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Transfeindlichkeit
"Emma" feiert: Presserat weist Beschwerden gegen Artikel über Tessa Ganserer ab
Im Januar sorgte das Magazin mit einem Artikel über die Grünenpolitikerin für Empörung. Der Presserat sieht in Deadnaming & Co. kein Problem, die "Emma" fühlt sich bestärkt.
Manfred Werner / wikipedia) "Emma"-Chefin Alice Schwarzer (Bild:
- Von Norbert Blech
7. Juni 2022, 16:57h 4 Min.
Die immer häufiger mit transfeindlichem Aktivismus auffallende feministische Zeitschrift "Emma" hat am Dienstag bekannt gemacht, dass der Presserat Beschwerden gegen sie zu einem Artikel über die grüne Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer aus dem Januar zurückgewiesen hat.
In dem Artikel wird mehrfach der abgelegte Deadname Ganserers benutzt, die Abgeordnete wird mit dem Pronomen "er/sie" und als "physischer und juristischer Mann" beschrieben (queer.de berichtete). Vordergründig an eine Beschwerde von einigen Feministinnen der Initiative "Geschlecht zählt" an den Wahlprüfungsausschuss angelehnt wird beklagt, dass eine Person, die sich als Frau "fühlt", einen Frauenquotenplatz der Grünen erhielt. Die Partei hatte damit kein Problem, der Bundestag führt Ganserer als Frau. Bekannt ist, dass die Abgeordnete die für eine Personenstandsänderung nötigen restriktiven und entwürdigen Regelungen des aktuellen und in großen Teilen verfassungswidrigen Transsexuellengesetzes ablehnt. Sie kämpft mit ihrer Partei für ein Selbstbestimmungsgesetz – die "Emma" kämpft dagegen an.
Der LSVD sprach damals von einem Text "unter jeder journalistischen Gürtellinie", Menschenfeindlichkeit und einer "Kampfansage" gegen das Selbstbestimmungsgesetz (queer.de berichtete). 62 Personen und die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität reichten gegen den Bericht eine Beschwerde beim Presserat ein.
"Emma": "Transphobie"-Vorwurf ist Einschüchterung
Zu einem Nachdenken über die eigene Haltung und Tätigkeit führten die Beschwerden und die Debatte nicht. "Die BeschwerdeführerInnen verwechselten offenbar eine Berichterstattung, die nicht ihrer Meinung entspricht, mit Diffamation und Beleidigung – und verlangten, dass der Presserat gegen EMMA eine Rüge aussprechen möge", schreibt die Redaktion nun unter der die Kritik ebenfalls ironisch zurückweisenden Überschrift "Keine Rüge für 'transphobe' EMMA". Ganserer sei "physisch als auch rechtlich ein Mann", betont das Magazin erneut, und die "Emma" habe "sachlich" berichtet.
Dem Presserat habe das Magazin geschrieben: "Uns scheint, dass es den BeschwerdeführerInnen darum geht, eine wichtige gesellschaftliche Debatte zu verhindern und Berichterstattende, die ihren Blick auf die Problematik nicht teilen, mit dem Vorwurf der 'Transphobie' einzuschüchtern und von der Berichterstattung abzuhalten." Die Zeitschrift sei der "Ansicht, dass wir als JournalistInnen das Recht haben sollten – und auch die Pflicht haben – über Fakten zu berichten".
Presserat entschied bereits im April
Die "Emma" und ihre Herausgeberin Alice Schwarzer hatten in den letzten Monaten Angriffe auf trans Personen und ihre Rechte wie unter anderem auf Selbstbestimmung noch verschärft, in Artikeln, sozialen Netzwerken, Interviews oder Schwarzers Buch "Transsexualität: Was ist eine Frau? Was ist ein Mann? – Eine Streitschrift". Mitherausgeberin Chantal Louis verließ plakativ den LSVD, weil dieser aus "IdeologInnen" bestehe (queer.de berichtete). Der Verband hatte zuvor "neun Kritikpunkte an Alice Schwarzers gefährlichen und falschen Thesen zu 'Transsexualität'" veröffentlicht (queer.de berichtete). "Trans ist ganz sicher weder ein Hype noch eine Modeerscheinung", kommentierte auch der Grünenpolitiker Sven Lehmann, der Queer-Beauftragte der Bundesregierung (queer.de berichtete).
Auch der Artikel über die Presseratsentscheidung liest sich wie eine plakative Fortsetzung einer Kampagne – zumal die Entscheidung des Gremiums bereits Ende April fiel. Mehrere Personen, die eine Beschwerde eingereicht hatten, berichteten bereits damals darüber in sozialen Netzwerken.
Der Beschwerdeausschuss habe in dem Beitrag demnach "keinen Verstoß gegen die presseethischen Grundsätze" festgestellt. Dabei sei es darum gegangen, ob er geeignet sei, "eine diskriminierende Wirkung gegenüber Transpersonen zu entfalten". Die "einstimmige Mehrheit" der Mitglieder war laut Presserat der Auffassung, "dass der Beitrag keine pauschalen und abwertenden Äußerungen über Transpersonen enthält". Es handle sich um eine zulässige journalistische Auseinandersetzung "mit einem gesellschaftspolitisch hoch brisanten Thema, nämlich der Frage, wie Geschlecht definiert wird".
Die "Emma"-Redaktion stelle in dem Beitrag die unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Sichtweisen dar, so der Presserat. "Die Erwähnung des sozialen Outings und die Beschreibung der Geschlechtsdefinition von Tessa Ganserer in ihrer Partei und im Bundestag im Artikel ist nach Auffassung der Mitglieder zulässig, um die dadurch ausgelöste politische Debatte nachvollziehen und darstellen zu können." Für einige Leser*innen stelle dies Deadnaming dar "und sie empfinden eine diskriminierende Wirkung", so der Presserat. "Das Gremium hingegen hält die Berichterstattung für eine diskussionswürdige, aber mögliche Positionierung im Rahmen des gesellschaftlichen Diskurses, die nicht die Grenze zur Diskriminierung nach Ziffer 12 des Pressekodex überschreitet".
Offenbar NICHTS verstanden - sechs, setzen! (Was für ein Armutszeugnis!)
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Wenn ich zwischendurch viel Zeit uns Lust habe, recherchiere ich vielleicht die Gestalten, die das Gremium bilden (keiner der Namen sagt mir was) ... obwohl, ich glaube, ich will das gar nicht genauer wissen und ich ahne, was dabei rauskommen würde. (@Presserat, @EMMA: Support your local Rescue-Team - get lost!)