Monte Kaolino

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Schrägluftbild des Monte Kaolino von Nordosten (2023)
Monte Kaolino von Nordwesten (Hirschau, 2006)
Monte Kaolino von Süden (Weiher, 2006)

Der Monte Kaolino (scherzhaft aus Monte, ital. für ‚Berg‘, und Kaolin) ist eine Halde im Stadtgebiet von Hirschau in der Oberpfalz in Bayern, knapp zwei Kilometer südöstlich des Stadtzentrums. Die Halde liegt größtenteils in der Gemarkung Hirschau, nach Osten hin zum Teil auch in der Gemarkung Scharhof. Sie ragt 120 m hoch aus der Umgebung heraus und besteht aus rund 35 Millionen Tonnen Quarzsand aus den benachbarten Kaolingruben.

Entstehung und Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Monte Kaolino entstand ab 1935[1] durch die Aufhaldung von Quarzsand, der ein Abfallprodukt der Kaolin­gewinnung im Raum Hirschau ist. Hierbei wird zunächst schwach verfestigter, kaolinhaltiger Sandstein (Kaolinsand, „Kaolinerde“) des Mittleren Buntsandsteins (Untertrias) im Tagebau abgebaut.[1][2] Dieser Sandstein wurde vor mehr als 240 Millionen Jahren als feldspat­reicher Sand abgelagert. Das Kaolin ging aus der nachfolgenden chemischen Verwitterung der Feldspatkörner hervor, wohingegen Quarz generell relativ resistent gegen chemische Verwitterung ist und deshalb bis heute erhalten blieb.

Bei der Gewinnung von Kaolin wird dieses in einem Werk der Amberger Kaolinwerke, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Kaolingruben befindet, von dem Quarzsand-Tonmineral-Gemisch abgeschieden.[1] Zwar ist Quarzsand ein Rohstoff für die Glasherstellung und im Bauwesen, jedoch fällt bei der Kaolingewinnung deutlich mehr Quarzsand ab, als von entsprechenden Verbrauchern abgenommen wird. Daher musste und muss immer noch ein großer Teil des Sandes auf Halde gelegt werden. So entstand der Monte Kaolino, der auch heute noch wächst, da über lange Förderbandstrecken weiterhin Sand am Nordhang der Halde deponiert wird.

Geotopstatus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitwinkelaufnahme des östlichen Teils der Kaolingruben Hirschau-Schnaittenbach

Der „Monte Kaolino“ bei Hirschau ist vom Bayerischen Landesamt für Umwelt als schützenswertes Geotop ausgewiesen,[3] ebenso die unmittelbar benachbarten Kaolingruben bei Hirschau-Schnaittenbach, in denen die Kaolinsande abgebaut wurden und werden.[2] Die Kaolingruben werden zudem in der offiziellen Liste „Bayerns schönste Geotope“ geführt.[4]

Siehe hierzu auch die Liste der Geotope im Landkreis Amberg-Sulzbach.

Freizeitpark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Südhang errichtete die Stadt Hirschau schon in den 1950er Jahren ein Freizeitgelände. Im Jahre 2007 wurde das Freizeitgelände vollständig erneuert.

Freibad[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das 1959 errichtete alte Freibad wurde im Jahre 2007 abgerissen und durch ein neues ersetzt. Das neue, sogenannte Dünenbad, umfasst eine 50 m lange Wasserrutsche, ein 70 m² großes Kinderbecken und ein Erlebnisbecken mit Sprudler und Schwalldüsen. Zudem wurde ein neues Schwimmbecken mit 25 m und Sprungbereich gebaut. Das Freibad ist beheizt. Die dazu nötige Energie kommt aus Solarabsorbern sowie einer Biogasanlage.[5]

Sandskistrecke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits 1957 entdeckte man, dass sich der Sandhang zum Skifahren und zum Sandboarding eignet. Der Monte Kaolino verfügt über eine Standseilbahn, die Monte-Kaolino-Bahn. Alljährlich finden auf der 260 m langen und rund 35 Grad steilen Abfahrtsstrecke internationale Meisterschaften im Sandski- und Sandboardfahren statt. Auch Kletterer können den Gipfel ersteigen und die Aussicht genießen. Das Steigen fällt jedoch schwer, da der Sand bei jedem Schritt nachgibt.

Hochseilgarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem Besucher des Waldhochseilgartens stehen fünf Parcours zur Verfügung. Je nach Schwierigkeitsgrad bewegen sich die Höhen der Parcours von etwa vier Metern bis über zwölf Meter.

Inlinerstrecke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2008 wurde im nördlichen Bereich des Monte Kaolino eine 3,5 km lange Inlinerstrecke fertiggestellt. Diese ist je nach Jahreszeit mit Rollskiern, Inlinern, Langlaufskiern oder zu Fuß benutzbar.[6]

Sommerrodelbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im September 2008 wurde eine Alpine-Coaster-Strecke unter dem Namen Monte Coaster in Betrieb genommen. Diese überwindet auf einer Strecke von etwa 800 m eine Höhendifferenz von 120 m bei durchschnittlich 8 bis 9 Grad (max. 24 Grad) Neigung. Die Bahn ist mit 42 schienengeführten Coasterschlitten bestückt.[7][8] Betreiber der Anlage ist der SC Monte Kaolino Hirschau.[9]

Adventure-Golf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2014 besteht im unteren Bereich des Südhangs des Monte Kaolinos eine aus 18 Bahnen bestehende Adventure-Golf-Anlage.[10]

Geopark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der „GeoPark Kaolinrevier Hirschau-Schnaittenbach“ zeichnet sich als Geopark dadurch aus, dass hier noch ein ständiger Wandel in der Industrielandschaft im Gange ist und dieser Prozess an den 12 Stationen des Parks gut nachvollzogen werden kann. Mit dem Geopark werden Akzente gesetzt, die auch nach der Beendigung der Bergbautätigkeit die Bedeutung der Rohstoffnutzung für den Raum erkennen lassen.

Camping[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ebenfalls bereits in den 1950er Jahren angelegte Campingplatz wurde im Jahr 2007 deutlich vergrößert. Auch Dauercamping ist möglich.

Farbenwald[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Farbenwald ist der meditative Bereich der Freizeitanlage am Monte Kaolino. In einem Birkenwäldchen auf dem Plateau einer ehemaligen Abraumhalde wurde ein Rundweg angelegt, zu dem man über den Parcours der Bogenschützen (Station 15 und 16) gelangt. Entlang des Rundweges wurden zehn große Farbstelen aufgestellt, die mit farbigem Coloritquarz – einem Nebenprodukt des Kaolinabbaus – beschichtet sind. Der Farbenwald wurde von der Künstlerin Evi Steiner-Böhm gestaltet.[8]

Erlebnis- und Abenteuerspielplatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor dem Eingang zur Gastronomie befindet sich ein Kinderthemenspielplatz zum Thema Kaolin.[10]

1210 Club[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis zur Schließung am 31. Dezember 2005 bestand am Fuße des Monte Kaolino ein Techno-Club namens 1210 Club.[11][12]

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Monte Kaolino – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Berthold Weber: Der Monte Kaolino bei Hirschau. In: Homepage der Bezirksgruppe Weiden der Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie. Abgerufen am 18. April 2023.
  2. a b Bayerisches Landesamt für Umwelt: Kaolingruben bei Hirschau-Schnaittenbach. Datenblatt Geotopkataster Bayern, Stand 21. Oktober 2014 (PDF 1,51 MB)
  3. Bayerisches Landesamt für Umwelt: „Monte Kaolino“ bei Hirschau. Datenblatt Geotopkataster Bayern, Stand: 8. Mai 2014 (PDF 855 kB)
  4. Kaolingruben bei Hirschau-Schnaittenbach in der Rubrik „Bayerns Schönste Geotope“ auf der Website des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, abgerufen am 18. Oktober 2013
  5. SPM Verlag e.K. in Zusammenarbeit mit der Stadt Hirschau (Hrsg.): Hirschau. Informationen. 1. Auflage. SPM Verlag e.K., Schwabach 2015, S. 11.
  6. Skater- und Skirollerstrecke. Abgerufen am 1. Dezember 2022.
  7. Freizeitpark Monte Kaolino: Sommerrodelbahn (Memento vom 14. Oktober 2008 im Internet Archive)
  8. a b SPM Verlag e.K. in Zusammenarbeit mit der Stadt Hirschau (Hrsg.): Hirschau. Informationen. 1. Auflage. SPM Verlag e.K., Schwabach 2015, S. 13.
  9. Coaster und Liftanlage. Skiclub Monte Kaolino Hirschau e.V., abgerufen am 12. August 2023.
  10. a b SPM Verlag e.K. in Zusammenarbeit mit der Stadt Hirschau (Hrsg.): Hirschau. Informationen. 1. Auflage. SPM Verlag e.K., Schwabach 2015, S. 15.
  11. 1210 Club im Bayern-Subkulturwiki
  12. Goodbye 1210 Hirschau Sylvester 2005. Aufnahmen vom letzten Event im 1210 Club auf YouTube

Koordinaten: 49° 32′ 4″ N, 11° 58′ 1″ O