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Der Kultur-Südtirol-Adventskalender
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Montag, 07.12.2020
Mit KulturSüdtirol durch den Advent:
"Hättet Ihr gewusst ...?"
Hättet Ihr gewusst, was der Fotokünstler Kristoffer Eliassen gerade macht?

Vermutlich werden ihn nicht alle unserer Leserinnen und Leser kennen. Daher lohnt es sich umso mehr, bei ihm in Norwegen einmal nachzufragen.

Kristoffer erschafft mit seinem präzisen Blick durch die Kamera wunderbar tiefsinnige Werke, die auf den ersten Blick vielleicht irritieren, aber garantiert zum Nachdenken (und ganz oft zum Schmunzeln) anregen. Eine seiner Aufnahmen "spielte" vor einigen Jahren übrigens im Brixner Hotel Elephant. Aber lest am besten selbst!

Kommt gut in die neue Woche und viele Grüße
Benjamin und Johanna
Kristoffer Eliassen: Fotograf, Künstler, Grafikdesigner.
KulturSüdtirol: Wie erlebst Du die momentane Situation und was hat sich für Dich in den vergangenen Monaten geändert?

Ich arbeite mehr von zu Hause aus, und 2020 war ich nur innerhalb Norwegens unterwegs. Eine Familienreise im Juli durch Deutschland nach Collioure in Südfrankreich haben wir abgesagt. Leute zu treffen, die nicht unsere Verwandten sind, haben wir aus dem physischen Raum in den Cyberspace verlegt. Ich erlebe, dass die Pandemie in meinem Leben sehr präsent ist, und jeden Morgen denke ich: "Geht es mir gut, bin ich erkältet, schmecke ich den Kaffee oder das Müsli?" Und dann, fünf Sekunden später, stelle ich fest, dass es mir gut geht und dass ich (fast) wie gewohnt leben und arbeiten kann. Aber dann "muss" ich die Nachrichten darüber lesen, wie viele Menschen am letzten Tag mit Covid infiziert wurden - in Oslo, in Norwegen und in der Welt. Ich bin also - wie wohl viele andere auch - "süchtig" nach Covid-Nachrichten. 

Also, ja, die Situation hat sich sehr verändert, aber ich fühle mich glücklich und privilegiert, einen Job zu haben und in einem Land mit einer guten Gesundheitsversorgung für alle zu leben.

Was gibt Dir Kraft bzw. was motiviert Dich? Was beschäftigt dich gerade besonders?
 
Meine Arbeit motiviert mich, und es ist für mich jetzt wichtiger, immer laufende kreative Projekte im Kopf zu haben, und nicht nur operative, alltägliche Büroarbeiten, wie E-Mail-Korrespondenz, Buchhaltung, Aktualisierungen etc. Das Schaffen und Entwickeln von Dingen (es kann alles sein, vom Auftrag für eine Webseite für einen Kunden bis hin zu persönlichen Kunstprojekten) macht mich glücklich.

Ein konkreter Tipp oder eine konkrete Empfehlung für unsere Leserinnen und Leser?
 
Reist durch das Internet, und erkundet so die Welt!
In diesem Sommer bin ich "nach Japan gereist" und habe hunderte von Stunden lang japanische Musik gehört, von Maki Nomiya bis Taeko Onuki, Haruomi Hosono und Ryuichi Sakamoto. Jetzt im Winter möchte ich junge französische Musiker wie Flavien Berger und Chassol kennenlernen, mich mit Kochen beschäftigen, vor allem mit der asiatischen Küche aber auch einmal sehen, wie der perfekte italienische Pizzateig geht, und den ein oder anderen Film des schwedischen Regisseurs Roy Andersson sehen.

Wie (positiv oder negativ) blickst Du in die Zukunft? Warum?

Ich bin mir sicher, dass wir dank der Wissenschaft und den Impfstoffen in ein oder zwei Jahren über Covid hinwegkommen, aber langfristig gesehen stehen wir vor größeren Herausforderungen als diese Pandemie - viele Dinge in der Welt sind im Moment ziemlich verkorkst. Aber es gibt Hoffnung: Ich denke, dass die Pandemie die Länder zwingen könnte, besser als bisher zusammenzuarbeiten, da wir alle von der Lösung desselben Problems abhängig sind. 

Und, natürlich: Die Tatsache, dass Trump aus dem Amt scheidet (oder rausgeworfen wird), lässt zumindest auf ein gewisses Engagement der USA hoffen, den Klimawandel zu verlangsamen und mit anderen Ländern zusammenzuarbeiten. 

Danke, Kristoffer!
Benjamin über Kristoffer und Kristoffer über sich selbst
Benjamin und Kristoffer kennen sich tatsächlich durch ein Foto, das für seine Reihe "Das Unheimliche" in Brixen entstanden ist. Als das Foto auf der "Social Wall" des Hotels, mein damaliger Arbeitgeber, auftauchte, war die Verwunderung darüber natürlich erst einmal groß. Niemand im Haus wusste von einem Fotoshooting. Das Ergebnis fand ich allerdings mehr als gelungen, Kristoffer hatte es auf Instagram mit "Zwischen den Bergen" tituliert. Er spielt damit gekonnt mit den allgegenwärtigen touristischen Inszenierungen, gerade in den Bergen, die im Marketingsprech dann gerne das Prädikat "authentisch" verliehen bekommen. Aus dieser Begegnung entwickelte sich ein sehr guter Kontakt zu ihm.

Und damit soll aber wieder Kristoffer das Wort haben:

Ich arbeite gleichzeitig angestellt, selbstständig und als Künstler.

In Teilzeit leite ich die Kommunikation im Teatersenter Oslo, einem Zentrum für Theater und darstellende Kunst. Es betreut professionelle Schauspieler, Laien- und Kinderschauspieler und andere darstellende Künstler, bietet Probenräume zur Miete an und organisiert Festivals, Workshops und andere Veranstaltungen. 

Selbstständig bin ich im Bereich Grafikdesign und Fotografie für verschiedene Unternehmen. Ich arbeite für Unternehmen in den Bereichen Kultur, Medien, Finanzen, Forschung, IT, für Verlage, ja sogar eine Musikinstrumentenfirma. Ich mache Porträt- und Produktfotoshootings und entwerfe Broschüren. Der zeitliche Umfang bewegt sich bei diesen Aufträgen zwischen einigen Stunden und mehreren Tagen. Größere Projekte sind für mich die Entwicklung und Gestaltung von Webseiten, der Corporate Identity für Unternehmen, aber auch größere Fotoserien.

Wenn ich noch etwas Zeit übrig habe und es mir leisten kann, arbeite ich an eigenen künstlerischen Fotoprojekten. Die Fotos sind oft selbst inszeniert und erkunden die männliche Identität humorvoll. Ich spiele auch gerne mit verschiedenen fotografischen Genres, wie Porträt, Postkartenfoto und Filmstills.
Zum Weiterlesen
Kristoffer Eliassens Homepage ist sehr sehenswert und gibt einen tollen Einblick in seine Arbeit und Werke. Dort findet sich auch das Foto, das für seine Bildreihe "Das Unheimliche" in Brixen entstanden ist. Einige Hintergründe zur Entstehung dieses Fotos hat das Hotel auf seiner Internetseite veröffentlicht.

Auf fineart.no gibt es eine Reihe seiner Fotos auch als Drucke zu kaufen. Wenn das keine Idee für ein Weihnachtsgeschenk ist!

Kristoffer gibt es auch auf Instagram - und da ist er gerade in Amerika unterwegs. Rein virtuell natürlich.
Auch morgen wieder: Der KulturSüdtirol-Adventskalender.
Jeden Tag ein besonderer Einblick.
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