Als ich Erna Hoppelstedt zum ersten Mal auf einem Foto sah, war ich sofort schockverliebt - nichts ahnend, dass sie 2 Jahre später als Pflegefellchen des Kaninchenschutz e.V. bei mir sein würde.
Eigentlich suchte Erna 2015 „nur“ ein neues Zuhause, doch nach kurzer Zeit war klar, dass sie viele gesundheitliche Probleme hatte: Milbenbefall, Spondylose, schlimme Zahnprobleme inklusive Kieferabszess, auffällige Herzgeräusche und andere ... - da war dringend intensive Pflege erforderlich, und Erna wurde als Vereinstier aufgenommen.
Einige Operationen waren notwendig, viele Stunden intensive Pflege und Sorgen angesichts Ernas gesundheitlicher Baustellen und immer wieder die Frage, ob sie all das schaffen würde. Doch Erna ließ sich nicht unterkriegen, sie trotzte all den Handicaps, indem sie sehr deutlich machte, welch starken Charakter sie hat. Auch als festgestellt wurde, dass ihre Nieren nicht mehr richtig arbeiteten, sie dauerhaft Antibiotikum brauchte und auf einer Kieferseite keine Zähne mehr hatte, zeigte sich ihre Willensstärke.
Im November 2017 zog Erna, die mittlerweile den Spitznamen Krawallomi hatte, in den Ruhrpott und bekam zwei fesche Jungs an ihre Seite. Schnell war klar, dass sie die Hosen anhatte und Chefin war, doch Stubs & Oskar liebten Erna über alles und ließen ihre Starallüren über sich „ergehen“. Täglich bekam Erna viele Medikamente, im 4- bis 6-Wochenrhythmus war ein Tierarzttermin, manche gesundheitlichen Probleme verstärkten sich, und selbst als Erna erblindete - sie ließ sich nicht unterkriegen.
Anfang September 2018 ging plötzlich alles sehr schnell. Erna wurde schwächer, ihre Hinterbeinchen knickten weg, sie mochte nicht mehr wirklich fressen. Ihr Blick war trotz der veränderten Augen sehr leer, das Köpfchen lag unten, sie hatte massiv an Gewicht verloren. Und die kleine Krawallomi ließ sich auch ohne Gegenwehr streicheln - nein, das war sie nicht mehr. Das Loslassen war der einzig richtige Weg und gehört zum Tierschutz dazu, Erna durfte in Würde friedlich einschlafen. Ihren letzten Platz hat sie unter einem Apfelbaum gefunden.
Erna zählte zu den Kaninchen, die sich im Eiltempo ins Herz schleichen und sich dort liebevoll unwiderruflich einnisten. Ernas Charakter war geprägt von Stolz, Liebe, Demut, Vertrauen und Dankbarkeit. Sie hat den Kaninchenschutz e.V., aber auch das Leben all derer bereichert, die sie in den Jahren als Vereinstier begleitet haben. Erna Hoppelstedt fehlt, bleibt jedoch unvergessen.
Die Erinnerung steht immer dem Herzen zu Diensten.
(Rivarol)