Nachhaltigkeitskompetenz in der Circular Economy: Neues Projekt und neue Lehrveranstaltung
Inhaltsverzeichnis
Verbraucherteilhabe hat an Relevanz für die Verbraucherpolitik gewonnen, was durch das Konzept des Consumer Citizen anschaulich wird. Auch Universitäten wirken im Kontext der dritten Mission daran mit, Nachhaltigkeitsbewusstsein (und -handeln) auszubilden und in die Gesellschaft hineinzutragen. An der Professur für Wirtschaftspädagogik werden aktuell ein Projekt und eine neue Lehrveranstaltung in diesem Themenfeld bearbeitet.
Zum Projekt
Das Projekt Verbraucherteilhabe durch Nachhaltigkeitskompetenz in der Circular Economy der Professur für Wirtschaftspädagogik unter der Leitung von Frau Professor Dr. Bärbel Fürstenau zeigt auf, wie Verbraucherverhalten für die Erreichung gesamtgesellschaftlicher Ziele mobilisiert werden kann. Fehlendes Nachhaltigkeitshandeln wird dabei u. a. auf einen Mangel an Zusammenhangswissen bei Verbrauchern zurückgeführt. Ziel des Projekts ist es herauszufinden, wie Zusammenhangswissen aufgebaut, Nachhaltigkeitshandeln beeinflusst und Nachhaltigkeitskompetenz erhöht werden können. Folgende Forschungsfragen stellt sich das Projekt:
- Wie unterscheiden sich die Wissensnetze von Novizen und Experten in Bezug auf Nachhaltigkeit?
- Wie können Zusammenhangswissen und nachhaltigkeitsbezogenes Verhalten – wichtige Komponenten der Nachhaltigkeitskompetenz – gefördert werden?
Hierbei sind insbesondere junge Verbraucher von Interesse, die in ihre Rolle als Consumer Citizen noch hineinwachsen und dabei auch widersprüchlich handeln (z. B. ökologisch nachhaltiger Konsum und gleichzeitig vermehrter Konsum von Einwegverpackungen). Um das „Vakuum“ zwischen Wissen und Handeln bezüglich Nachhaltigkeit zu füllen, ist Visualisierung nötig, da Verbraucher hierdurch ein mentales Modell der abstrakten und häufig unsichtbaren Folgen ihres Handelns erhalten. Im Projekt werden hierfür Concept Maps eingesetzt, die im Kontext eines situativen Nachhaltigkeitsspiels („Serious Game“) erstellt und innovativ mit Selbstbeobachtung und Befragung kombiniert werden. Auch Experten aus der Praxis nehmen am Projekt teil. Die Ergebnisse können für die Nachhaltigkeitsbildung in Universitäten, Schulen und, im Verständnis der OECD, zur Konsumentenbildung genutzt werden.
Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz und die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Die Projektlaufzeit beträgt zwei Jahre (01.04.2021 - 31.03.2023).
Zur Lehrveranstaltung
Passend zum Projekt wird im Wintersemester 2021/22 auch eine Lehrveranstaltung durchgeführt. Das Seminar „Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeitskompetenz“ der Projektmitarbeiterin PD Dr. Inéz Labucay behandelt einen bisher wenig betrachteten, aber für das Gelingen der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zentralen Bereich: Die Einbeziehung des Verbrauchers, der nachhaltige Mobilität oder nachhaltige Alltagsprodukte nachfragt oder aber an traditionellem Konsumverhalten festhält. Auch als (zukünftiger) Arbeitnehmer ist der Einzelne mit strukturellen Veränderungen konfrontiert, z. B. dem Wegfall traditioneller Sektoren und dem Bedarf an neuen, häufig datenbasierten Dienstleistungen. Sowohl Big Data als auch der Übergang zu Industrie 4.0 stellen wiederum erzielte Erfolge bei der Reduzierung der Treibhausgasemissionen in Frage, ermöglichen aber auch Ressourceneinsparung. Der einzelne Verbraucher in seiner individuellen Entscheidung ist daher in die Gestaltung einer nachhaltigen Wirtschaft aktiv einzubeziehen.
Das Seminar macht vernetzte Probleme (z. B. zwischen "kleinen" Ursachen, wie dem Konsum von Einwegverpackungen und den Folgen für das Ökosystem), sowie unbeabsichtigte Nebeneffekte, etwa zusätzlichen Konsum durch die Plattformökonomie, sichtbar und zeigt anhand von Beispielen aus der Praxis Lösungen auf. Dies ist auch für den weiteren Karriereweg der Teilnehmer wichtig: So haben Studien gezeigt, dass Nachhaltigkeitskompetenz in der Unternehmenswelt zu mehr Innovationen führt sowie den Gründungserfolg von Absolventen steigert (Dellisch 2008, Egfjord/Sund 2020). Unabhängig davon, ob die Teilnehmer zukünftig einen Berufsweg mit Bezug zu Nachhaltigkeit oder Corporate Social Responsibility einschlagen oder (angesichts von Initiativen wie Green IT) als IT-Spezialist oder in der Unternehmensführung tätig sind, ist der Erwerb von Nachhaltigkeitskompetenz ein wichtiger Baustein für ihren weiteren Studien- und Berufserfolg.
Zu den Quellen siehe:
Dellisch, U. (2008): Sustainability Skills für GründerInnen. Der Online Kurs zur Nachhaltigkeitskompetenz: Weiterentwicklung und Anwendung im größeren Kontext. Berichte aus Energie- und Umweltforschung 16/2008. Wien. In: https://www.nachhaltigwirtschaften.at/resources/fdz_pdf/endbericht_0816_sustainability_skills.pdf (letzter Abruf am 13.07.2020).
Egfjord, K. F.-H./Sund, K. J. (2020): Do you see what I see? How differing perceptions of the environment can hinder radical business model innovation. In: Technological Forecasting and Social Change (150, 119787), S. 1-10.