Newsletter des Kaninchenschutz e.V. - Februar 2016

02.02.2016

Grau-Bunter Februar

Die einen denken bei Februar an graue, stürmische Tage, an denen sie sich am liebsten verkriechen möchten.
Andere denken bei Februar an buntes Konfetti, Luftschlangen und ganz viel Karnevals-Spaß.

Und genau so ist auch der Februar im Kaninchenschutz e.V. - gleichzeitig bunt und grau.
Grau, weil wir trauern. Wir mussten in den letzten Wochen Abschied von zwei Schützlingen nehmen.
Patenkaninchen Nico und Rudi haben sich über die Regenbogenbrücke auf den Weg gemacht und werden hier unten schmerzlich vermisst. Zwei besondere Kaninchen, die immer in unseren Herzen bleiben.

Gleichzeitig gibt es einigen Grund für Freude, auch im Februar.
Warum der Februar auch leuchtend bunt ist, erfahrt ihr in diesem Newsletter.

Viel Spaß beim Lesen wünscht
das Presseteam des Kaninchenschutz e.V.

Drei Senioren starten in ein neues Leben

Bei den Patenkaninchen des Kaninchenschutz e.V. gab es in den letzten Wochen wieder einige Nachwuchs-Tiere zu begrüßen. Doch Nachwuchs heißt in diesem Fall keinesfalls, dass Welpen und aufgedrehte Jungspunde vom Verein gerettet und unterstützt werden - ganz im Gegenteil:
Drei Senioren wurden von hilfsbereiten Aktiven aufgenommen und werden jetzt liebevoll umsorgt, damit sie ihren Lebensabend noch einmal so richtig genießen können.
Die alten Herren sind:
  • Bert-Gustav: ein Fundtier und alter Herr, der einige Baustellen wie Zahnprobleme, Calciumschwund in den Knochen und Spondylose hat
  • Pepe: sollte nach 8 Jahren Einsamkeit aufgrund von (behandelbaren) Problemen eingeschläfert werden
  • Pietry: wurde mit seinen 13 Jahren aus sehr schlechter Haltung befreit und leidet unter anderem an Spondylose
Wir freuen uns sehr, dass die drei Jungs jetzt noch einmal so richtig aufblühen dürfen und wünschen ihnen alles Gute für die kommende Zeit.
Damit sie ordentlich umsorgt und so richtig verwöhnt werden können, hoffen sie noch auf ein paar liebe Paten, die sie auf ihrem Weg begleiten.
Eine Patenschaft kostet nur 3€ im Monat und kann auf der Homepage des Kaninchenschutz e.V. abgeschlossen werden.

Bert-Gustav, Pepe und Pietry - drei Opis starten ins neue Leben!

Swen Collection Januar 2016

Maskottchen Swen präsentiert euch in dieser Woche stolz seine erste Collection des Jahres!
Sie enthält 11 tolle Artikel, die im Zuge der 100-Kaninchen-Aktion im Herbst 2015 von vielen fleißigen Helfern erstellt wurden.
Jetzt werden sie zum guten Zweck versteigert.
Die Aktion läuft bis zum 07.02. um 20 Uhr. Mitgesteigert werden kann im Forum des Kaninchenschutz e.V.

Die Swen-Collection - was euch erwartet:

Zu viel Kalzium im Urin? Physiologie und Stoffwechselbesonderheiten beim Kaninchen

Ein immer wieder heikles Thema bei unseren Kaninchen ist das Thema Harngries und seine möglichen gefährlichen Folgen.

Was ist eigentlich „normal“?

Kaninchen haben einen einzigartigen Kalziumstoffwechsel. Bei dieser Tierart findet keine bedarfsorientierte Resorption von Kalzium aus dem Darmtrakt statt. Sämtliche Kalziumzufuhr über die Nahrung wird in den Körper aufgenommen und ist somit direkt nahrungsabhängig. Auch die Gesamtkalziumkonzentration im Blut ist im Vergleich mit dem anderer Säugetiere deutlich höher. Die Ausscheidung des „überschüssigen“ Kalziums findet hauptsächlich über die Nieren, d. h. über den Urin statt.

In freier Wildbahn ernähren sich Kaninchen von einer abwechslungsreichen, rohfaserreichen Kost mit einem je nach Jahreszeit mittleren bis hohen Feuchtigkeitsgehalt sowie variierendem Kalziumanteil. Sie sind den ganzen Tag mit der Futtersuche und – Aufnahme beschäftigt. Außerdem wird das Revier permanent mit Urin markiert. Somit sind die Tiere immer in Bewegung und es findet ein regelmäßiger Urinabsatz statt.

Welches sind begünstigende Faktoren?

Unsere Heimkaninchen müssen ihr Futter nicht erarbeiten, der Anteil der „trockenen“ Nahrung (Heu!) überwiegt, die Tiere trinken wenig, es gibt viele Ruhephasen, wenige Beschäftigungsmöglichkeiten, eingeschränkte Sozialkontakte zu Artgenossen und das Revier ist meist von überschaubarer Größe. Die Folgen sind Übergewicht, Rückenschmerzen (folglich veränderte Körperhaltung beim Urinabsatz und inkomplette Blasenentleerung) und vor allem ein vermindertes Urinabsatzverhalten - somit „steht“ der Urin in der Blase über einen längeren Zeitraum.
Zudem weisen die Zusammenstellung der angebotenen Frischfutterration, das Heu, getrocknete Kräuter sowie kommerzielle Futtermittel und Leckerchen häufig einen zu hohen Kalzium- und Oxalatgehalt auf. Auch eine fütterungsbedingte Störung des Kalzium/Phosphor-Stoffwechsels kann das empfindliche System stören. So wirkt sowohl ein Phosphat Mangel - als auch eine gesteigerte Zufuhr begünstigend – die Bilanz muss stimmen. Ideal ist ein Verhältnis von Kalzium zu Phosphat von 1,5 : 1. Auch eine Überversorgung mit Vitamin D (z. B. Goldhafer, eine Grasart im alpinen Raum) führt zu einer Hyperkalzämie (Erhöhung des Kalziumgehaltes des Blutes)!
All diese Gegebenheiten führen in unserer Heimtierhaltung immer häufiger zu Beschwerden - es resultieren große Mengen Harngries, Blasenentzündungen und Harnsteinbildung bis hin zum Harnröhrenverschluss.

Welchen Einfluss hat dies auf den Urin?

Bei gesunden Kaninchen ist der Urin klar gelblich bis leicht getrübt. Das Kaninchen ist als rein herbivores Tier grundsätzlich an basische Nahrung angepasst. Der Urin pH-Wert dieser pflanzenfressenden Spezies liegt im alkalischen Bereich (pH-Wert ca. 8). In diesem Milieu ist das über die Niere ausgeschiedene Kalzium zum größten Teil löslich! Bei nicht ausreichender Harnverdünnung und einer nahrungsbedingten Hyperkalziurie (Erhöhung des Kalziumgehaltes im Urin) jedoch, wird die Ausfällung bzw. Kristallisation von Kalzium (Kalziumoxalate, -karbonate, Magnesiumphosphate) begünstigt. Es resultieren eine milchige Trübung des Urins und sand- bis zementartige Beimengungen.
Der Urin pH-Wert lässt sich durch die Fütterung im Vergleich zu beispielsweise fleischfressenden Spezies kaum beeinflussen. Bikarbonat hat beim Kaninchen einen beachtlichen Einfluss auf die pH-Wert-Regulation des Körpers. Mit der Nahrung zugeführte „Säuren“ werden bereits im Kaninchendarm durch eine gesteigerte Sekretion basischer Substanz (Pufferung über Bikarbonat) neutralisiert. Zudem kann die Niere beim Kaninchen nur eingeschränkt Säure (H+-Ionen) ausscheiden, da unter anderem das Enzym Carboanhydrase bei dieser Spezies deutlich reduziert vorhanden ist. Die häufig diskutierte „Ansäuerung“ des Urins, um Kalzium löslicher zu machen, ist beim Kaninchen somit wenig umsetzbar, es findet immer eine basische Gegenregulation und Säureausgleich statt und widerspricht zudem den natürlichen Gegebenheiten.


Was sind die möglichen Folgen?

Tiere, die eine Harngriesproblematik aufweisen, sind für aufsteigende bakterielle Infektionen in die Blase prädisponiert, da der Harngries eine permanente Reizung der Schleimhäute im Harntrakt hervorruft („Schmirgelpapier-Effekt“). Bakterielle Abbauprodukte fördern zudem den weiteren Anstieg des pH-Wertes im Urin und wirken der Kalziumlöslichkeit entgegen. Des Weiteren können sich in den harnableitenden Wegen kleinere Konkremente und Steine bilden, die zum einen starke Schmerzen verursachen und im Ernstfall den Abfluss des Urins blockieren. Bei jeder Urinabsatzstörung wie z. B. Schmerzäußerung, Pressen, Harnverfärbung, veränderter Geruch, Einnässen etc. sollte eine umfassende Harnanalyse (Stick, urinspezifisches Gewicht, Sediment) stattfinden. Idealerweise wird zudem eine Erreger-Kultivierung eingeleitet, um im Falle einer Infektion eine gezielte antibiotische Auswahl treffen zu können und um Resistenzen vorzubeugen. Die Therapie muss anschließend konsequent und in der Regel über einen längeren Zeitraum unter tierärztlicher Kontrolle erfolgen. Ebenfalls ausgeschlossen werden muss eine Verlegung der harnableitenden Wege, dies kann nur über bildgebende Diagnostik (Röntgen, Ultraschall) erfolgen.

Welche prophylaktischen Maßnahmen gibt es?

Um einer solchen Problematik vorzubeugen, kann man den betroffenen Kaninchen jedoch unterstützend helfen. Zunächst einmal sollte der Anteil an zu kalziumreichen Futtermittel reduziert werden. Verzichten Sie bitte vor allem auf „dunkelgrünes“ Grünfutter z. B. Spinat, Grünkohl, Karottengrün, Broccoli, Petersilie, Löwenzahn, Basilikum, Dill, Pfefferminze, Melisse, Brennnessel und vor allem luzernehaltige Produkte. Es ist jedoch sehr wichtig, die Tiere nie komplett kalziumfrei zu füttern, denn die Folge eines Kalziummangels wäre wiederrum die körpereigene Gegenregulation mit Freisetzung von Kalzium aus den Knochen und Zähnen (diese Gegebenheit muss vor allem bei frustrierenden Verläufen berücksichtigt werden)! Verabreichen Sie geeignetes Frischfutter wie z. B. Chicorée, Chinakohl, Eisbergsalat, Endiviensalat, Gurke, Möhren, Kohlrabi, Petersilienwurzel, Zucchini, Radicchio, Steckrübe, Kohlrübe, Johannisbeere, Brombeere, etc. Die ideale Futterquelle stellen frische Gräser dar. Grundsätzlich sollte das Heu eher kräuterarm und nicht luzernehaltig sein. Leider sind viele Kräuter im getrockneten Zustand sehr kalziumhaltig und sollten nur restriktiv oder nur im frischen Zustand angeboten werden. Kommerzielle Körner- bzw. Trockenfutter oder Leckerlies (Grünrollis etc.) sollten natürlich komplett gemieden werden. Stellen Sie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr über Frischfutter und Wasser bereit. Verabreichen Sie das Frischfutter direkt nach dem Abspülen im nassen Zustand um den Feuchteanteil zusätzlich zu erhöhen. Wenn Kaninchen wenig trinken, kann das Wasser gerne geschmacklich attraktiver gemacht werden, z. B. durch verdünnten naturtrüben Apfelsaft oder abgekühlte Kräutertees. Gerne dürfen anfänglich auch sogenannte harntreibende Kräuterteesorten (z. B. Brennnessel, Birkenblätter) zum Ausschwemmen versucht werden. In unserer Region sollte Leitungswasser gefiltert oder abgekocht werden, um den Kalziumgehalt einzudämmen. Wichtig ist vor allem die Förderung der Bewegung und Aktivität der Tiere (Freilauf, Futter im Käfig oder Raum verteilen und verstecken z. B. in Röhren oder in/auf den Häuschen, in Schachteln etc.). Animieren Sie den Urinabsatz des Tieres durch mehrere Toiletten mit unterschiedlicher Einstreu. Längerfristig sollte eine Gewichtsreduktion angestrebt werden, wenn das Tier übergewichtig ist. Unterstützend kann bei schweren Fällen eine tägliche vorsichtige Massage der Blasenregion in aufrechter Körperhaltung versucht werden, um den Gries aufzuwirbeln bzw. zu mobilisieren. Ziel der Therapie ist es letztendlich die natürlichen Gegebenheiten in unserer Heimtierhaltung so gut wie möglich zu imitieren!

Fazit:

- Die größten Einflussfaktoren auf die Harngries-Entstehung sind eine mangelnde Flüssigkeitsaufnahme, verminderte Aktivität, ein reduziertes Harnabsatzverhalten und das dauerhafte Angebot zu kalziumreicher Futtermittel
- Eine Ansäuerung des Urins zur Harngries-Auflösung durch diverse im Handel angebotene Produkte ist fragwürdig!
- Jede Urinabsatzstörung sollte durch eine umfassende Harnanalyse weiter abgeklärt werden!

Dieser Text wurde uns freundlicherweise von Frau Dr. Teichmann aus dem Zentrum für Kleintiermedizin in München zur Verfügung gestellt.

Termine

Die Planung von weiteren Stammtischen in ganz Deutschland ist im Forum des Kaninchenschutz e.V. zu finden.

           

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