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Die Anfänge des Radlseehauses (1911–1918)
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Anton Mayr (1879–1918), Tapezierermeister aus Brixen, begann im Jahr 1911 mit dem Bau eines privaten Schutzhauses am Radlsee, das er zusammen mit seiner Frau Maria (1880–unbekannt) führen wollte. Ein Traum, der nicht lange währte.
Doch zunächst verlief alles wie geplant. Bereits im Sommer 1912 war der aus Steinen gemauerte Bau so weit gediehen, dass er bewirtschaftet werden konnte.
Im Frühling 1913 öffneten die Wirtsleute trotz des Schneefalls bereits für die Osterfeiertage. Ostern fiel auf den besonders frühen Termin des 23. März. Der Weg zum Schutzhaus wurde mit einem Schneepflug soweit geräumt, dass Wanderer sicher an ihr Ziel kamen. Am Karsamstag Abend erwartete sie dort ein Feuerwerk. Knapp zwei Wochen später war das Radlseehaus fast schneefrei, und Temperaturen von 21° C in der Sonne lockten zahlreiche Wanderer in die Höhe, die sich, wie die Brixener Chronik berichtete, über den „Fortschritt der Bauarbeiten und die hübsche Inneneinrichtung der Hütte“ freuten. Die feierliche Eröffnung des neu erbauten Schutzhauses fand im Oktober 1913 statt.
Das Radlseehaus fand von Anfang an regen Zuspruch bei den Bergfreunden. Auf markierten Wegen erreichten Wanderer das Schutzhaus damals in viereinhalb bis sechs Stunden von Brixen, Vahrn und Klausen aus. Bereits vor dem Bau des Schutzhauses hatte es markierte Wanderwege zum Radlsee gegeben, beispielsweise von Bad Schalders steil bergauf durch das Arzvenntal oder von Brixen über Tils und über den Feichterhof. Den Weg von der Klausner Hütte zum See legte im Jahr 1913 Benjamin Valazza, Bergführer und Pächter der Klausner Hütte, an: Dieser zählte „mit dem brillanten Blick auf die Dolomiten und die Gletscherberge [zu den] genußreichsten Touren in den Alpenregionen“.
Auch für den florierenden Wintersport rund um Brixen war das Radlseehaus von Bedeutung. Es entwickelte sich zu einem beliebten Stützpunkt für Schitourengeher. Wie die benachbarte Klausner Hütte war es im Winter 1913/14 geöffnet. Die Zeitungen berichteten während der Wintermonate immer wieder über die Schneelage, über die Schiverhältnisse auf die Königsanger- und Radlseespitze und die Gangbarkeit der einzelnen Wege. Schlittschuhläufer frönten auf dem zugefrorenen Radlsee ihrem Vergnügen.
Die Sommersaison 1914 war von kurzer Dauer. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs beendete die Bergsaison: Gäste blieben aus, Hüttenwirte und Bergführer wurden an die Front gerufen. Das Radlseehaus blieb während der Kriegsjahre von Plünderungen und kriegsbedingten Zerstörungen weitgehend verschont. Weitaus weniger Glück hatte jedoch sein Erbauer Anton Mayr: Er fiel am 24. Oktober 1918 an der Dolomitenfront.
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