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KulturSüdtirol: Was hat sich für Dich in den vergangenen Monaten geändert?
Ulrike Prange: Die größte Veränderung ist die Arbeit: Seit März arbeite ich zuhause – unterbrochen von ein paar Wochen und einzelnen Tagen im Büro. Das funktioniert ganz gut, wir haben sogar ein Filmprojekt realisiert und wahnsinnig viel dabei gelernt. Das hätte es ohne Corona nicht gegeben.
Wie erlebst Du die momentane Situation?
Manchmal denke ich, dass Corona nur das Schlechte in allem und allen hevorbringt, und im nächsten Moment ist wieder alles anders. Wankelmütig, polarisierend, das umschreibt es für mich ganz gut, wobei es mich als eigentlich positiven Menschen auch erschrickt. Aber mir geht es gut, die Menschen in meinem Umfeld sind gesund und munter. Ich vermisse Menschen um mich rum: Freunde, Familie, sogar manchmal die Kolleginnen und Kollegen. Ein paar verpasste Dienstreisen und Veranstaltungen sind nicht so tragisch. Dass auf Sicht schöne Sachen wie Festivals oder Urlaube oder Treffen nicht möglich sein werden, das zehrt manchmal.
Was beschäftigt Dich gerade besonders?
Sorgen bereitet mir die Gesellschaft: Ich fürchte, dass Denunziantentum bald zum guten Ton gehört, wo das auswärtige Nummernschild ein Problem sein kann. Jeder sucht sich seine eigene Wahrheit auf irgendwelchen obskuren Kanälen im Internet, Journalisten werden angefeindet, wenn sie ihre Arbeit machen. Diese Entwicklung finde ich brandgefährlich, und das hält mich wirklich manchmal nachts wach. Dazu der Graben, der durch die Gesellschaft geht: Die, die zuhause arbeiten können, und die, deren Arbeit nun einmal an der Kasse, im Pflegeheim oder bei Entsorgungsbetrieben ist und nicht hauptsächlich von einer guten Internetverbindung abhängt.
Ein konkreter Tipp bzw. eine konkrete Empfehlung für die Leserinnen und Leser?
Mit einer Freundin erkunde ich seit ein paar Wochen an freien Tagen Viertel und Touren, die wir nicht kennen. Wir machen tageweise Urlaub zu Hause, in der Stadt, in der wir beide schon so lange leben. Und sonst: Einfach auch mal die Augen zumachen, an ganz etwas anderes denken und so tun, als wäre alles bestens.
Wie blickst Du in die Zukunft? Warum?
Ich komme zwar als Frohnatur durch Corona an meine Grenzen, aber die Pandemie rückt auch wieder ein paar Sachen gerade. Die Oberflächlichkeit bei Begegnungen – weg, die Leute, die ich treffe, haben einen Platz bei mir im Herzen. Ich habe anders Reisepläne geschmiedet (bevor die Zahlen wieder alles kaputt gemacht haben, aber egal). Mit dem Zug statt mit dem Flugzeug, nach Südtirol zum Wandern statt mit dem Flieger auf die Kanaren. Das bleibt, denn die Vorfreude ist ja nicht weg. Nur vertagt.
Danke, Ulrike!
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