DeutschlandNach Beleidigungen eingeschritten: 25-jähriger Helfer stirbt nach Attacke bei CSD in Münster

Deutschland / Nach Beleidigungen eingeschritten: 25-jähriger Helfer stirbt nach Attacke bei CSD in Münster
Felix Adrian Schäper vom Verein Trans*Inter*-Münster kniet vor einer Fahne mit Gedenksteinen, die Menschen auf dem Hafenplatz ausgelegt haben Foto: David Inderlied/dpa

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Ein 25-Jähriger, der am vergangenen Wochenende am Rande einer Veranstaltung zum Christopher Street Day (CSD) in Münster bei einem brutalen Angriff schwer verletzt wurde, ist gestorben. Er sei am Freitagmorgen seinen Verletzungen erlegen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft gemeinsam mit. Der Mann war nach bisherigem Stand der Ermittlungen von einem bislang unbekannten Täter angegriffen und zu Boden geschlagen worden.

Der Unbekannte hatte während der CSD-Demonstration am vergangenen Samstag nach Angaben der Polizei mehrere Teilnehmende massiv homophob beleidigt und bedroht. Als der 25-Jährige einschritt, um zu schlichten, schlug er diesem mehrfach mit der Faust ins Gesicht. Der Helfer verlor das Bewusstsein und stürzte rückwärts mit dem Hinterkopf auf den Boden. Er wurde mit schwersten Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht.

Am Montag setzte die Polizei eine Ermittlungskommission ein. Weitere Hinweise zum Täter gingen den Angaben zufolge ein, führten aber bislang noch nicht zum Erfolg. Zeugen beschrieben den Tatverdächtigen demnach als 1,70 bis 1,80 Meter großen, 18 bis 20 Jahre alten Heranwachsenden mit schmächtiger Statur und einem Bart. Nach der Attacke entfernte er sich mit einem etwa gleichaltrigen Begleiter.

Die deutsche Familienministerin Lisa Paus (Grüne) zeigte sich „tief erschüttert“ über den Tod des 25-Jährigen. „Der Angriff auf ihn zeigt, dass wir auch in Deutschland noch immer für die Gleichstellung und Akzeptanz aller Menschen kämpfen müssen“, erklärte Paus. Demonstrationen wie der CSD seien politisch und keinesfalls nur bunte Partys. „Vielfalt und Diversität sind ein Gewinn für unsere Gesellschaft.“

„Dieser menschenfeindliche Angriff ist ein queerfeindliches Hassverbrechen, das uns wütend und betroffen macht“, erklärte André Lehmann vom Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland (LSVD). Der Verband forderte die Behörden auf, die Tat unverzüglich als „LSBTI-feindliches Hassverbrechen“ zu benennen und einzuordnen. Nicht die Schlichtungsbemühungen des jungen Manns seien Auslöser des Angriffs gewesen, sondern die zutiefst menschenverachtende Einstellung der Täter. Diese Tat zeige einmal mehr, wie sehr Aktionspläne gegen Trans- und Homophobie nötig seien.

Demonstrationen zum Christopher Street Day sind ein zentrales Ereignis im Jahreskalender der weltweiten LGBTQ-Bewegung. Sie erinnert damit an Ereignisse vom Ende der 60er-Jahre in den USA. Am 28. Juni 1969 stürmte die Polizei die Schwulenbar „Stonewall Inn“ in der New Yorker Christopher Street. Es folgten tagelange schwere Zusammenstöße zwischen Aktivisten und Sicherheitskräften. Der Aufstand gilt als Geburtsstunde der LGBTQ-Bewegung. In Luxemburg fand die Pride im Juli 2022 in Esch statt.