Studierende treffen auf geflüchtete Menschen, die einen realen Exodus hinter sich haben: «Menschen in Bewegung» heisst die Aufführung im Rahmen der Reihe Musik und Poesie in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule der Künste und dem Konservatorium Zürich.
Der Aufbruch verbindet sie alle: Die Studierenden auf der Suche nach einer Identität als Künstler:innen sowie die Geflüchteten, die in Zürich leben und jeden Mittwochnachmittag in einem Nebenraum der Grossen Kirche Fluntern Deutsch lernen. Für «Menschen in Bewegung» stehen sie gemeinsam auf der Bühne. In der musikalisch-poetischen Inszenierung übertragen sie eine der wirkmächtigsten biblischen Geschichten in die heutige Zeit: Exodus, die Erzählung von Moses, der sein Volk nach Ägypten führte und damit aus der Sklaverei befreite. «Wir alle leben sehr stark in unseren Bubbles», sagt Projektinitiantin und Pfarrerin Chatrina Gaudenz – also in einem geschlossenen Kreis von Menschen, die ähnlich denken. «Austausch gibt es da nur selten. Ich wollte das aufbrechen in der Hoffnung, dass das Sprechen über die eigene Erfahrung etwas zum gegenseitigen Verständnis beiträgt», so die Pfarrerin weiter. Das Bühnenprojekt wird im Rahmen der Reihe Musik und Poesie in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) unter der Leitung von Till Löffler sowie dem Konservatorium Zürich realisiert.
Da wären zum Beispiel Reina, Andres und Emanuel, Studierende der Kompositionsklasse für Film, Theater und Medien. Oder die Schauspielstudierende Eleonora, die aus der Ukraine floh und die aus Nordafrika geflüchtete Sabrine, die in der Schweiz eine vorläufige Heimat gefunden hat. Gemeinsam erkunden sie Begriffe wie Heimat und Flucht und setzen sich damit auseinander, wie sich das Erlebte in Musik und Sprache umsetzen lässt. Gleichzeitig sind die jungen Menschen die Protagonist:innen eines Films für die «Sternstunde Musik» des Schweizer Fernsehens. Dieser begleitet das Projekt von der Entwicklung über die Proben – bis hin zur grossen Uraufführung am 24. Februar. «Für mich ist diese Klangreise wie eine schöne einstündige Radiosendung, in der die Musik zum Text passt», sagt Chatrina Gaudenz, die über zwanzig Jahre als Radiojournalistin tätig war. «Es macht etwas mit dir, man geht rein und kommt etwas verändert raus. Was geschieht, ist eine Art Transformation.» Das Thema der grossen Fluchtbewegungen sei dabei schmerzlich aktuell, «denn heute sind sehr viele Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen».
Was sich im Projektverlauf auch gezeigt hat: Die unterschiedlichen Realitäten zu verbinden ist herausfordernd, die Einbindung hochkomplex, «denn oftmals hat der Gedankenaustausch gar keine Priorität, andere Dinge sind viel dringlicher», sagt Chatrina Gaudenz. Sie spricht von einem Realitätscheck, der ans Licht gebracht hat: Zugewanderte und Inländer:innen leben in der Tat meist nebeneinander und nicht miteinander. Und wie geht es Chatrina Gaudenz damit? «Enttäuscht bin ich nicht», sagt die Pfarrerin und lacht, «ich empfinde es eher als heilsam. Und klar ist es auf die Länge wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen.» Das Projekt und der dazugehörige Film sollen dazu anregen, sich darüber Gedanken zu machen, inwiefern das möglich ist.
Samstag, 24. Februar 2024, 18 Uhr
Grosse Kirche Fluntern
Musik und Poesie 2024 – in Zusammenarbeit mit der ZHdK und dem Konservatorium Zürich
Mitwirkende:
Zekarias Kebraeb, Anna Ivanenchuk, Eleonora Cholak, Paul Taro Schmidt und Sabrine Zanotta, Studierende der ZHdK-Kompositionsklasse von Till Löffler, Orchester mit Studierenden der ZHdK und dem Stringendo14 des Musikkonservatoriums Zürich
Anschliessend: Apéro und Austausch
Weitere Informationen: ↗ Website ZHdK
Ausblick:
Samstag, 23. März 2024, 18 Uhr
Grosse Kirche Fluntern
«Der Mann Mose»
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