Kinder und Kaninchen
Kinder und Kaninchen - auf den ersten Blick erscheint diese Kombination nicht wirklich ideal. Während Kinder bis zu einem gewissen Alter die Welt eher grobmotorisch erkunden und ihre Kraft meist noch nicht so fein dosieren können, handelt es sich bei Kaninchen um Beobachtungstiere mit häufig ausgeprägtem Fluchtinstinkt. Diese beiden Individualitäten miteinander harmonisieren zu lassen, ist gar nicht so einfach. Doch es ist nicht unmöglich.
Wichtig im Umgang mit Tieren und Kindern ist grundsätzlich Ruhe, Geduld und ein gutes Gespür dafür, wann es für einen der Beteiligten zu viel wird.
Babys und Kleinkinder sollten niemals mit Tieren, auch nicht mit Kaninchen, alleine gelassen werden. Ein Baby stellt für die Kaninchen durch seine anfangs noch kaum vorhandene Mobilität natürlich keine Gefahr dar. Allerdings kann sich ein Kaninchen, welches sich z.B. von einem achtlos im Gehege abgestellten Baby in der Babyschale, während der Reinigungsarbeiten, gestört fühlt, dies auch entsprechend zeigen. Normalerweise reagieren Kaninchen nicht aggressiv, sofern sie nicht in die Enge getrieben werden. Allerdings gibt es immer wieder besonders revierbezogene Exemplare, die einen „Eindringling“, den sie womöglich auch das erste Mal sehen, vertreiben wollen. Hierbei kann es zu Kratzern oder Bissen am Baby kommen, wenn das Kaninchen an das Kind heran kommen kann. Zu empfehlen ist deshalb, ein Baby während des Saubermachens im Gehege am Körper zu tragen und den Kontakt mit den Kaninchen nicht unbeaufsichtigt zuzulassen.
Kleinkinder wiederum können durch ihr übermütiges und manchmal noch ungeschicktes Verhalten auch eine Gefahr für die Kaninchen darstellen, wenn der Kontakt nicht im Beisein der Eltern erfolgt. Kleine Laufanfänger können bei Laufversuchen im Gehege plötzlich hinfallen oder lassen sich noch schnell nach vorn auf die Knie oder nach hinten fallen, wenn sie sich hinsetzen möchten. Hierbei achten sie selten darauf, ob sich gerade ein Kaninchen unter ihnen befindet, auf das sie sich versehentlich drauf setzen könnten. Lieb gemeintes Tätscheln der Tiere kann durch Übermut oder vor lauter Freude heftiger ausfallen, als es für die Größe der Tiere angebracht wäre. Gerade im Bereich der Wirbelsäule sind normalgewichtige Kaninchen kaum durch Fettdepots „gepolstert“ und so schlecht vor Gewalteinwirkung geschützt.
Älteren Kindern kann der richtige Umgang mit Kaninchen leicht beigebracht werden. Rücksichtnahme und die Erläuterung der natürlichen Bedürfnisse der kleinen Haustiere ist dabei das Wichtigste. Babys und Kleinkinder können gerne mit Kaninchen Kontakt aufnehmen, der aber immer unter unmittelbarer Aufsicht der Eltern erfolgen sollte. Das bedeutet, dass bei sehr kleinen Kindern ein Erwachsener körperlich präsent sein und nicht nur als Zuschauer am Rand stehen sollte. So kann direkt eingegriffen und Kind oder Kaninchen vor Übergriffen geschützt werden. Essentiell ist hierbei deshalb auch, Kindern beizubringen, nicht nach einem Kaninchen zu greifen, um es festhalten zu wollen. Viel zu schnell passiert es, dass ein Kaninchen sich erschreckt, sich deshalb wehrt oder einen Fluchtversuch unternimmt und so sich oder das Kind verletzt. Das Hochnehmen der Tiere sollte nur im Notfall erfolgen und ausschließlich den Erwachsenen vorbehalten sein. Ein unkontrolliert vom Arm springendes oder versehentlich fallen gelassenes Kaninchen kann sich schwere Verletzungen zuziehen und zudem das Kind durch seine Krallen verletzen. Deshalb bitte: streicheln - sofern die Tiere dies mögen - ja, hochnehmen - nein.
Bei Kindern jeden Alters, aber insbesondere auch bei kleinen Kindern, ist das Vorleben eines guten Umgangs mit den Kaninchen das A und O. Mithilfe von zusätzlichen, altersgerechten Erklärungen über die Bedürfnisse der Tiere, können die Kinder ein ganzheitliches Verständnis über den richtigen Umgang mit den kleinen Lebewesen erlangen.
Eltern sollten sich bewusst sein, dass Tiere nie für Kinder angeschafft werden sollten, um dann deren Verantwortung überlassen zu werden. Kinder können die Tragweite einer solchen Verantwortung nicht begreifen. Ebenfalls können sehr kleine Kinder noch nicht begreifen, mit welchen Handlungen sie anderen Schmerzen zufügen können. Sie möchten die Tiere nicht verletzen oder ihnen weh tun. Sie wissen häufig nur nicht, welche Intensität im Umgang mit diesen Tieren angebracht ist. Daher ist es wichtig, dass sich die Eltern ihrer Verantwortung bewusst sind, selbst auf das Wohlergehen der Kaninchen achten zu müssen. Sie sind es, die ihren Kindern ein gutes Gefühl für die Tiere vermitteln können.
Werden diese Punkte beachtet und Eltern leben einen respektvollen, einfühlsamen Umgang vor - sowohl mit ihrem Kind, als auch mit den Kaninchen - wird sich das Kind schon bald daran orientieren und ebenfalls viel von den Tieren haben. Gemeinsames Wiese-Pflücken mit den Eltern oder das stille Beobachten der Kaninchen in ihren natürlichen Verhaltensweisen macht vielen Kindern Freude und gibt ihnen das Gefühl, ebenfalls zum Wohlergehen der Tiere beizutragen.