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Wuppertal/Dortmund

"Schwulenfeindlich": Proteste gegen Auftritte von Bounty Killer

Ein Konzert in Berlin ist bereits abgesagt worden

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Der jamaikanische Dancehall-Sänger Bounty Killer. Gegen seine Auftritte gibt es Protest. | © picture-alliance/ dpa

Der jamaikanische Dancehall-Sänger Bounty Killer. Gegen seine Auftritte gibt es Protest. | © picture-alliance/ dpa

25.04.2018 | 25.04.2018, 13:34

Dortmund/Wuppertal. Immer wieder hat der Dancehall-Deejay Bounty Killer in älteren mit schwulenfeindlichen Textpassagen für Kritik gesorgt. Nun gibt es auch Proteste gegen geplante Auftritte in NRW.

Am 29. April will Bounty Killer, der mit bürgerlichem Namen Rodney Price heißt, im "Junk Yard" in Dortmund auftreten. Am selben Tag ist eine nicht öffentliche Session im "Liquid Fire Sound" in Wuppertal geplant. Der Lesben- und Schwulenverband NRW (LSVD) fordert die Absage der Auftritte in Wuppertal und Dortmund sowie eines weiteren Auftrittes im bayerischen Regensburg im Mai.

"Zusammenhalt der Gesellschaft gefährdet"

Der Künstler rufe in mehreren Songs zu Gewalt und Mord an Homosexuellen auf, so der Verband. In diesen menschenverachtenden Texten sieht der LSVD den Tatbestand der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten und den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt.

"Unter den Deckmantel der Kunstfreiheit attackieren Interpreten wie Bounty Killer Lesben und Schwule und gefährden den Zusammenhalt unserer Gesellschaft", sagt Arnulf Sensenbrenner aus dem Landesvorstand des LSVD. Solche Auftritte verstärkten in Zeiten, in denen Rapper mit ihren menschenfeindlichen Texten ausgezeichnet würden und rechtspopulistische Hetze wieder salonfähig werde, ein demokratiefeindliches Klima, so Sensenbrenner weiter. Der LSVD habe die Veranstalter angeschrieben sowie bereits vor Wochen die Polizei in den Veranstaltungsorten und das Auswärtige Amt.

Absage in Berlin, aber wohl nicht in NRW

Auch in Berlin hatte es wegen eines für Mai geplanten Konzertes von Bounty Killer Proteste gegeben. Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Bandenburg verwies auf Textzeilen, in denen es darum gehe, schwule Männer zu ertränken oder zu verbrennen und forderte die Absage. Mit Erfolg. Dass der Musiker sich von Aussagen in seinen alten Songs nicht distanziere und weiter mit ihnen Geld verdiene, rechtfertige die Absage des Konzertes, teilte der Festsaal Kreuzberg im April auf Facebook mit.

Anders schätzen es die Veranstalter in Nordrhein-Westfalen ein. Sie sehen keinen Anlass für eine Absage. Das Team des Dortmunder „Junk Yard" erklärte gegenüber nw.de, dass es die Debatte über homophobe Texte in bis zu 20 Jahre alten Songs für berechtigt, jedoch teilweise überholt halte. Das "Junk Yard" habe sich vor dem Auftritt vom Künstler und der zuständigen Agentur vertraglich zusichern lassen, dass die betroffenen Songs nicht gespielt werden. „Wir sind der Meinung, dass auch 'Bounty Killer' eine Chance verdient hat, sich zu bewähren", hieß es. Das Team distanzierte sich in der Stellungnahme gleichzeitig von Homophobie, Hass und Gewalt in jeglicher Form. Auch der Wuppertaler Veranstalter „Liquid Fire Sound" ließ sich laut dem Evangelischen Pressedienst (epd) vertraglich zusichern, dass die umstrittenen Song nicht aufgeführt werden.

Der LSVD NRW kritisiert dennoch: "Auch wenn vertragliche Zusicherungen existieren, die jeweiligen Stücke nicht zur Aufführung zu bringen, unterstützen die Betreiber der Veranstaltungsorte das Geschäft mit Homophobie."

Bounty Killer gehört zu den erfolgreichsten Vertretern des modernen Dancehall. Dem breiten Publikum wurde er unter anderem durch Kooperationen mit The Fugees und No Doubt ("Hey Baby") bekannt.