„Das CIPSEM-Team ist die Kirsche auf der Torte“
(porträtiert im Jahr 2024)
Dagmar Möbius
Dr. Maria Jose Iturbide-Flores ist seit Januar 2024 Ministerin für Umwelt und natürliche Ressourcen von Guatemala. Die Biologin hatte im Herbst 2023 den 88. Internationalen Kurzlehrgang der UNEP/UNESCO/BMUV zu naturbasierten Lösungen für Wasserherausforderungen an der TUD erfolgreich abgeschlossen. Kontakt-online sprach mit ihr.
Bitte erzählen Sie, wie Ihr beruflicher Werdegang verlief.
Ich habe einen Master-Abschluss in Umweltstudien und einen Doktortitel in Umweltpolitik und -planung, der meinen Hintergrund als Biologin ergänzt.
Mit mehr als 25 Jahren Engagement und Fachwissen in den Bereichen Umweltpolitik und -planung, Erhaltung der biologischen Vielfalt, Management natürlicher Ressourcen, Schutz von Wildtieren, Verwaltung, verantwortungsvoller Unternehmensführung und Teamführung bringe ich eine Fülle von Erfahrungen mit. Als versierte internationale Umweltvermittlerin habe ich erfolgreich zu multilateralen Verhandlungen über Umweltverträge, zur Verwaltung von Süßwasser und biologischer Vielfalt, zum Umweltmanagement von Unternehmen und zur Umsetzung strategischer Pläne beigetragen, einschließlich effektiver Mittelbeschaffung.
Ich engagiere mich aktiv für bahnbrechende Initiativen und Projekte auf der ganzen Welt, bei denen das Management natürlicher Ressourcen und ökologische Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen. Vor kurzem wurde ich zum freiwilligen Mitglied der Strategic Advisory Group (SAG) von UNWater ernannt und von der Alliance Water Stewardship (AWS) als Corporate Water Specialist zertifiziert. Ich spreche fließend Englisch und Spanisch und arbeite mit Unternehmen und Gemeinden in über 40 Städten in 35 Ländern auf fünf Kontinenten zusammen.
An welchem CIPSEM-Kurs nahmen Sie teil? Wie wurden Sie darauf aufmerksam?
Im Oktober 2023 habe ich am CIPSEM der TU Dresden einen Kurs über „Naturbasierte Lösungen für neue Wasserprobleme“ abgeschlossen. Es war eine Bereicherung, nicht nur weil der Inhalt sehr interessant war, sondern auch wegen des Informationsaustauschs über die Erfahrungen der anderen 20 Teilnehmenden aus Entwicklungsländern, die den gleichen Kurs besuchten. Die Referentinnen und Referenten waren ebenfalls hochrangige Forscher und Fachleute und die Exkursionen ergänzten den dreiwöchigen Kurs.
Woran arbeiten Sie heute konkret und welches sind Ihre Aufgaben?
Ich bin seit Januar 2024 Ministerin für Umwelt und natürliche Ressourcen der Republik Guatemala. In dieser Funktion bin ich für den Schutz der natürlichen Ressourcen des Landes, die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung und die Bewältigung von Umweltproblemen zuständig. Zu den wichtigsten Aufgaben gehören die Formulierung und Umsetzung von Umweltrichtlinien und -vorschriften, um die Umweltverschmutzung einzudämmen, die biologische Vielfalt zu erhalten und die Ökosysteme effektiv zu verwalten. Dazu gehört auch die Überwachung von Umweltverträglichkeitsprüfungen für Entwicklungsprojekte, die Durchsetzung von Umweltgesetzen und die Zusammenarbeit mit anderen Regierungsbehörden, Nichtregierungsorganisationen und internationalen Organisationen, um Umweltprobleme wie Abholzung, Wasserverschmutzung und Klimawandel anzugehen. Darüber hinaus gehören zu meinen Aufgaben, die Umwelterziehung und das Umweltbewusstsein der Bevölkerung zu fördern, Partnerschaften mit indigenen Gemeinschaften und Interessengruppen zu unterstützen und Guatemala in internationalen Umweltforen und -verhandlungen zu vertreten.
Das Ministeramt ist von entscheidender Bedeutung für die Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit des Landes und für den Beitrag zu den globalen Bemühungen um eine grünere und widerstandsfähigere Zukunft.
Woran erinnern Sie sich am liebsten an Ihre Zeit in Dresden?
Wir machten Exkursionen und fuhren mit Freunden durch Dresden und Berlin. Es war immer ein Abenteuer zu verstehen, wie der Zug und die Straßenbahn funktionierten und wo wir aussteigen mussten.
Gibt es noch etwas, was Sie uns berichten möchten?
Das CIPSEM bietet Zugang zu erstklassigen Postgraduiertenstudiengängen mit Schwerpunkt Umweltmanagement und Nachhaltigkeit. Die Teilnehmer erwerben Kenntnisse, Fähigkeiten und Fachwissen, die für die Bewältigung von Umweltproblemen in ihren Heimatländern unerlässlich sind.
Durch spezialisierte Ausbildungsworkshops, Seminare und Kurse verbessert das CIPSEM die Fähigkeit von Fachleuten aus Entwicklungsländern, Umweltressourcen effektiv zu verwalten, nachhaltige Praktiken umzusetzen und relevante Politiken und Strategien zu entwickeln. Darüber hinaus bietet es Möglichkeiten zur Vernetzung mit Fachleuten, Experten und Forschern weltweit. Das ermöglicht den Teilnehmenden, wertvolle Kontakte zu knüpfen, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam an Projekten und Initiativen zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung in ihren Ländern zu arbeiten.
Die Teilnehmenden haben Zugang zu den modernsten Einrichtungen, Forschungslabors und Ressourcen der TU Dresden. Außerdem erhalten sie Einblick in Spitzenforschung, Werkzeuge und Technologien, die sie zur Bewältigung von Umweltproblemen in ihren Ländern einsetzen können.
Ich weiß, dass die Alumni der CIPSEM-Programme international anerkannte Qualifikationen erhalten, die unsere Glaubwürdigkeit und Wettbewerbsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt erhöhen. Diese Programme eröffnen Möglichkeiten für den beruflichen Aufstieg und für Führungsaufgaben im Umweltmanagement.
Insgesamt ist das CIPSEM an der TU Dresden von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, Fachleute aus Entwicklungsländern zu befähigen, einflussreiche Führungspersönlichkeiten und Akteure des Wandels im Umweltmanagement zu werden und damit einen Beitrag zu den globalen Bemühungen um eine nachhaltigere Zukunft zu leisten. Das CIPSEM-Team ist die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.
Kontakt:
Dra. María José Iturbide-Chang, MSc
Política y Planificación Ambiental
Environmental Policy and Planning
Tel.: +(502) 57088947
skype: majoiturbide
Fakten:
Mit 18,1 Millionen Einwohnern (2023) ist Guatemala das bevölkerungsreichste Land Zentralamerikas und durch diverse, u.a. auch indigene Bevölkerungsgruppen geprägt. Neben der Amtssprache Spanisch werden 22 Maya-Sprachen gesprochen. Die indigene Bevölkerung ist in Politik, staatlichen Institutionen und in der Wirtschaft stark unterrepräsentiert, ist aber bei den Sabotageversuchen gegen den jüngsten Wahlausgang erstmals vereint aktiv geworden (Streiks, Blockaden).
(Quelle: Auswärtiges Amt)