Norderstedt. Demo der Lesben, Schwulen, Bi- und transsexuellen Menschen: Was geplant ist, wie der Zug läuft und was die Themen sein werden.

Historisch wird er werden, der erste Christopher-Street-Day (CSD) in der Norderstedter Stadtgeschichte. Am Sonnabend, 17. September, werden beim sogenannten „Norderpride“ an die 500 Teilnehmende erwartet. Es soll eine selbstbewusste und politische Demonstration der Lesben, Schwulen, Bisexuellen und transgeschlechtlichen Menschen werden. Die Schirmherrschaft hat die Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder übernommen.

Treffpunkt für den „Norderpride“ ist um 14 Uhr der Willy-Brandt-Park neben dem Herold-Center. Dort wird der Organisator Danny Clausen-Holm, SPD-Stadtvertreter und Vorstand des schleswig-holsteinischen Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD), die Gäste begrüßen.

CSD: „Gerne schrill!“ – Norderstedt feiert ersten „Norderpride“

Die Teilnehmenden würden aus der ganzen Umgebung nach Norderstedt strömen. „Bestimmt zur Hälfte aus Norderstedt und Umland, viele aus ganz Schleswig-Holstein und Hamburg und vereinzelt darüber hinaus“, sagt Clausen-Holm. „Inzwischen ist ein Pride ein Happening für alle, egal ob hetero oder nicht und für alle Altersgruppen.“

Der „Norderpride“ wird sich gegen 14.30 Uhr in Bewegung setzen und über das Lütjenmoor, die Marommer und Ulzburger Straße bis zum Rathausplatz in Norderstedt-Mitte ziehen. „Wir werden ein Auto mit Anhänger und Lautsprecheranlage und Musik vorweg haben, dahinter dann der Demozug der Menschen“, sagt Clausen-Holm. Der Dresscode sei zwar beliebig, aber schrill sei durchaus erwünscht. „Von unauffällig bis bunt, vom Dragfummel über Batman-Outfit bis Hundekostüm wird wohl alles zu sehen sein.“

Kundgebung auf dem Rathausmarkt mit der Oberbürgermeisterin

Auf dem Rathausmarkt ist dann eine Kundgebung geplant. Oberbürgermeisterin Roeder und Clausen-Holm werden Reden halten, Jan Kubelke von der Polizeidirektion Itzehoe wird über die Ansprechstelle LSBTIQ der Landespolizei sprechen. Danach wird es einen Ausklang mit Musik bis 18 Uhr auf dem Rathausmarkt geben.

Die politischen Themen des „Norderpride“ ergeben sich aus der aktuellen Situation für die Lesben, Schwulen, Bisexuellen und transgeschlechtlichen Menschen. „Es ist paradox“, sagt Danny Clausen-Holm. „Einerseits steigt die Akzeptanz in der breiten Bevölkerung, andererseits aber auch die Gewaltbereitschaft bei den verbleibenden Gegnern.“

Erschreckende Fälle von Gewalt gegen Transmenschen

In Bremen wurde eine Transfrau von Schulkindern verprügelt, in Berlin eine Transperson mit einem Stein am Arbeitsplatz beworfen, in Münster ein Transmann sogar erschlagen. „Alles in diesem halb angefangenen Monat. Das ist nicht hinnehmbar und wird auch meinen Redebeitrag prägen“, sagt Causen-Holm.

Wie die Norderstedterinnen und Norderstedter auf den ersten „Norderpride“ reagieren werden, darauf ist Clausen-Holm gespannt. „Viele Reaktionen sowohl aus Norderstedt als auch aus der Community sind begeistert und freudig erstaunt. Solcher Zuspruch freut mich natürlich“, sagt er.

In Norderstedt wurden CSD-Plakate abgerissen

Aber auch in der Stadt gebe es neben breiter Akzeptanz auch vereinzelte Angriffe. „Ich habe am Freitag an 25 Standorten Plakate aufgehängt. Bei meiner Kontrolle an diesem Dienstag waren drei Plakate abgerissen. Ich werde das anzeigen“, sagt Clausen-Holm.

Doch eine Gefahr für die Sicherheit der Menschen beim „Norderpride“ sieht er nicht. „Bis vor Kurzem hätte ich massivere Gewalt gegen einen CSD in Deutschland für einigermaßen abwegig gehalten. Die aktuelle Enthemmtheit Einzelner macht mich nachdenklich“, sagt Clausen-Holm. In Duisburg gab es körperliche Angriffe auf CSD-Teilnehmende, in Berlin wurde ein Trans*-Pride sogar abgesagt. Die Polizei wird am Sonnabend den „Norderpride“ beschützen und begleiten.

Clausen-Holm gibt politisches Mandat auf

„Norderstedt ist eine weiter wachsende Stadt und dazu gehört einfach auch ein CSD“, sagt Clausen-Holm. Er will sich weiter für die Sichtbarkeit der Lesben, Schwulen, Bisexuellen und transgeschlechtlichen Menschen in Norderstedt einsetzen. Er kündigt aber an, nach zehn Jahren in der Norderstedter Kommunalpolitik bei den kommenden Wahlen 2023 nicht erneut kandidieren zu wollen.

Stattdessen wolle er sich künftig ganz auf sein Herzensthema und die künftigen CSD in der Stadt konzentrieren. „Es war hier in Norderstedt einfach zu lange nie ein Thema.“ Für Clausen-Holm war der erste „Norderpride“ eine Menge Arbeit. „Ich habe viel gelernt“, sagt er. „Wir stehen in bestem Kontakt mit Polizei, Betriebsamt und Ordnungsämtern in Kreis und Stadt, die ich ausdrücklich loben möchte.“

CSD Norderstedt: Regenbogenflaggen wehen

Norderstedt stellt sich unterdessen schon auf den CSD ein: An den Flaggenmasten vor dem Rathaus hängen bis Anfang kommender Woche die Regenbogenflaggen, und am Sonntag plant die Vicelin-Schalom-Gemeinde einen „Regenbogen“-Gottesdienst von 10.30 Uhr an im Vicelinhaus. „Ihr könnt Euch wirklich auf einen bunten, lebhaften und tiefgründigen Gottesdienst freuen“, teilt die Gemeinde mit.