Im letzten Newsletter (Juni 2020) haben wir die Auswirkungen der Corona Krise auf das Ehrenamt bzw. die freiwillig Engagierten sowie die Freiwilligenmanager*innen und Freiwilligenkoordinator*innen beschrieben.
Ein halbes Jahr später ist die Krise noch lange nicht vorbei und schlimmer als im Frühjahr. Nun möchten wir, nachdem wir in vielen digitalen Seminaren und ein paar analogen Seminartreffen mit einigen Freiwilligenmanager*innen und Ansprechpartner*innen von Ehrenamtlichen gesprochen haben, in diesem Newsletter eine Ideensammlung anbieten, wie man kreativ und kontaktfrei mit dieser Krise umgehen kann.
Was brauchen Ehrenamtliche und freiwillig Engagierte in einer Zeit der Kontaktbeschränkung?
Hier wurden uns folgende Bedürfnisse genannt:
Die meisten Ehrenamtlichen und freiwillig Engagierten sind (natürlich) zu Hause und konnten in dieser Zeit ihr Ehrenamt nicht ausüben bzw. nur eingeschränkt. Einige haben sich eingestellt auf Online Möglichkeiten in ihrem Ehrenamt oder waren bereit, ein anderes Ehrenamt zu übernehmen, das kontaktfrei bzw. auf ein Minimum an Kontakten begrenzt ist. Jedoch haben auch einige gesagt, dass „ihre“ Ehrenamtlichen und freiwillig Engagierten nicht immer ausgestattet waren mit den digitalen Notwendigkeiten und Kompetenzen, wie Internetverbindung, Computer bzw. den Tools der Videokonferenzen, etc.
Wiederum gab es einige, die aufgrund der Kontaktbeschränkung und des „Ruhens“ ihrer freiwilligen Tätigkeit, sich isoliert und von den Informationen ihrer Engagementorganisation bzw. von ihren betreuten Personen abgeschnitten fühlten.
Auch wurde uns gesagt, dass manche diese Zeit zum Anlass nahmen, ihr Ehrenamt aufzugeben und sich zu verabschieden. Andere konnten gerade in dieser Zeit viele neue Ehrenamtliche gewinnen, die sich gerne gerade in dieser Zeit engagieren möchten.
Welche Ideen gibt und gab es, in dieser Zeit auf die Bedürfnisse der freiwillig Engagierten zu reagieren?
Um mit den Ehrenamtliche in dieser Zeit Kontakt zu halten und Informationen zu den im Engagement betreuten Personen bzw. Projekten, etc. zu geben, haben unsere Seminarteilnehmenden folgende Ideen entwickelt und umgesetzt:
Briefe, Newsletter, soziale Medien, Berichte über Online-Schaltung, regelmäßige Online Treffen (Spielen, Quatschen, …), social media Gruppen bilden, „Hausbesuche“ am Gartentor, Postkarten, Abtelefonieren, Briefe, Mutmacher-Posts, Podcasts erstellen und auf die Homepage setzen, Infos zu aktuellen Hygieneregeln und aktuellen Bestimmungen der Kontaktmöglichkeiten geben, kleine Geschenke schicken, digitale Schulungen entwickeln und durchführen, Hemmschwellen zu digitalen Treffen nehmen, etc.
Um trotz der Kontaktbeschränkung Ehrenamtlichen die Möglichkeit zu geben, sich zu engagieren, wurden viele Ideen entwickelt und umgesetzt. Diese können wir hier gar nicht alle aufführen, deshalb möchten wir einen Link nennen, der viele Ideen gut auf einer homepage zusammengefasst hat: www.engagiert-mitgestalten.de
Aber dennoch musste auch manches akzeptiert werden. Zum Beispiel, dass Angebote momentan „ruhen“ müssen und nicht online gehen können. Oder, dass sich wegen der Pandemie manche Ehrenamtliche aus ihrem Engagement verabschieden wollen. Oder, dass vielleicht manche Projekte und Gruppen zusammengebrochen sind, weil sie keine*r mehr anschiebt.
Restart Ehrenamt nach Corona
Uns ist es noch wichtig zu sagen, dass während dieser Krise neben dem Kontakt halten, Informieren, neue und kontaktfreie Engagementmöglichkeiten anbieten, Fortbilden und Austauschen sowie dem Akzeptieren von Abschied von Engagierten und Projekten, auch eine Diskussion beginnen muss, wie nach der Krise die Ehrenamtskoordination fortgeführt wird bzw. das Ehrenamt neu belebt wird. Und was aus der Krise für die Koordination des Engagements gelernt wurde.
Eines ist da sicher noch weiter in den Vordergrund getreten.
Die Selbstbestimmung von Ehrenamt ist unbedingt zu beachten. Also Engagierte sind nicht dazu da, die (notwendigen) Aufgaben der Organisation „abzudecken“, sondern sollen Engagementmöglichkeiten angeboten bekommen, die sie interessieren, ihren Interessen und Motiven entgegenkommen und mit guten Rahmenbedingungen verbunden sind.
Wollen sich Engagierte aus ihrem Ehrenamt verabschieden oder „sterben“ Projekte aufgrund mangelnder neuer Engagierter, ist das zu akzeptieren und der Prozess zu begleiten.
Engagierte benötigen Ansprechpartner*innen, die qualifiziert sind und ausreichend Ressourcen zur Verfügung gestellt bekommen. Diese müssen nach Corona manche Ehrenämter „wieder beleben“ und vor allem neue entwickeln. Denn es wird nach der Krise auch wieder neue Ehrenamtliche geben!
Auch muss weiterhin an der Digitalisierung des Ehrenamts gearbeitet werden, sowohl was die digitale Ausstattung betrifft, als auch die Qualifizierung, sich in der digitalen Welt zurecht zu finden. Und: es ist möglich, trotz des sehr wichtigen Kernelements des Engagements, Nähe und Kontakt, auch kontaktfreies Engagement anzubieten sowie rein digitales Engagement so gut zu machen, dass Engagierte und vom Engagement Profitierende, zufrieden sind.
Manches wird natürlich zurückkehren ins Analoge und Treffen wieder möglich werden, aber vieles wird digital bleiben, weil es Sinn macht, Spaß macht und weil es unsere Umwelt schont!
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