wiederfinden.
Damit niemand leer ausgeht, auch wenn keiner der heiß begehrten Kalender ergattert werden kann, wird es außerdem wie in den letzten Jahren vom 1. bis 24.12. jeden Tag eine bunte Wundertüte zu ersteigern geben. Auch in diesen verstecken sich einige der vielen bunten, selbstgemachten Kaninchen.

Ihr solltet Euch die Chance, eins von 119 Kaninchen bald euer Eigen nennen zu können, also keinesfalls entgehen lassen!

119 Kaninchen - wo die wohl überall versteckt sind?

Kaninchen-Käfige ins Museum!

Wir Kaninchenschützer kennen uns in unserem Verein aus - ob aktiv, passiv oder fleißiger Forenbesucher! Aber habt Ihr auch schon einmal über den "Vereinstellerrand" geschaut? Wie arbeiten andere Tierschutzvereine, wo setzen sie ihre Schwerpunkte, was ist ihnen in ihrer Tierschutzarbeit besonders wichtig und wie gehen sie es an? Unsere neue Kampagne "Über den Tellerrand geschaut" beschäftigt sich in loser Folge mit dem Engagement und Herzblut, das andere Menschen in andere Vereine einbringen und das uns Kaninchenschützer mit Hunde-, Katzen-, Hühner- oder Mäuseschützern verbindet. 

Im November-Newsletter berichten wir über eine tolle Aktion der Vereinsmitglieder der Albert-Schweitzer-Stiftung gegen Mastkaninchenhaltung.

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Im Rahmen unserer Petition zur Abschaffung der Käfigmast von Kaninchen haben wir uns an einer Aktion von Compassion in World Farming beteiligt, bei der Aktive in sechs europäischen Städten echte Käfige aus der Kaninchenmast zu Museen gebracht haben. Wir sind mit »unserem« Käfig zum Deutschen Historischen Museum gezogen.

In Prag hat die Leitung des Landwirtschaftsmuseums dem Motto »Kaninchenkäfighaltung gehört ins Museum« so entschieden zugestimmt, daß sie sich entschieden hat, den Käfig symbolisch anzunehmen.

Die Petition zur Abschaffung der Käfigmast läuft noch. Wenn Sie noch nicht unterzeichnet haben, holen Sie das bitte nach: Klick.


 
Der kursiv gedruckte Inhalt sowie das Photo stammen von den Seiten der Albert-Schweitzer-Stiftung vom 08.11.15.

Termine

Die Kokzidiose (Eimeria spp.) des Kaninchens

Um welche Erkrankung handelt es sich?
Die Kokzidiose ist eine Protozoeninfektion (durch Einzeller ausgelöst) der Hasenartigen mit hoher Affinität auf den Darmtrakt. Etwa zehn verschiedene Kokzidienarten der Eimeria spp. können sich im Dünn– oder Dickdarm des Kaninchens ansiedeln, häufig handelt es sich um Mischinfektionen. In den Darmzellen kommt es zu einer Erregervermehrung die letztendlich zur Zellzerstörung und Darmentzündung führt. Die parasitären Einzeller werden anschließend mit dem Kot ausgeschieden und sporulieren wenige Tage später an der Luft (bilden Sporen), erst dann sind die Oozysten infektiös und kontaminieren die Umwelt. Eine Eimeria spp. hat sich auf die Gallengänge des Kaninchens spezialisiert (Eimeria stiedai) und verursacht die seltenere Leber- oder Gallengangskokzidiose.

Wie wird sie übertragen bzw. ausgelöst?
Die Infektion erfolgt peroral durch die Aufnahme der mit dem Kot ausgeschiedenen sporulierten Oozysten über kontaminiertes Futter, Streu oder Käfiginventar. In der Regel geht die Infektion bereits vom Muttertier aus oder stellt ein grundsätzliches Bestandsproblem dar. Nicht selten sind Jungtiere bereits im Absetzalter oder immungeschwächte Kaninchen betroffen. Häufig treten Symptome auch wenige Tage nach Aufnahme in den neuen Haushalt auf. Prädisponierende Faktoren sind zum einen Streß durch den Umgebungswechsel und Neuvergesellschaftung als auch ein neues Fütterungsmanagement. Wichtig ist, daß nicht alle infizierten Kaninchen klinisch erkranken. Alle Faktoren, die generell zu einer Immunsuppression führen, können jedoch bei geringem Befall die Erregervermehrung begünstigen und die Erkrankung auslösen. Eine zu bedenkende Reinfektionsquelle stellt die Aufnahme des Blinddarmkotes dar.

Welche klinischen Symptome verursacht die Erkrankung?
Die Erkrankung führt beim Jungtier leider häufig unbehandelt zum Tod. Die Infektion kann eine schwere Enteritis (Darmentzündung) mit profusen Durchfällen, Tympanie sowie fortschreitende Dehydratation und letztendlich Septikämie (Blutvergiftung) durch bakterielle Sekundärinfektion und Entgleisung der Darmflora verursachen. Die Gallengangskokzidiose führt hingegen zu einer hochgradigen Vergrößerung der Leber, Gelbsucht sowie Abmagerung des Tieres, meist sind ältere Tiere betroffen. Es gibt aber auch asymptomatische oder milde Verlaufsformen, die bei Kaninchen z. B. zu wechselnder Kotkonsistenz, Gewichtsverlust und wiederkehrender Aufgasung führt. Beachtet werden muß die Tatsache, daß ca. 10 % asymptomatische Trägertiere sind, die den Erreger ausscheiden, aber selbst nicht erkranken. Die Prognose der Erkrankung ist abhängig von der Befallsintensität und dem Immunstatus des Tieres und muß immer als sehr vorsichtig eingestuft werden, wenn das Allgemeinbefinden und der Appetit beeinträchtigt sind.

Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Diagnose kann bei Ihrem Haustierarzt über eine Kotuntersuchung mikroskopisch ermittelt werden, hierzu eignen sich zum einen ein sogenanntes Nativpräparat einer frischen Kotprobe als auch eine Kotflotation, ideal geeignet ist hierfür eine Kotsammelprobe über drei Tage. Leider sind über diese Untersuchungsmethode nur Darmkokzidien nachweisbar, die Gallengangskokzidiose kann in der Regel nur durch eine invasive pathohistologische Untersuchung oder Sektion eines verstorbenen Tieres ermittelt werden. Hinweise auf eine entsprechende Lebererkrankung können zuvor über eine Labor – und Ultraschalluntersuchung weiter abgeklärt werden.

Wie kann die Erkrankung behandelt werden?
Therapeutisch zum Einsatz kommen Antikokzidia in Form von Sulfonamiden (Sulfadimethoxin, z.B. Kokzidiol®) und Triazinderivate wie Toltrazuril, Dizuril und Diclazuril. Einzig für das Kaninchen zugelassene Präparat ist derzeit Kokzidiol®, allerdings erweisen sich Wirksamkeit und Resistenzlage derzeit ungünstig. Eine Umwidmung bei mangelnder Ausheilung ist beispielsweise zu dem Präparat Baycox® 5% (Toltrazuril) möglich. Die Gabe erfolgt 1x tgl. oral über drei Tage, nach einer dreitägigen Pause sollte eine erneute Verabreichung über drei Tage erfolgen. Auch Vecoxan® (Diclazuril) eignet sich als gut verträgliches und wirksames Alternativpräparat. Partnertiere sollten immer mitbehandelt werden! Eine Woche bis zehn Tage nach erfolgter Behandlung sollte eine erneute Kotuntersuchung erfolgen und der Behandlungszyklus je nach Ergebnis wiederholt werden. Je nach Schweregrad der Ausbildung von klinischen Symptomen muß die Therapie entsprechend ergänzt werden (Rehydrierung, Bekämpfung der Dysbiose, Stabilisierung der Darmflora, Sicherung der Nahrungsaufnahme etc.). 
Von großer Bedeutung ist zudem die Hygiene, um die Reinfektionsgefahr zu minimieren. So sollte eine regelmäßige und ggf. tägliche gründliche Umgebungsbehandlung erfolgen – Wechsel der Einstreu, Reinigung des Käfigs und des Inventars mit kochend heißen Wasser oder einem Dampfstrahler sowie Desinfektion (z. B. mit Kresol, Neopredisan®). Bei einer Außenhaltung sollte die Oberfläche des Erdreiches bis zu 5cm abgetragen werden!
Futter sollte nur noch „von oben“ angeboten werden um den Kontakt mit den Ausscheidungen zu minimieren. Auch muß grundsätzlich auf die Optimierung der Fütterung geachtet werden – so müssen leicht verdauliche Kohlenhydrate (z. B. Körnerfutter, Pellets, Obst und Knollengemüse) vom Speiseplan verschwinden und eine rohfaserreiche Ration (Heu, Gräser, Kräuter) sowie diverse frische Grünfuttervariationen angeboten werden. Ziel ist es, ein möglichst stabiles und ausgeglichenes Darmmilieu mit einer funktionierenden Bakterienflora zu schaffen, um krankmachenden Organismen keinen Lebensraum zu bieten.

Fazit
- Jede Art von Verdauungsstörung gehört beim Kaninchen durch eine Kotuntersuchung weiter abgeklärt!
- Jedes Tier, welches neu in einen Bestand integriert wird, sollte zuvor auf Kokzidien untersucht werden!
- Eine gründliche und intensive Reinigung der Umgebung ist voraussetzend für den Therapieerfolg!

 
Dieser Text wurde uns freundlicherweise von Frau Dr. Teichmann aus dem Zentrum für Kleintiermedizin in München zur Verfügung gestellt.

Einfangaktion in Bremen: 30.000m² - 40 Kaninchen - 1 Einfangaktion

40 oder mehr Kaninchen auf einer Fläche von 30.000m² zu fangen - das klingt ziemlich unmöglich. Entsprechend skeptisch und verzweifelt war ich, als mich die Nachricht einer Anwohnerin erreichte, daß auf einer großen Wohnanlage in Bremen entsprechend viele Kaninchen, darunter sehr viele deutlich als Hauskaninchen erkennbare Tiere, frei herumhoppeln.

Und obwohl ich in Anbetracht des großen, von Schutzmöglichkeiten überhäuften Gelände am liebsten sofort gesagt hätte "Das schaffen wir nicht" war klar, daß wir handeln mußten. Neben den vielen Kindern, die die Kaninchen immer wieder jagden, und den Anwohnern, die oft auch sehr ungesunde Futtermittel verteilten, bestand die akute Gefahr, dass die Wohnbaugesellschaft vor Ort, deren Garagenanlagen massiv durch die Tiere untertunnelt wurden, die Tiere mit radikalen Methoden vom Gelände "entfernt". 
Nach diversen Überlegungen innerhalb des Vereins und auch in Zusammenarbeit mit HundKatzeMaus, zu denen ich inzwischen Kontakt aufgenommen hatte - der Fall hatte in meinen Augen großes Potential, Zuschauer aufzuklären und auf Probleme, die durch das Aussetzen von einzelnen Tieren entstehen, aufmerksam zu machen - entstand ein Plan, wie wir der Situation Herr werden könnten: 
Da klar war, daß die Tiere auf dem großen Gelände so nicht in den Griff zu bekommen waren, holten wir uns Hilfe von professionellen Kaninchenfängern. Nachdem wir die vorhandenen Kaninchenbauten mit einer Kanalkamera kontrolliert hatten, um sicherzugehen, daß dort keine frisch geborenen Welpen anzutreffen waren, war es soweit: Wir begannen damit, die großen Netze, die die Kaninchenfänger dabei hatten, an strategisch günstigen Stellen zu platzieren. In Teamarbeit von Mitarbeitern des Tierheims Arche Noah, dem Team von HundKatzeMaus und unseren Vereinsmitgliedern konnten wir so einige Tiere in die Richtung der Netze treiben, aus denen sie dann herausgeholt und in Transportboxen gesetzt werden konnten. 

Neben vielen Netzen, die wirklich Gold wert war, hatten die Kaninchenfänger außerdem einige vierbeinige Helfer dabei. Eine der Helfer war eine junge Frettchendame. Ja, richtig, ein Frettchen - ein natürlicher Feind des Kaninchens. Dieses Frettchen jedoch war speziell auf den Lebendfang von Kaninchen ausgerichtet, und gehörte zu einer besonderen Züchtung, welche besonders ruhig und wenig aggressiv gegenüber Beutetieren ist. 
Eine gewisse Unruhe beschlich uns jedoch dennoch, als das Frettchen in eine der Kaninchenbauten gesetzt wurde. Die Angst war aber völlig unbegründet: Das Tier ging mit absoluter Gemütlichkeit und Ruhe in den Bau hinein, kam kurz darauf wieder heraus und guckte uns an. Es wurde an den nächsten Eingang gesetzt und es ereignete sich dasselbe. Große Frettchenaugen blickten uns verwirrt an. In den Bauten war niemand zu finden, warum also ließen wir die Dame arbeiten? 
Einige Zeit später und an anderer Stelle konnte uns das Frettchen jedoch noch wirklich beweisen, wie hilfreich sie war: Sie ging in einen Bau, und wenige Sekunden später hoppelte ein Kaninchen hinaus, welches wir - erneut dank der Netze - problemlos fangen konnten. 

Nach mehreren Stunden Rennen und Fangen hatten wir inzwischen schon fast 40 Tiere fangen können - das Auto des Tierheims war bis oben hin mit Transportboxen voll, und so machte sich das Team für eine Untersuchung schon einmal auf den Weg.
Meine drei Helferinnen, die beiden Kaninchenfänger und ich blieben zurück, mit dem Ziel, die "Nachzügler" noch einzusammeln. Dieses Mal bekamen wir Hilfe von dem anderen vierbeinigen Begleiter unserer Unterstützer: Einem Hund. Dieser machte sich auf, Kaninchen in Gebüschen aufzuspüren und aufzuscheuchen. Die Tiere wurden in Richtung Netze getrieben und konnten so von uns gut eingefangen und ebenfalls ins Tierheim gebracht werden.
Schlußendlich konnten vierzig Tiere ins Tierheim gebracht und durchgecheckt werden - und wurden so wohl vor dem Tod, der ihnen bei weiterem Aufenthalt vor Ort gedroht hätte, bewahrt. 
Und während die Kaninchen nun auf der Suche nach einem neuen Zuhause sind, in dem sie hoffentlich fast so viel Toben können, wie auf "ihrem" Wohngebietsgelände, bin ich zufrieden darüber, daß wir uns gemeinsam dieser Herausforderung gestellt haben und den Tieren so helfen konnten.
Abschließend bleibt nur ein "Danke" an alle beteiligten Helfer - und die Vorfreude auf die Sendung, die sicherlich bald bei HundKatzeMaus ausgestrahlt werden wird!

 
Franziska Tell, Aktive beim Kaninchenschutz e.V. und Mitglied des Presseteams



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