In diesem Monat wollen wir wieder eine unserer so wichtigen Kaninchenschutz e.V.-Pflegestellen vorstellen. Unsere Pflegestellen beherbergen zumeist nicht nur Kaninchen, die vom Kaninchenschutz e.V. unterstützt werden, sondern vielfach auch private Pflegetiere. Sie sind daher immer auf Unterstützung angewiesen - moralisch, durch liebe Worte, durch Trost nach Trauerfällen oder ganz simpel und einfach auch durch Sachspenden. Wir zeigen euch, was eine Pflegestelle noch ausmacht, sie bewegt und womit sie zu kämpfen hat.
In diesem Monat haben wir mit Katharina gesprochen, bei der derzeit neben privaten Tieren auch einige Patentiere leben: Caspar & Mara Krötchen, Felix & Sophie, Miss Lisa Marple & Charlie Brown sowie Luna.
Was war dein bisher schlimmster Pflegefall?
Leider hatte ich viele schlimme Pflegefälle. Das sind dann die Tiere, wo man eigentlich weiß, dass sie dem Tod näher sind als dem Leben und in den wenigsten Fällen geht das auch gut. Es sind halb verhungerte Tiere, die voller Parasiten, Verletzungen oder Zahnproblemen stecken. Meine Tierärzte und ich versuchen unser Möglichstes, manchmal können wir so ein Leben auch retten, aber oftmals kann man dem leidenden Tier nur noch zeigen, dass es auch Menschen gibt, die es lieb haben und umsorgen und ihm dann in die andere Welt helfen.
Was war das bisher schönste Erlebnis während deiner Zeit als Pflegestelle?
Auch da fällt es mir schwer eine Wertung vorzunehmen. Besonders schön war es immer, wenn trächtige Häsinnen hier ihre Würfe in Ruhe bekommen und aufziehen konnten. Bei der Geburt von Scotty, die nun schon seit fast vier Jahren hier lebt, war ich sogar dabei, ein ganz besonderes Erlebnis. Sehr berührend war es auch zu erleben, wie eine alte Häsin, die nur die Bucht beim Züchter kannte, hier ihre ersten Schritte auf der Wiese machen konnte. Und täglich darf ich meine Deutsche Riesen-Familie mit Mama Ohrelia sehen, die seit mehr als drei Jahren hier lebt und die glücklichste Kaninchenfamilie ist, die ich je hatte. Sie stammen aus einer Zuchtauflösung und Ohrelia mit ihren sieben Kindern durfte hier bleiben, weil ganz viele Leute ihre ersten Tierarztkosten und einen Gehegebau finanziert haben.
Was braucht eine Pflegestelle außer finanzieller Unterstützung durch KS & Patenschaften?
Zuwendung in Form von Worten, tatkräftiger Hilfe und Süßigkeiten.
Wie kam es dazu, dass du Pflegestelle geworden bist?
Ich bin vor gut 10 Jahren selber schwer erkrankt und meine damals noch überschaubare Anzahl an Kaninchen hat mir durch die schlimme Zeit geholfen. Ich hatte eine wichtige Aufgabe und habe mich dadurch nicht hängen gelassen. Nach meinen Therapien habe ich dann die Genehmigung der tierheimähnlichen Einrichtung für Kaninchen erhalten und meine Pflegestelle entsprechend ausgebaut.
Hast du Momente, in denen du an deiner Tätigkeit als Pflegestelle zweifelst / gerne das Handtuch werfen würdest? Warum und was hilft bei Dir dagegen?
Im Herbst 2015 wurden wir von RHDV-2 heimgesucht, obwohl alle Tiere immer regelmäßig geimpft waren, aber gegen das mutierte RHD-Virus wirkten unsere verfügbaren Impfstoffe leider nicht und so verstarben mir mindestens sechs Tiere. Wenn man jeden Tag ein neues totes Tier findet, verspürt man jede Minute Panik, zu den Gehegen zu gehen. Ich habe mich damals unendlich erschöpft gefühlt und gedacht, dass ich nie mehr neue Tiere aufnehmen könnte. Aber die Überlebenden benötigten neue Partner, die nach einer Quarantäne und entsprechenden Impfungen hier einziehen durften und noch heute glücklich hier leben. Diese neuen Tiere wären aufgrund ihrer damaligen Situation sonst heute tot, und das hat mich selber wieder etwas beruhigt, wobei ich weiterhin vor den Kaninchenseuchen RHD und Myxomatose Angst habe. Zum Glück sind alle Tiere hier inzwischen mit Filavac, dem französischen Impfstoff gegen RHD und natürlich auch weiterhin gegen Myxomatose geimpft.
Wie kannst Du die Versorgung/Betreuung der Tiere mit Deiner Arbeit vereinen?
Wie bekommst Du alles zeitlich/organisatorisch geregelt?
Morgens früher aufstehen und abends nach der Arbeit erst einmal die Tiere in den Außengehegen versorgen, das pustet den Büromief aus meinem Kopf.