In diesem Monat wollen wir wieder eine unserer so wichtigen Kaninchenschutz e.V.-Pflegestellen vorstellen. Unsere Pflegestellen beherbergen zumeist nicht nur Kaninchen, die vom Kaninchenschutz e.V. unterstützt werden, sondern vielfach auch private Pflegetiere. Sie sind daher immer auf Unterstützung angewiesen - moralisch, durch liebe Worte, durch Trost nach Trauerfällen oder auch durch Sachspenden. Wir zeigen euch, was eine Pflegestelle noch ausmacht, sie bewegt und womit sie zu kämpfen hat.
In diesem Monat haben wir mit Astrid N. gesprochen, bei der derzeit unter anderem die Patenkaninchen Ida und Nora sowie Tomte und Hedda leben.
Wie kam es dazu, dass du Pflegestelle geworden bist?
Als ich den Hilferuf von Victor im Forum gelesen habe an dem Ostersonntag 2016, war das für mich Schicksal. Ein 5. Tier war nicht geplant. Jacky hat mich dann quasi ¨überredet¨ und so bin ich Pflegestelle geworden.
Was ist deiner Meinung nach das Wichtigste in der Organisation für eine Pflegestelle?
Man muss seinen Tagesablauf gut planen. Grad die regelmäßige Medikamentengabe und Versorung fordert Zeit. D.h z.B auch morgens früher aufstehen, damit keiner zu kurz kommt.
Was waren dein bisher schönstes Erlebnis während deiner Zeit als Pflegestelle und der schlimmste Pflegefall?
Das schlimmste Erlebnis war mein erstes Pflegetier, Victor, er kam Ostern 2016. Leider war uns nur eine kurze Zeit vergönnt, denn Ende Juni 2016 erwischte uns RHD2. Damals gab es den Impfstoff in Deutschland noch nicht. Ich hätte ihm so gerne eine tolles Leben ermöglicht. Das schönste Erlebnis war dann, als Ida und Nora eingezogen sind. Ich war nach dem RHD2-Verlust traumatisiert und die beiden haben mir meine Lebensfreude zurück gegeben.
Was motiviert dich, wenn die Arbeit als Pflegestelle gerade besonders hart ist wegen besonders schwer kranker Tiere oder dem Verlust eines Tieres?
Die Tierliebe. Unser Motto "Helfen mit Herz". Es geht immer weiter und grad bei einem Verlust halte ich mir vor Augen, dass man alles für das Tier getan hat und es hier ein schönes Zuhause hat. Ich sehe es aber auch immer so, dass dann wieder ein Plätzchen für eine andere arme Seele frei wird.
Was braucht eine Pflegestelle außer finanzieller Unterstützung durch KS & Patenschaften?
Der Zuspruch der Paten ist eine große Hilfe. Sie nehmen so lieb Anteil und man spürt oft die tiefe Verbundenheit, die sie für ïhr¨ Patentier fühlen.
Hast du Momente, in denen du an deiner Tätigkeit als Pflegestelle zweifelst oder gerne das Handtuch werfen würdest? Warum und was hilft bei Dir dagegen?
Klar hat jeder mal nen Tiefpunkt. Wenn sich eine Krankheit an die andere reiht oder man gar den Kampf verliert. Das sind so Momente, wo man sich fragt, warum man das macht. Aber dann muss man sich vor Augen halten, was man dem Tier alles Gutes getan hat. Und sich an die wertvollen Momente erinnern. Das gibt Auftrieb, weiter zu machen.
Wie geht deine Umwelt (Familie, Freunde, Kollegen) damit um? Unterstützen sie dich?
Meine Freunde sind inzwischen nur noch solche, die meine Tierschutzarbeit akzeptieren können. Oft muss man mal kurzfristig wegen Krankheit ein Treffen absagen. In den Sommermonaten ist die Freizeit eh sehr begrenzt mit Pflücken und Infoständen. Da zeigen sich die wahren Freunde, die dafür Verständnis haben.
Wie kannst Du die Versorgung/Betreuung der Tiere mit Deiner Arbeit vereinen? Wie bekommst Du alles zeitlich und organisatorisch geregelt?
Ich stehe morgens früh auf. Da wird das Meiste erledigt. Zum Tierarzt gehen wir auch noch vor der Arbeit oder am Samstag. Viel Platz für ein anderes Privatleben bleibt aber nicht. Die Tiere sind meine Familie, mein Leben und mit denen möchte ich auch so viel Zeit wie möglich verbringen.
Was würdest du jemandem raten, der überlegt eine Pflegestelle zu werden? Worüber sollte man sich vorher besonders Gedanken machen?
Man benötigt viel Zeit. Es geht nicht nur um die Versorgung der Tiere. Für die Paten sollte man auch etwas Zeit mitbringen. Die monatlichen Patenmails schreiben und auch regelmäßig im Forum berichten oder gar eine eigene Facebook-Seite für die Tiere einrichten.
Ansonsten ist es wie mit eigenen Tieren. Wobei man eben mehr Tierarztbesuche einplanen muss, da es sich um oft sehr kranke Tiere handelt.
Es lohnt sich, Pflegestelle zu sein. Man bekommt so viel Liebe von den kranken Fellen zurück, sie danken es einem von Herzen. Und das motiviert mich jeden Tag.